«Zu viel Eishockey gibt es nicht»
29.12.2020 Eishockey, SportRemo Hunziker und Nicola Di Santo leben ihr Hobby trotz Pandemie
Das Coronavirus verhindert aktuell, dass Remo Hunziker und Nicola Di Santo ihrer Skorer-Tätigkeit in den Reihen des EHC Zunzgen-Sissach nachgehen können. Die beiden Eishockeyspieler wissen aber auch mit anderen Qualitäten ...
Remo Hunziker und Nicola Di Santo leben ihr Hobby trotz Pandemie
Das Coronavirus verhindert aktuell, dass Remo Hunziker und Nicola Di Santo ihrer Skorer-Tätigkeit in den Reihen des EHC Zunzgen-Sissach nachgehen können. Die beiden Eishockeyspieler wissen aber auch mit anderen Qualitäten zu überzeugen.
Daniel Hofstetter
Die Familie steht bei Remo Hunziker und Nicola Di Santo an erster Stelle. Beide sind verheiratet, jeder ist Vater zweier Kinder. Doch schon bald darauf folgt in der Prioritätenliste das Eishockey. Was ihnen der Sport bedeutet, bringt Hunziker mit einem Satz auf den Punkt: «Hockey ist sozusagen mein Leben.» Wenig verwunderlich also, dass sich das Engagement der beiden nicht bloss auf ihre Rolle als Spieler des EHC Zunzgen-Sissach beschränkt.
Die Hockey-Skills gehören zweifelsfrei zu den Stärken von Di Santo. Gleichzeitig hat er mit einer Trainerausbildung begonnen. Diese beiden Aspekte brachte er zusammen und gründete im August dieses Jahres «Dio’s Skate & Skills». Di Santos Fokus liegt darauf, Spieler individuell weiterzubringen. Etwas, das für den Cheftrainer einer Mannschaft nur bedingt möglich ist, da dieser für die Geschicke des Teams als Ganzes verantwortlich ist.
«Ein Coach ist mit 20 Spielern auf dem Eis. Er hat keine Zeit, jeden einzeln anzuschauen. Ich aber kümmere mich wirklich nur um den einzelnen Spieler», unterstreicht der 26-Jährige den Vorteil seines Ansatzes. Di Santo sieht sowohl Nachwuchsspieler ab der U13 als auch erfahrene Akteure als potenzielle Kunden.
Eishockey und Yoga
Während es bei den älteren Spielern mehr um Detailarbeit geht, will er bei den jungen wichtige Basisarbeit betreiben. Er möchte ihnen beispielsweise «mitgeben, dass sie in der Position bleiben, nicht gerade mit einem Hohlkreuz auf dem Eis fahren». Di Santo selber vertraut ebenfalls auf individuelle Betreuung. Er hat Kontakte zu Tim Turk und Lucas Lawson aufgebaut. Bei den beiden Kanadiern absolviert er eine Online-Ausbildung. Die NHLerprobten Coaches agieren hingegen nicht nur als Mentoren. Sie sind vielmehr Geschäftspartner.
Denn zusammen mit ihnen sowie seiner Frau Désirée organisiert Di Santo im Juni 2021 das «hockeyyogi Skills Development Camp» in Brig, das sich an Spielerinnen und Spieler ab der U-20-Elite sowie an Profis weltweit ab Jahrgang 2003 richtet. Neben der Erweiterung der Skills stellt Yoga ein wesentliches Element des Camps dar. Die Teilnehmer können dabei von Désirée Di Santos Expertise als Yoga-Coach profitieren. Sie hat zudem selber in der Schweiz und in Nordamerika auf hohem Niveau Eishockey gespielt, kennt somit die Bedürfnisse der Profis. Die Bedeutung des von ihr unterrichteten «Forrest Yoga» sollte nicht unterschätzt werden.
«Man hört oft, wie Spieler nach ihrer Karriere an Depressionen leiden», so Di Santo. Er nennt das Beispiel von Gehirnerschütterungen sowie deren physischen sowie psychischen Folgen. Yoga hilft, das Training deutlich nachhaltiger zu gestalten, dadurch «die Verletzungsgefahr erheblich zu reduzieren». Essenziell ist dabei, dass die Spieler lernen, auf ihren Körper zu hören. Mit Yoga bauen sie sich eine zusätzliche Basis auf, «die dich im Hockey weiterbringt, von der du aber auch nach deiner Karriere profitierst».
High-End-Eishockeystöcke
Mit der Trainerausbildung hat Remo Hunziker ebenfalls angefangen. Sein aktuelles Steckenpferd ist aber in einem ganz anderen Bereich zu finden. Mit der Firma «Olin Hockey» beliefert er Kunden mit hochwertigen Eishockeystöcken. Die Idee dazu entstand nach dem Konkurs der EHC Basel Sharks 2014. Hunziker spielte fortan in der 1. Liga, absolvierte darüber hinaus eine Lehre. Neben seinen sonstigen Ausgaben blieb nicht viel Geld übrig, um teure Stöcke zu kaufen.
«Ich sagte mir, das kann es doch nicht sein», erinnert sich der mittlerweile 28-Jährige. Auf der Suche nach einer Lösung für das Problem wurde er in China fündig. Die Story nahm seinen Lauf. In einer ersten Phase liess er Stöcke für sich selber und für ein paar Kollegen produzieren. Die Erfahrungen mit den Lieferanten im Reich der Mitte fielen positiv aus. Als logischen Schritt begann er, die Sache ernster zu nehmen, weiter auszubauen.
Der Kundenstamm wuchs in der Folge beständig. Grössenteils sind diese in «unserer Liga» oder im Inlinehockey aktiv. Hunziker hat aber auch schon Lieferungen in den Kanton Graubünden getätigt, kann daneben den einen oder anderen grossen Namen nennen. So durfte er dem Davoser Enzo Corvi zwei Teststöcke liefern und erhielt erst kürzlich eine Anfrage von Dominic Lammer, einem Profi des HC Lugano. «Man braucht Geduld, doch es wächst. Es ist cool, wenn plötzlich überall meine Stöcke auftauchen», so Hunziker.
Herausforderungen wie Lieferfristen und Ähnliches gibt es selbstredend. Gleichwohl ist Hunziker mit der Entwicklung zufrieden. Wie weit die Geschichte noch gehen soll, lässt er bewusst offen. Denn aktuell betrachtet sei die Firma «ein bisschen ein Hobby. Dass die Marke einmal gross wird, ist durchaus ein Ziel. Sie ist hingegen aktuell nicht mein Hauptfokus. Ich habe immer noch eine Familie und einen Job.» Vielmehr macht es ihm einfach Spass – es ist ein weiteres Element im Hockey-Puzzle des Remo Hunziker.
«Eishockey ist meine Passion. Mir geht es darum, alles in diesem Sport zu sehen. Ich bin weiterhin Spieler. Erste Schritte im Trainergeschäft habe ich gemacht. Bei ZS bin ich Sportchef. Mit meiner Firma verkaufe ich Stöcke», erklärt Hunziker und ergänzt: «Irgendwann wird sich etwas herauskristallisieren, das in der Zukunft mein Ding werden kann.»