«Etwas zurückgeben, was ich selber erfahren habe»
10.12.2020 Lausen, SportFrancis Schmid ermöglicht Kindern ihren Lieblingssport
Seit zehn Jahren unterstützt der Lausner Francis Schmid mit seiner Stiftung Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Er will es ihnen ermöglichen, ihren Wunschsport auszuüben. Begonnen hatte alles mit einem unerwarteten Ereignis in ...
Francis Schmid ermöglicht Kindern ihren Lieblingssport
Seit zehn Jahren unterstützt der Lausner Francis Schmid mit seiner Stiftung Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Er will es ihnen ermöglichen, ihren Wunschsport auszuüben. Begonnen hatte alles mit einem unerwarteten Ereignis in Schmids Jugend.
Daniel Hofstetter
«Es darf einfach nicht sein, dass in der heutigen Zeit ein junger Mensch nicht die Möglichkeit hat, den Sport auszuüben, den er möchte», betont Francis Schmid. Zusammen mit seinen beiden Kindern hat er deshalb vor zehn Jahren die Schmid-Stiftung ins Leben gerufen. Als Verdingkind erlebte Schmid selber eine schwierige Kindheit. Der Sport sei dabei eine Art «Lebenselixier» gewesen, wie der bald 70-Jährige erklärt. Unter anderem spielte er Eishockey beim EHC Basel. Um sich eine ordentliche Ausrüstung zuzulegen, fehlten ihm die finanziellen Mittel. Eines Tages sprach ihn jedoch der Materialwart an. Schmid solle nach dem Training zu ihm kommen. Ein anonymer Sponsor hatte Schmid eine komplette Ausrüstung beschafft. Selbst wenn er bis heute nicht mit letzter Sicherheit weiss, wer ihn als Gönner unterstützte, hinterliess die Aktion einen bleibenden Eindruck.
Geld für Fussballschuhe
Nach seiner Aktivzeit blieb Schmid dem Sport verbunden. Denn «der Sport hat für mich einen hohen erzieherischen Wert». Werden die Jugendlichen von verantwortungsbewussten Trainern betreut, kann er einen wichtigen Beitrag dazu leisten, sie von der schiefen Bahn abzuhalten. Deshalb amtete Schmid als Trainer oder Funktionär sowohl beim SC Liestal als auch beim EHC Basel. «Ich habe immer versucht, etwas davon zurückzugeben, was ich früher bekommen habe», begründet er sein Engagement.
Die Beziehung zu seiner leiblichen Mutter war zeitlebens keine einfache. Sie warf dem Treuhänder beispielsweise vor, er sei bloss hinter ihrem Geld her. Als seine Mutter verstarb, wollte Schmid darum auf sein Erbe verzichten. Schmids Frau überzeugte ihn schliesslich, mit dem Geld eine Stiftung aufzubauen. Es ist eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut. Exemplarisch berichtet er von einem Fussballer, den er über mehrere Jahre hinweg mit dem Kauf von Fussballschuhen unterstützt hat und der nun auf dem Sprung zum Profi steht. Dabei ist es Schmid wichtig zu betonen, dass das Profitum keinesfalls das Ziel des Engagements war. Vielmehr sollte «die Situation vermieden werden, dass er nicht mehr Fussball spielen kann, weil ihm das Geld für die Schuhe fehlt».
Das Hauptanliegen der Stiftung ist, Kinder aus schwierigen Verhältnissen zu unterstützen. Es ihnen zu ermöglichen, ihren Wunschsport auszuüben. Diese Motivation treibt Schmid an. Entsprechend sind es auch die kleinen Dinge, welche die schönsten Belohnungen darstellen. Er erwähnt eine Innerschweizer Familie mit fünf Kindern, denen die Stiftung die Teilnahme an einem Kletterlager ermöglicht hat. Mit einem «enorm langen Brief» habe sich die Mutter bei ihm bedankt. Ein solches Schreiben oder eine andere Art der Dankbarkeitsbekundung ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. «Es gibt Fälle, bei denen hörst du nichts mehr. So ist halt der Mensch», meint Schmid.
Eine besondere Herausforderung stellt das Auswahlverfahren dar. Jeder Antrag auf Unterstützung wird intensiv geprüft. Dafür fordert Schmid finanzielle Unterlagen bei den Antragstellern ein und bewertet diese. Schmid unterstreicht, dass jeder Fall individuell angeschaut wird. Dem Bauchgefühl kommt dabei eine hohe Bedeutung bei. «Ich schaue, wie der Antrag geschrieben ist. Man spürt, ob wirklich Hilfe nötig ist oder ob hier einfach ein teures Hobby finanziert werden soll.» Absagen sind Teil des Geschäfts. Nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden. Gewisse Wünsche übersteigen die Möglichkeiten der Stiftung. Die Wahrung eines gesunden Verhältnisses zwischen Einnahmen und Ausgaben ist für den diplomierten Buchhalter ein Muss.
Positiver Blick in die Zukunft
Seit einer Dekade führt Schmid die Stiftung. Er blickt «sehr positiv» auf die vergangenen Jahre zurück. Die Stiftung aufzubauen sei «eine super Idee» gewesen. «Ich würde es sofort wieder machen.» Fast 60 Kinder hat er bereits in den unterschiedlichsten Sportarten unterstützt. Die Tendenz ist klar ansteigend. Denn seit er sich beruflich etwas zurückgezogen hat, bleibt ihm mehr Zeit für die Stiftung.
«Wenn ich gesund bleibe, werde ich versuchen, die Stiftung auszubauen.» Zugute kommt Schmid dabei sein grosses Beziehungsnetz, das er sich während seiner Laufbahn sowohl im Privaten als auch im Beruf erarbeitet hat. Und die Unterstützung seiner Kinder ist ihm ebenfalls gewiss. «Sie wissen Bescheid. Wir sitzen regelmässig zusammen. Dabei diskutieren wir die Situation, besprechen Fälle.» Entsprechend zuversichtlich blickt Schmid in die Zukunft: «Die Stiftung ist auf dem aufsteigenden Ast. Davon bin ich überzeugt.»