Die 18-jährige Ramona Roppel betreibt den Schiesssport mit viel Hingabe. Mit dem Gewinn einer Goldmedaille an der Juniorinnen-Schweizermeisterschaft hat sie sich für ihr Engagement belohnt. Ihr Traum bleibt die Teilnahme an einer EM.

Daniel Hofstetter

Die Schweizermeisterschaft der Juniorinnen in der Kategorie 25 Meter Sportpistole Ende August in Thun war ein Wettkampf auf Messers Schneide. Vor dem letzten Durchgang lagen die drei noch verbliebenen Schützinnen gleichauf. Ein Shoot-off musste entscheiden, welche beiden Akteurinnen Gold und Silber unter sich ausmachen. Ramona Roppel hielt dem Druck stand. Sie schaffte zusammen mit der Bernerin Annika Glauser den Einzug in den Finaldurchgang.

Auch hier musste das Shoot-off für die Entscheidung sorgen. Wiederum behielt die bald 19-jährige Tennikerin die Nerven. Sie gewann das Shoot-off 3:0 und holte sich damit die begehrte Goldmedaille.

An diesem Tag unterstrich der Tenniker Teenager eine seiner ganz grossen Vorzüge: Die mentale Stärke. Ramona Roppel schafft es, genau dann ihre beste Leistung abzurufen, wenn es darauf ankommt. Dies hatte sie bereits bei ihrer ersten Berührung mit dem Schiesssport unter Beweis gestellt.

Eine Schützenfamilie
Im Alter von neun Jahren nahm sie im Rahmen von «Tenniken bewegt» an einem Biathlon-Wettkampf teil. Dabei überzeugte sie die Verantwortlichen des Schiessvereins Zunzgen Tenniken, indem sie gerade einmal 4 Punkte unter dem Maximum blieb. Das zweifellos vorhandene Talent war damit an den Tag gelegt. Und dieses kommt nicht von ungefähr. «Ja, wir sind wirklich eine Schützenfamilie», unterstreicht Roppel die Verbundenheit ihrer Familie mit dem Schiesssport.

Bis dahin hatte sie von Karate über Kunstturnen bis zum Schwimmen oder Tennis in diverse Sportarten reingeschnuppert. Gefesselt hatte sie nichts, bis sie im Schiesssport ihre Berufung fand. Der zweifelhafte Ruf, den ihr Sport in Teilen der Gesellschaft hat, ist ihr bewusst. Die Unterscheidung zwischen der Pistole als Waffe und als Sportgerät ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Anderen Menschen fällt dies schwerer, weshalb sie sich für die Ausübung ihres Sports teilweise rechtfertigen müsse. Das sei schade, da der Sport faszinierend sei. So verlangt er beispielsweise ein hohes Mass an Konzentration. Genau dieser Aspekt begeistert die Schülerin und trägt dazu bei, weshalb sie ihn bis heute ausübt. Dass sie dabei insbesondere bei Wettkämpfen erfolgreich agiert, hat noch weitere Gründe. Zum einen ist Roppel überzeugt, die Vorgaben von René Salathé, ihrem Trainer beim kantonalen Kader, gut erfüllen zu können. «Wenn es mir im Wettkampf nicht so läuft, nimmt er mich raus. Er sagt mir, was ich machen muss, und das kann ich dann gut umsetzen», erläutert sie ihre Fähigkeit. Diesen Eindruck bestätigt Salathé, findet aber gleichzeitig einen weiteren zentralen Baustein für die Erfolge. «Im Finalschiessen musst du mehr Risiko eingehen, mehr ans Limit gehen. Da musst du den Mut haben, den Prozess auszureizen. Während andere Bammel vor dem Finalschiessen haben, liebt Ramona das», so Salathé.

Der Gewinn der Goldmedaille an den Schweizermeisterschaften stellt zweifellos den vorläufigen Höhepunkt von Roppels junger Karriere dar. Sie habe sich damit «einen Wunsch erfüllt», wie es Salathé ausdrückt. Seit 2016 nimmt die Tennikerin an Schweizermeisterschaften teil. Während sie im ersten Jahr leer ausging, folgten 2017 sowie 2018 je eine Bronzemedaille. 2019 holte sie Silber, ehe der Steigerungslauf heuer in Gold gipfelte.

Traum einer EM
Ein Jahr noch wird die Oberbaselbieterin bei den Juniorinnen antreten dürfen. Entsprechend möchte sie 2021 ihren Titel verteidigen, ehe der grosse Sprung zur Elite erfolgt. Will sie auch dort ganz vorne mitmischen, müsste sie ihren Trainingsaufwand erheblich erhöhen. Aktuell beschränkt sich dieser auf die beiden regulären Trainings am Montag mit dem Verein sowie am Mittwoch mit dem kantonalen Kader. Dass ein deutlicher Mehraufwand nötig sein wird, ist der Schützin bewusst. Allzu viele Gedanken über die mittelfristige Zukunft will sie sich hingegen nicht machen. Denn neben dem Schiesssport gibt es weitere Bereiche, die ihr Leben bestimmen. Zum einen amtet sie als Leiterin der Mädchenriege Tenniken. Vor allem aber strebt sie an, in einem Jahr das Medizinstudium zu beginnen. Gleichwohl unterstreicht sie, dass ihr der Schiesssport «sehr viel» bedeutet.

Auch diesen Aspekt kann Trainer Salathé bestätigen: «Ramona ist absolut zuverlässig. Wenn es irgendwie geht, ist sie im Training. Und wenn sie da ist, dann will sie arbeiten.» Mit dem Gewinn der Goldmedaille hat sie nun einen gerechten Lohn für ihr Engagement, ihre Hingabe zum Schiesssport, erhalten. Wohin ihre weitere Reise führt, bleibt angesichts der anstehenden Veränderungen offen. Eine Aussage zu ihren Fernzielen lässt sie sich trotzdem noch entlocken: «Ich würde gerne einmal an Europameisterschaften teilnehmen. Das wäre ein absoluter Traum.»

Wunsch erfüllt: Goldmedaille

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