Ein letztes Mal ins Rampenlicht
24.11.2020 Sport, ZeglingenBiathlon | Mario Dolder will seine Karriere mit dem Baselbieter Sportpreis krönen
Am Ende seiner Karriere hat Mario Dolder die Chance, den Baselbieter Sportpreis zu gewinnen. Die Auszeichnung wäre für den Biathleten eine grosse Ehre, nachdem das sportliche Ende seiner ...
Biathlon | Mario Dolder will seine Karriere mit dem Baselbieter Sportpreis krönen
Am Ende seiner Karriere hat Mario Dolder die Chance, den Baselbieter Sportpreis zu gewinnen. Die Auszeichnung wäre für den Biathleten eine grosse Ehre, nachdem das sportliche Ende seiner Karriere wegen Corona ins Wasser fiel.
Severin Furter
Am 12. März 2020 hat Mario Dolder im finnischen Kontiolathi sein letztes Weltcuprennen bestritten. Das letzte Rennen der Saison, das letzte seiner Spitzensportkarriere. Zwar hat der mittlerweile 30-Jährige seinen Rücktritt auf Ende Saison 2019/20 angekündigt, dass dieser jedoch an diesem Tag in Finnland vollzogen wird – nach einem enttäuschenden 89. Rang im Sprint – war alles andere als geplant: «Aufgrund von Corona mussten wir fast fluchtartig zurück in die Schweiz reisen», sagt Dolder ein halbes Jahr später.
Aufgrund der speziellen Situation erlebte der gebürtige Zeglinger das Ende seiner Karriere als emotionslos. Kein Abschlussrennen, wie er es sich ausgemalt hatte, kein Abschlussfest – einfach nichts: «Als emotionaler Mensch habe ich mir das anders gewünscht.» So sei alles plötzlich fertig gewesen, ohne Zeit des Abschieds und ohne Feierlichkeiten.
Umso erfreuter zeigt sich Dolder über die Nomination für den Baselbieter Sportpreis 2020, auch wenn er zum Zeitpunkt der Nominierung bereits derart im «neuen» Leben angekommen sei, dass er gar nicht mehr damit gerechnet habe: «Die Nominierung ist für mich eine sehr grosse Wertschätzung und zeigt mir, dass ich mit meiner Karriere wichtige Pionierarbeit für den Biathlonsport im Baselbiet geleistet habe.»
Dolder hat sein Leben während der vergangenen 15 Jahre auf den Biathlonsport ausgerichtet. Seine Laufbahn beginnt im Teeniealter, als er im Nachwuchs der Langlaufgruppe Lausen das erste Mal mit Biathlon in Kontakt kommt. Es folgt eine Sportlerkarriere nach Mass. Der Oberbaselbieter wird für die Nachwuchskader von Swiss Ski selektioniert, absolviert dank der Leistungssportförderung Baselland die Sportklasse am Gymnasium Liestal und darf erste Erfolge feiern. Der grösste Triumph im Juniorenalter: eine Bronzemedaille an den Junioren-Weltmeisterschaften in Kanada.
Nach der Matur setzt Dolder weiterhin auf die Karte Sport, kommt ins Elitekader, besucht die Spitzensport-Rekrutenschule, startet im Europacup, etabliert sich später im Schweizer Weltcup-Team, reist für Wettkämpfe rund um die Welt und trainiert wochenlang im Trainingsstützpunkt der Biathleten in Realp (UR). Seine geliebte Heimat Oberbaselbiet und die Familie bleiben dabei immer sein Rückzugsort. Nebenbei nimmt Dolder sein Studium zum Bauingenieur in Angriff.
Akribisch und fokussiert
Wer Dolder kennt, der weiss: Er überlässt nichts dem Zufall. Seine Ziele verfolgt er akribisch und fokussiert. Er hat einen Plan und arbeitet danach. So schafft er es, sein grosses Ziel, eine Teilnahme an den Olympischen Spielen, zu erreichen. 2018 steht der Biathlet schliesslich in Pyeongchang am Start. Ein unbeschreibliches Gefühl: «Ich fühlte mich unsterblich und in der Form meines Lebens», sagt Dolder heute.
Doch an seinem grossen Ziel angekommen, erlebt Dolder auch einen der grössten Tiefschläge seiner Karriere: Im Sprintrennen ist Dolder auf der Loipe zwar gleich schnell wie der spätere Olympiasieger, am Schiessstand stellt er jedoch das Gewehr falsch ein und muss drei Fehler im Liegendschiessen hinnehmen. Damit verpasst er nicht nur ein Top-Resultat, sondern auch die Top 60, die für einen Start im Verfolgungsrennen notwendig gewesen wären. «Das war schlimm, ich hätte damals am liebsten alles hingeschmissen.»
Doch Dolder macht weiter, beweist nicht das erste Mal in seiner Karriere, dass er ein Kämpfer ist, und arbeitet weiter an sich. Lange Zeit ist der Baselbieter hinter Teamleader Benjamin Weger die Nummer 2 im Schweizer Herrenteam, tritt im Winter Wochenende für Wochenende im Weltcup an. Sein bestes Resultat in den rund 150 Weltcuprennen ist der 6. Rang im Sprintrennen beim Weltcup in Östersund in der Saison 2017/18: «Wenn mir als Junior einmal jemand gesagt hätte, dass ich in einem Weltcuprennen in die Top Ten laufen werde, hätte ich das nicht geglaubt», sagt Dolder. Er ist dankbar für seine Spitzensportkarriere: «Es sind nicht nur die guten Resultate, die bleiben. Einen Sport in dieser Form auszüben, ist ein Privileg.»
Von der Loipe auf die Baustelle
In seiner jahrelangen Karriere hat Dolder viel Durchhaltewillen bewiesen. Dabei wusste er stets, dass es auch ein Leben nach dem Spitzensport geben wird. Wie im Sport auch, hat er sich auf diesen neuen Lebensabschnitt bestens vorbereitet. Sein Studium zum Bauingenieur hat er diesen Sommer abgeschlossen – pünktlich zum Ende der Karriere. Bevor er kommende Woche seine erste Vollzeitstelle als Bauingenieur antreten wird, hat er in den vergangenen Monaten mit einem Baustellen-Praktikum bei der Ruepp AG in Ormalingen erste Erfahrungen im Berufsleben gesammelt. Der Zufall will es, dass er dabei auf seiner «eigenen Baustelle» arbeiten kann: In Zeglingen baut Dolder ein altes Baselbieter Haus um, das künftig sein Eigenheim sein wird.
Dass Dolder und seine Frau zudem im Frühjahr Eltern eines Jungen geworden sind, macht das Leben nach dem Spitzensport komplett: «Ich geniesse die Zeit mit der Familie enorm.» Zeit, die in den vergangenen Jahren oftmals zu kurz kam.
Und jene Zeit als Spitzensportler? Sie scheint mit den neuen Aufgaben schon weit weg zu sein. Mit dem Gewinn des Sportpreises würde sie nochmals – und wohl ein letztes Mal – in den Vordergrund rücken: «Es wäre mir eine grosse Ehre und würde mich riesig freuen.»
Das Publikumsvoting für den Baselbieter Sportpreis 2020, in Form einer Online-Abstimmung, läuft bis zum 2. Dezember. Alle Infos unter www.sport-bl.ch (> Unsere Angebote und Anlässe > Sportpreisverleihung)