Die Vergangenheit als Zukunft
09.10.2020 LangenbruckJürg Gohl
Die vier Langlauf-Einsteigerkurse des vergangenen Winters auf der Loipe in Langenbruck/Bärenwil wären allesamt ausgebucht gewesen. Wegen Schneemangel mussten sie aber, einer nach dem andern, abgesagt werden. Nie lagen die 30 Zentimeter Schnee, die erforderlich ...
Jürg Gohl
Die vier Langlauf-Einsteigerkurse des vergangenen Winters auf der Loipe in Langenbruck/Bärenwil wären allesamt ausgebucht gewesen. Wegen Schneemangel mussten sie aber, einer nach dem andern, abgesagt werden. Nie lagen die 30 Zentimeter Schnee, die erforderlich sind, um die Spur zu ziehen, ohne dass das Landwirtschaftsland Schaden nimmt.
Ende August musste der einstige Baselbieter Wintersportort etwas Symbolhafteres streichen. Der Skiclub Langenbruck wurde nach offizieller Lesung mit dem Verein Tourismus Langenbruck fusioniert (die «Volksstimme» berichtete), der selber erst vor drei Jahren aus dem örtlichen Verkehrs- und Verschönerungsverein hervorgegangen ist.
Neuer Job für alten Skiklub
Die Fusion ist aber vielmehr ein Anschluss, denn der Skiclub Langenbruck, der mit dem Gründungsjahr 1909 zu den ältesten Skiklubs des Landes zählte, kränkelte. Aus verschiedenen Gründen standen vor zwei Jahren mehrere Rücktritte aus dem Vorstand des überalterten Vereins an. Gemeinderat Claudio Rossi und Gemeindepräsident Hector Herzig nahmen in der Not Einsitz, denn sie wollten den traditionsreichen Verein, der für die Wintersporttradition des Dorfs steht, nicht einfach im Stich lassen. Aus der Mitte des Vereins wurde schliesslich der Antrag gestellt, sich dem örtlichen Tourismus-Verein anzuschliessen.
Neben der Nostalgie gibt es noch einen zweiten Grund für das Einspringen der beiden Exekutivpolitiker: Der Skiklub, einst im nordischen und alpinen Skisport sehr aktiv, ist für den Unterhalt der Loipe verantwortlich. Das soll er weiterhin tun, damit Langenbruck als Langlauf-Paradies attraktiv bleibt, wenn die Winter wieder ihren Namen verdienen.
«Der Wintersport, zu dem ich auch das Schneewandern zähle, soll ein Standbein unserer Bemühungen im Tourismus bleiben», sagt Claudio Rossi. Rossi, der eben noch den Skiklub präsidiert hat, ist seit einem Monat Präsident von «Tourismus Langenbruck» und im Gemeinderat ebenfalls für den Fremdenverkehr zuständig. Mit Wehmut denkt er an die Zeiten, als die Sarasins und Konsorten aus der stickigen Stadt in Horden für Ferien in den Luftkur- und Wintersportort reisten und als bis vor zehn Jahren noch eine Skisprungschanze der Stolz des Passdorfs am Oberen Hauenstein war. Davon ist man trotz Rodelbahn und Skilift weit entfernt.
Tourismus stärker fördern
«Wir wollen den Tourismus wieder hochfahren», sagt Rossi, «klar ist aber, dass wir den Ruf, den wir einst genossen, kaum mehr erlangen.» Dafür schaut man sich in anderen Bereichen um, etwa im Kulturellen. Zur Diskussion steht beispielsweise auch ein Seifenkistenrennen, das die höchstgelegene Gemeinde des Kantons mit dem Beinamen «Top of Baselland» veranstalten möchte. In Diskussion ist zudem schon lange ein in Teilzeit angestellter Tourismus-Direktor. «Ich will einfach die Leute nach Langenbruck holen. Dazu müssen wir ihnen etwas bieten», sagt Rossi, der selber auch ein begeisterter Skirennfahrer war – beim SC Wagenführer Basel.
Erste gute Zeichen kann er bereits ausmachen. Das traditionelle Hotel Erika, das 2016 geschlossen wurde, wird gegenwärtig renoviert und soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Zudem registrierte er, dass nach dem Lockdown häufig Autos mit ausserkantonalen Kennzeichen parkiert waren: Auswärtige Wanderer lernen Langenbruck kennen.