«Farnsburger» verkauft die Brauanlage
13.10.2020 Sissach, SportSebastian Wirz
Es ist still geworden um die Brauerei Farnsburg. Genau genommen war es ja seit dem Beginn der Coronakrise immer still um den Sissacher Bierproduzenten. Seit März wurde kein neues Bier mehr gebraut, im Juli berichtete die «Volksstimme» dann von massiven ...
Sebastian Wirz
Es ist still geworden um die Brauerei Farnsburg. Genau genommen war es ja seit dem Beginn der Coronakrise immer still um den Sissacher Bierproduzenten. Seit März wurde kein neues Bier mehr gebraut, im Juli berichtete die «Volksstimme» dann von massiven finanziellen Problemen des Unternehmens. Wer seither nur noch auf die Verkündung des Konkursverfahrens gewartet hat, lag aber falsch: «Wir versuchen einen Konkurs zu verhindern», sagt der einzige verbliebene Verwaltungsrat Markus Haubensak auf Anfrage, «die AG soll bestehen bleiben.»
Einiges ist noch ungewiss. Klar ist mittlerweile, dass die Brauerei aus der ehemaligen Abfüllhalle von «Eptinger» zwischen Haupt- und Güterstrasse auszieht. Die Brauanlage mit ihrem 20-Hektoliter-Sudhaus, den Gärtanks und der Abfüllanlage wird verkauft. Verhandlungen mit einer grossen Schweizer Brauerei laufen und stehen, so Haubensak, kurz vor dem Abschluss. Vertreter dieser Brauerei haben vergangene Woche bereits einen Augenschein genommen: Alleine der Ausbau der Anlage dürfte nach Ansicht der Experten mindestens zwei Wochen dauern, Haubensak schätzt die Kosten dafür auf rund 200 000 Franken.
Die Brauerei verliert damit ihr Herz. Dennoch sieht Haubensak das Farnsburger Bier nicht am Ende, sondern inmitten der bereits bei seinem Antritt 2019 angestossenen Sanierung. «Nicht zuletzt wegen der Forderungen des Vermieters stand der Konkurs damals unmittelbar bevor. Mit unserem finanziellen Engagement konnten wir das verhindern. Dass die Brauerei diesen Ort wird verlassen müssen, um zu überleben, war aber damals bereits klar», sagt der Verwaltungsratspräsident.
Bis zum Beginn der Coronakrise habe sich der Geschäftsverlauf des seit Bestehen defizitären Unternehmens verbessert. Die Massnahmen zur Eindämmung des Virus seien dann der Nackenschlag für die Brauerei gewesen. Per Ende November ist nun das Mietverhältnis aufgelöst, die Brauanlage sollte bis dann verkauft sein.
Weiterbestehen im Zentrum?
Sichtbar bleiben von der Brauerei dann nur der Oldtimer-Lastwagen und zahlreiche Fässchen. Haubensak sieht jedoch deutlich mehr: «Wenden wir den Konkurs ab, bleibt die Marke bestehen – und vor allem bleiben 860 Aktionäre und 500 regelmässige Kunden. Das sind alles anständige Leute von hier, die mit der Brauerei verbunden sind», ist er überzeugt.
Darum soll es das auch nicht gewesen sein von der Brauerei Farnsburg. Haubensak hofft auf einen «jungen initiativen Unternehmer», der mit einem tiefen sechsstelligen Betrag einsteigt und mithilft, Haubensaks neue Vision zu realisieren: Eine kleine, lokale und nachhaltige Brauerei im Zentrum Sissachs. Dafür müssten ein neuer Ort und neue Geräte her. «Der Markt ist in Bewegung. Uns wurden von mehreren Seiten kleinere Brauanlagen zu guten Preisen angeboten», sagt der Verwaltungsratspräsident. Und das Potenzial des hiesigen Biers sei weiterhin vorhanden. «Unsere Kunden wollen immer noch Farnsburger Bier. Denn gutes Bier, das hatten wir.»