Anerkennung für einen Unermüdlichen
04.12.2020 Lupsingen, SportWilli Wenger | Immer mit Block und Kamera unterwegs
Mit Willi Wenger erhält ein Mann bei der Sportpreisverleihung heute Abend einen Anerkennungspreis, der seit 40 Jahren für die «Volksstimme» schreibt und für diverse Vereine und Verbände Organisationsarbeit geleistet ...
Willi Wenger | Immer mit Block und Kamera unterwegs
Mit Willi Wenger erhält ein Mann bei der Sportpreisverleihung heute Abend einen Anerkennungspreis, der seit 40 Jahren für die «Volksstimme» schreibt und für diverse Vereine und Verbände Organisationsarbeit geleistet hat.
Sebastian Wirz
Das kann nur Willi Wenger sein: Als Ramona Forchini 2017 den Grand-Prix Oberbaselbiet gewinnt, ist er näher am Geschehen als alle anderen. Drei Meter nach der Ziellinie passiert die Toggenburger Profi-Radfahrerin mitten auf der Strasse einen Mann in Schirmmütze und kurzen Hosen, mit Schreibblock in der Tasche und Kamera im Anschlag. In Gefahr begibt sich der Journalist nicht gerade, aber «Sicherheitsabstand» wäre auch nicht die richtige Bezeichnung. Schliesslich rauscht die Fahrerin in vollem Tempo nur einige Zentimeter am fotografierenden Mann vorbei. Aber mit Sicherheit hat er das frontalere Bild als alle anderen Fotografen.
Seit 40 Jahren ist Willi Wenger als Berichterstatter unter anderem für die «Volksstimme» unterwegs. Zuerst waren es Sportanlässe und Pressekonferenzen mit Sportbezug, bald schrieb der Lupsinger allgemein Artikel über das Geschehen in der Region oder besuchte im Auftrag verschiedener Zeitungen Gemeindeversammlungen. Doch den Anerkennungspreis erhält er heute Abend nicht nur für seine sportjournalistische Tätigkeit, sondern auch für seinen jahrelangen Einsatz in zahlreichen Vorständen und Organisationskomitees.
Der Leichtathlet des SC Liestal absolvierte auch Orientierungsläufe. Bei der OL-Vereinigung Baselland bekleidete er als Kassier denn auch seine erste Vorstandscharge. Nach mehreren Funktionen im OL-Sport verschlug es ihn als Pressechef des kantonalen Verbands zurück zur Leichtathletik und weiter zum Kantonalturnverein sowie zum Bezirksturnverband Liestal, für den er ebenfalls die Pressearbeit erledigte. 1980 schickte er erste Berichte von Orientierungsläufen an die «Volksstimme» und andere Titel und war von da an immer zugleich Journalist und Verbandsvertreter.
Wegen des Schreibens gelangte er auch als Pressechef zum Basellandschaftlichen Kantonal-Schwingerverband, bei dem er wenige Jahre auch als Vizepräsident amtete. «Bei der Anfrage hiess es immer, das gebe nicht viel zu tun. Nur wenige Sitzungen im Jahr», sagt Wenger auf Anfrage und lacht, «aber das entsprach nicht der Realität. Wir hatten ja keine Computer, nur mechanische Schreibmaschinen. Das bedeutete immer viel Zeit und Aufwand. Ich hatte das Glück, eine Familie im Rücken zu haben, die das akzeptierte.»
Im Unruhestand
Der ehemalige Bauzeichner und Kaufmann absolvierte neben dem Beruf die Schweizer Sportjournalistenschule, arbeitete bei der «Basellandschaftlichen Zeitung» als Leiter der Zeitungsadministration, ehe er für Jahre beim damaligen Amt für Berufsbildung als kantonaler Prüfungsleiter tätig war. 2001 wechselte er als stellvertretender Leiter zum Sportamt, wo er bis zu seiner Pensionierung 2012 blieb. Daneben unterhielt er stets sein «Büro für Kommunikation» und schrieb über den Sport und das Oberbaselbiet. Dieses Engagement intensivierte er im Ruhestand – ein Wort, das so oder so nicht zu Willi Wenger passt. «Man macht halt, was man macht», sagt der unermüdliche Schreiber. Aber es gebe ja gar nicht mehr viele Zeitungen, die Aufträge in der Region, geschweige denn im Regionalsport zu vergeben haben.
Willi Wenger ist ein aufgestellter Mensch, einer, der gerne mit Menschen redet und auch gerne seine Meinung kundtut. Dennoch ist er ein stiller Arbeiter, hielt nie grosse Reden, war eher im Hintergrund aktiv. Trotzdem sei sein Name bei der Diskussion um mögliche Anerkennungspreisträger in den vergangenen Jahren immer wieder ins Spiel gebracht worden, wie Sportamt-Leiter Thomas Beugger sagt. Wenger freut das sehr. Der Preis zeige ihm, dass er offenbar vieles richtig gemacht habe und dass das auch wahrgenommen wurde. Das ist ein Verdienst, «denn reich wird man mit all dieser Arbeit nicht». Wertvoll und bereichernd seien dafür viele Begegnungen mit Persönlichkeiten gewesen, unter anderem mit mehreren Bundesräten.