Was schon die alten Germanen schätzten
27.11.2020 Bezirk Sissach, Ormalingen, Wirtschaft«Unverpackt»-Laden ist gut gestartet
Acht Monate nach Eröffnung fällt eine erste Zwischenbilanz im Ormalinger «Unverpackt»-Laden am Langmattweg positiv aus. Der Verzicht auf Verpackungen ermöglicht ein dosiertes Einkaufen und bremst das Verschleudern von Lebensmitteln. Besonders ...
«Unverpackt»-Laden ist gut gestartet
Acht Monate nach Eröffnung fällt eine erste Zwischenbilanz im Ormalinger «Unverpackt»-Laden am Langmattweg positiv aus. Der Verzicht auf Verpackungen ermöglicht ein dosiertes Einkaufen und bremst das Verschleudern von Lebensmitteln. Besonders beliebt sind bei der Kundschaft Haferflocken.
Otto Graf
Am 2. April dieses Jahres – die erste Corona-Welle rollte über die Schweiz – eröffnete Daniela Beck am Langmattweg in Ormalingen den ersten «Unverpackt»-Laden des Oberbaselbiets. Knapp acht Monate später zeigt sich: Der Laden ist trotz der Pandemie auf Kurs. Die Inhaberin und deren Mitarbeiterin Jeanine Mack sind mit dem Geschäftsverlauf zufrieden und ziehen eine positive Bilanz. Kein Wunder, denn das Lokal wirkt heimelig. Es ist einfach und übersichtlich eingerichtet, was der Kundschaft sichtlich behagt. Die persönliche Beratung und die Mithilfe beim Abfüllen gewisser Produkte sind selbstverständlich.
90 Prozent der rund 320 Produkte von etwa 60 Lieferanten seien unverpackt, betont Daniela Beck. Für die Kundinnen und Kunden heisst das, dass sie das entsprechende Gebinde von zu Hause mitbringen oder im Laden als Mehrwegverpackung erstehen müssen. Dafür setzen sie ein Zeichen für die Umwelt.
Die Milch beispielsweise liefert jeden Morgen ein Bauer aus Hemmiken frisch an, der im Gegenzug eine allfällige Restmenge vom Vortag zum Verfüttern an sein Jungvieh zurücknimmt. Neben der Glasflasche erlebt das gute alte Alu-Milchkesseli seine Wiedergeburt. Wichtig ist die Waage, denn für das Ermitteln des Nettogewichts müssen die Behältnisse zuvor austariert werden. Weil die meisten Waren für den täglichen Bedarf, die zu einem grossen Teil aus der Region stammen, offen angeboten werden, fallen keine unnötigen Verpackungen an.
Warum nicht im Milchhüsli?
«Die Haferflocken sind der absolute Renner bei uns», berichten die beiden Tennikerinnen übereinstimmend. Wohl deshalb, vermuten sie schmunzelnd, weil der Haferbrei schon den alten Germanen unerhörte Kräfte verliehen haben muss. Aber auch Eier, Mehl und Kaffeebohnen sowie Saisonprodukte – wie etwa Obst, Gemüse und Süssmost – verkaufen sich gut. Zudem wird das Sortiment laufend den Bedürfnissen angepasst. Weniger gut, was die jungen Frauen erstaunt, laufen Sojaflocken und -bohnen. Das habe offenbar mit den Produktionsmethoden zu tun – zumindest gehen sie davon aus.
Auf die Frage, warum sie den «Unverpackt»-Laden nicht im wesentlich zentraler gelegenen und leer stehenden Milchhüsli eingerichtet haben, nennt Daniela Beck den vergleichsweise günstigen Mietzins. Zudem habe sie erst später von dieser Alternative erfahren. Hier sei man finanziell auf der sicheren Seite, sagt sie weiter. Ein Umzug an den Dorfplatz sei kein Thema, zumal das Objekt dort verkauft werden soll. Hingegen könne sie sich vorstellen, weiter unten im Tal, in Gelterkinden oder in Sissach, dereinst ein weiteres Ladengeschäft mit «Unverpackt»-Erzeugnissen zu eröffnen. Entschieden, so Beck, sei noch nichts. Aber sie halte die Augen offen.
In der Haltung bestärkt
Viele Kundinnen und Kunden seien in Ormalingen, Gelterkinden oder Sissach zu Hause, fährt Beck fort. Doch selbst aus weiter entfernten Orten kämen die Leute extra nach Ormalingen, um plastikfrei oder zumindest verpackungsarm einkaufen zu können.
Nicht nur Daniela Beck, Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen, und ihre Assistentin Jeanine Mack, gelernte Detailhandelsangestellte, sind von der Philosophie des verpackungsfreien Einkaufens überzeugt. Auch die Kundschaft leistet ihren Beitrag und setzt so ein Zeichen gegen vermeidbaren Verpackungsmüll. Diese Tatsache bestärkt das Team in seiner Haltung, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.