«Jetzt ist der ideale Zeitpunkt»
17.12.2020 SportTischtennis | Cédric Tschanz hat sich an der Hüfte operieren lassen
Aufgrund der Corona-Pandemie kann der Hölsteiner Cédric Tschanz aktuell keine internationalen Tischtennisturniere bestreiten. Er nutzte die Zwangspause, um sich einer notwendigen Hüftoperation zu ...
Tischtennis | Cédric Tschanz hat sich an der Hüfte operieren lassen
Aufgrund der Corona-Pandemie kann der Hölsteiner Cédric Tschanz aktuell keine internationalen Tischtennisturniere bestreiten. Er nutzte die Zwangspause, um sich einer notwendigen Hüftoperation zu unterziehen.
Daniel Hofstetter
Die erste Nacht nach seiner Operation sei «nicht so toll» gewesen, sagt Cédric Tschanz. Ansonsten verlief der Eingriff an seiner rechten Hüfte aber problemlos. Er soll eine annähernd dreijährige Leidenszeit des Tischtennisspielers beenden. «Ich hatte in den vergangenen zwei, drei Jahren immer wieder Probleme im Hüftbereich», erzählt Tschanz.
Am Anfang waren es bloss leichte Schmerzen. Mit Physiotherapie und Akupunktur versuchte er, dem entgegenzuwirken. Die Bemühungen brachten keine permanente Besserung. Bald einmal waren die Schmerzen auch im Rücken spürbar. Sie behinderten den 21-Jährigen insbesondere bei hoher Belastung. So beispielsweise während der intensiven Trainingseinheiten in China.
Ein bis zwei Mal im Jahr weilt Tschanz mehrere Wochen im Mutterland des Tischtennissports, um sein Spiel weiterzubringen. Im Anschluss an das Trainingslager im Sommer 2019 brachten Röntgenaufnahmen und eine MRI-Untersuchung schliesslich die finale Erkenntnis zu Tage. Eine OP ist unumgänglich.
Optimaler Zeitpunkt
Tschanz litt an einem so genannten Hüftimpingement. Eine mögliche langfristige Folge der Erkrankung ist die Hüftarthrose. Konservative Therapien können zu einer Reduktion der Schmerzen führen, der mechanische Konflikt zwischen dem Oberschenkelhals und der Hüftpfanne lässt sich hingegen nur durch einen Eingriff beheben. Eine sofortige Operation kam aber nicht infrage. «Ich wollte die Saison noch durchspielen, da ich so viel dafür trainiert habe», blickt Tschanz zurück. Der Fokus blieb entsprechend auf dem Spielbetrieb, bis das Coronavirus alles veränderte.
Aufgrund des Lockdowns reduzierte der Hölsteiner sein Trainingspensum deutlich. Als Folge nahmen die Beschwerden ebenfalls ab, die Thematik rückte vorerst wieder in den Hintergrund. Dass Tschanz sich gleichwohl für die Operation entschied, dafür sorgte ein erneuter Arztbesuch. «Der Arzt meinte, jetzt sei die letzte gute Möglichkeit», so Tschanz. Dies darum, weil aufgrund der Pandemie aktuell keine internationalen Turniere stattfinden. Auch die nationalen Wettkämpfe wurden abgesagt. Tschanz würde somit keine wichtigen Events verpassen, was ihn in der Weltrangliste zurückwerfen würde. Deshalb entschied er sich zusammen mit seinem Team, den Eingriff an der rechten Hüfte durchführen zu lassen.
Er kann bereits wieder an Stöcken laufen und dank einer Bewegungsschiene erste kleine Trainingsübungen machen. Gleichwohl nimmt er es «in den ersten zwei Wochen, bis die Fäden gezogen werden, noch ‹piano›. Danach kann man langsam von ‹performen› reden.»
Auf seinem Weg zurück steht zuerst die Physis im Vordergrund. Ihn erwartet eine intensive Zusammenarbeit mit seinem Physiotherapeuten sowie einem Personal Trainer. Diese Phase soll bis hinein in den April des kommenden Jahres andauern. Im Anschluss wird er die Spitzensport-RS absolvieren – als erster Schweizer Tischtennisspieler überhaupt. Dabei rückt das Tischtennis wieder in den Fokus. «Es ist so, dass man nach der Militärausbildung während der Spitzensport-RS im Ausland trainieren darf», so Tschanz. Diese Möglichkeit will er mit einem Trainingslager in China nutzen.
Wichtige Weltrangliste
Die grösste Gefahr im Rahmen der Rehabilitation sieht er bei sich selbst. Er habe die Tendenz, zu früh zu viel zu wollen. Um das zu verhindern, «muss ich unbedingt auf meinen Körper hören.» Hilfreich für ihn ist, dass «mich die Ärzte und Physios gut kennen. Sie sagen mir schon, wenn ich es lockerer angehen soll.» Läuft alles nach Plan, will Tschanz auf die neue, im Spätsommer kommenden Jahres beginnende Saison, bereit sein.
Doch ob der Hölsteiner dann wieder an Wettkämpfen wird teilnehmen können, hängt nicht nur von ihm alleine ab: «Ich hoffe, die Situation mit Corona wird im kommenden August besser sein. Ich hoffe, man kann internationale Turniere spielen.» Denn von diesen Turnieren wird es abhängen, ob er seinen Traum wird erfüllen können. Sein Fernziel bleiben die olympischen Spiele 2024 in Paris. Damit er sich dafür qualifizieren kann, muss er in der Weltrangliste einen grossen Schritt nach vorne machen. Zwar ist Tschanz der drittbeste Schweizer im Ranking. Mit Platz 310 ist eine Olympiaqualifikation jedoch noch in weiter Ferne.
Denn «es läuft alles über die Weltrangliste. Deshalb muss ich mich dort verbessern», wie Cédric Tschanz betont. Um sich weiterzuentwickeln, braucht er die internationalen Wettkämpfe, da dort die Konkurrenz ungleich stärker ist als in der Schweiz. Diese Events sollen ihm die nötige Erfahrung bringen, damit er auch die wichtigen Punkte einfahren kann, die ihn weiter nach vorne bringen: «Mein grosses Ziel ist es, weltweit in die Top-100 zu kommen. Wenn du es dorthin schaffst, dann kannst du eigentlich überall teilnehmen.»