Asphalt überdeckt Ackerland
05.11.2020 Bauprojekte, Landwirtschaft, Bezirk WaldenburgDer WB-Neubau zeigt seine ersten Spuren im Gelände
25 000 Quadratmeter Landwirtschaftsland müssen vorübergehend dem Neubau der Waldenburgerbahn weichen. Dies ruft Kritiker auf den Plan.
Elmar Gächter
Es geht los! Wenn man in diesen Tagen das Waldenburgertal ...
Der WB-Neubau zeigt seine ersten Spuren im Gelände
25 000 Quadratmeter Landwirtschaftsland müssen vorübergehend dem Neubau der Waldenburgerbahn weichen. Dies ruft Kritiker auf den Plan.
Elmar Gächter
Es geht los! Wenn man in diesen Tagen das Waldenburgertal befährt, wird einem bewusst, dass sich baulich einiges tut. Die Rotlichter auf der Kantonsstrasse mehren sich, ebenso die Anzahl der Baumaschinen. Der Bahnlinie entlang werden Baupisten und Installationsplätze angelegt, so, als würde das ganze Tal zu einer einzigen Baustelle mutieren. Es sind die Vorboten einer rund zweijährigen Phase, die wohl nicht nur den Benützern der Hauptstrasse einiges an Geduld abverlangen wird.
Der pensionierte Landwirt Paul Eschbach aus Diegten wird von den Verkehrsbeschränkungen weniger betroffen sein. Ihm ist etwas anderes ein Dorn im Auge. Er übt in einem Leserbrief scharfe Kritik am Umgang mit landwirtschaftlichem Boden. Es werde bestes Kulturland mit Wandkies und Teerbelag zugepflastert, um Installationsflächen für die Arbeiten am Neubau der Waldenburgerbahn zu schaffen. «Dass es einen Werkplatz braucht, ist allen klar, aber ein solches Vorgehen ohne sauberen Humusabtrag ist unglaublich», schreibt Eschbach. Dies sei absolut bedenklich und eine Frechheit gegenüber der Natur. «Humus über Jahre hermetisch abzudecken, bedeutet den klinischen Tod für sämtliche Lebewesen», ist er überzeugt.
Geotextil, Kies, Asphalt
25 000 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche beansprucht das Projekt der Waldenburgerbahn für Baupisten und Installationsflächen, erklärt Fabiano Rosa, Projektleiter bei der Baselland Transport AG (BLT), auf Anfrage der «Volksstimme». «Vor allem im Abschnitt Altmarkt bis Talhaus müssen parallel zur Kantonsstrasse Baupisten aufgeschüttet werden, damit die Kantonsstrasse durch die Baumassnahmen möglichst minimal eingeschränkt wird», begründet er die Massnahmen. Diese Flächen würden bis maximal Ende 2023 benötigt.
Zum Schutz des Bodens wird laut dem bodenkundlichen Baubegleiter Matthias Hunziker bei den beanspruchten Flächen ein 50 Zentimeter dicker Kieskoffer mit – wo notwendig – darüberliegendem Asphaltbelag direkt auf den gewachsenen Oberboden aufgebracht. Eine Trennschicht aus reissfestem Geotextil verhindert, dass es zu einer Vermischung von Humus und Koffermaterial kommt. Es entspreche nicht mehr dem neusten Stand der Technik, dass vorgängig der Humus abgetragen und die Installation auf dem Unterboden erstellt werde, so Hunziker.
«Boden einfach in Ruhe lassen»
Der Unterboden diene als Speicher und sei verdichtungsempfindlicher als der Oberboden. Werde er physikalisch verdichtet, beeinträchtige dies die Fruchtbarkeit des Bodens nachhaltig. Der Oberboden mit seinem höheren Anteil an organischer Substanz und seiner einfacheren Bearbeitungsfähigkeit könne sich besser regenerieren als der darunterliegende Unterboden.
Zur Aussage des Leserbriefschreibers, dass ein «hermetisches Abdecken» den Tod für sämtliche Lebewesen bedeute, hält Fabiano Rosa fest: «Die Erfahrung hat gezeigt, dass je nach Dauer der Beanspruchung der Boden stärker beeinflusst wird, wenn er abgetragen und zwischengelagert wird, als wenn man ihn einfach in Ruhe lässt.» Ein Abtrag von Ober- und Unterboden erfolge nur dann, wenn der Installationsplatz für sehr hohe Lasten wie Baukrane ausgelegt sei oder die Beanspruchung länger als fünf Jahre dauere. Laut Rosa rechnet man mit drei Jahren, bis der Boden seine vorherige Wirkung wieder entfalten kann. «Der Zustand der einzelnen Flächen wird aber beim Rückbau überprüft, ebenso im Verlauf der Folgebewirtschaftung.» Die BLT entschädige die Bewirtschafter in diesem Zeitraum für den Ertragsausfall.
Grossbaustellen wie der Neubau der Waldenburgerbahn erfordern eine Umweltverträglichkeitsprüfung, in deren Rahmen durch anerkannte Bodenfachleute ein Bodenschutzkonzept erarbeitet wurde. Das Konzept wurde vom Amt für Umweltschutz und Energie Baselland (AUE) bewilligt und die Umsetzung der vorgegebenen Massnahmen wird periodisch vor Ort kontrolliert. Ziel des physikalischen Bodenschutzes sei es, den durch die Bauarbeiten beeinflussten Boden so zu schützen beziehungsweise zu erhalten, dass er möglichst keine dauerhaften Schäden erfahre, hält Dominic Utinger, Leiter Ressort Ressourcenwirtschaft und Anlagen beim AUE fest. «Die Arbeiten erfolgen gemäss guter fachlicher Praxis und es wird sorgfältig mit dem Kulturland umgegangen.»
Und was meint Paul Eschbach zu den Erklärungen der Fachleute?«Es mag ja nach heutigem Wissen gang und gäbe sein mit den grossen Abstellplätzen entlang der Neubaustrecke der WB. Ich bin ein ehemaliger Landwirt und zu meiner aktiven Zeit zählte das Kulturland als höchstes Gut für jeden Bauern.»