Netzwerk für regionale Lebensmittel
29.09.2020 OltingenPilotbetrieb von «Feld zu Tisch» startet im Frühling
Nicht gewinnorientiert, aber kostendeckend: Mit der
Genossenschaft «Feld zu Tisch» wollen die Initianten regionale
Lebensmittel auf die Basler Teller bringen.
Ueli ...
Pilotbetrieb von «Feld zu Tisch» startet im Frühling
Nicht gewinnorientiert, aber kostendeckend: Mit der
Genossenschaft «Feld zu Tisch» wollen die Initianten regionale
Lebensmittel auf die Basler Teller bringen.
Ueli Frei
Trockenwürste, Fleisch, Kartoffeln, Haferflocken, Gemüse und Früchte, Fruchtessig, Most, Quittensaft und Hanfblütensirup: Landwirt Toni Gass vom Hof Wolfloch in Oltingen verfügt mittlerweile über 15 Jahre Erfahrung in der Direktvermarktung. Nun macht er mit seinem Engagement bei der Mitte September gegründeten Genossenschaft «Feld zu Tisch» den nächsten Schritt.
Vor drei Jahren habe man angefangen, mit Produzenten und potenziellen Abnehmern über das Projekt zu diskutieren, erzählt Christoph Schön, Mitglied der Geschäftsleitung der Markthalle Basel. Die Idee einer Online-Plattform für das Bestellwesen und die Organisation der Logistik stiess auf reges Interesse. Rund 80 Teilnehmende folgten der Einladung zu einem Workshop.
Im Zentrum standen drei Themen: Der Aufbau eines Netzwerks, die Vereinfachung der Administration sowie eine effiziente Lösung für die Logistik. «Nur für Produzenten und Grossabnehmer», schränkt Schön ein. Private zu bedienen, würde den Rahmen sprengen. Die Genossenschaft «Feld zu Tisch» verstehe sich nicht als Handelsbetrieb, präzisiert er. Auf der virtuellen Plattform treffen sich Landwirte, Verarbeiter von regionalen Nahrungsmitteln, Grossküchen, Gastrobetriebe, Quartierläden und Detailhändler.
Ohne Darlehen auskommen
Die Kosten der Administration werden anteilmässig auf die Produkte verteilt. «Ohne Renditeerwartung», betont Schön. Ohne Anschubfinanzierung komme das Projekt nicht zum Fliegen. Das Startkapital stammt von den Genossenschaftern und von Stiftungen. Auf Darlehen will die Projektleitung so weit wie möglich verzichten. Danach gilt es ernst. «Während der Betriebsphase müssen wir zwar nicht gewinnorientiert, aber kostendeckend arbeiten», sagt Schön.
Unter den bisher 25 Genossenschaftern finden sich jedoch illustre Adressen wie das Hotel Les Trois Rois, das Marienhaus oder das Restaurant Zum Goldenen Fass. «Wir suchen noch Genossenschafter, mit 500 Franken sind Sie dabei», wirbt Christoph Schön für das Projekt. Mit dem Pilotbetrieb, der im nächsten Frühling startet, muss das System seine Tauglichkeit beweisen – von der Bestellung über das Bezahlungssystem bis zur Auslieferung.
Am Testbetrieb beteiligen sich vorerst je ein Gastrobetrieb, eine Grossküche und ein Detailhändler. Als Lieferanten stehen neben Toni Gass die Käserei Allschwil, der Birsmattenhof in Therwil, der Spittelhof in Biel-Benken sowie Klötzli Biogemüse in Kleinlützel bereit. «Mit exklusiven Nahrungsmitteln, die nicht kopiert werden», erklärt Gass. Das System wird alsdann auf Herz und Nieren geprüft.
Externer Profi für die Logistik
Die Euphorie für dieses Projekt sei zwar gut und recht. «Die grosse Herausforderung liegt jedoch in der Ausdauer», weiss Gass aus Erfahrung. Ohne professionellen Hintergrund wird das Projekt scheitern, ist er überzeugt. «Wir tasten uns langsam vorwärts». Oft steckt der Teufel im Detail. Schon nur eine korrekte, dem Lebensmittelrecht entsprechende Beschriftung könne Probleme bereiten.
Hinzu kommen die Regeln des freien Marktes. Bei den Abnehmern einen Fuss in die Tür zu bekommen, sei nicht einfach. «Wir haben eine starke und gut etablierte Konkurrenz», stellt Gass fest. Wichtig sei, dass eine ehrliche Geschichte dahinterstehe. Denn die Gastronomie und der Detailhandel müssen die Mehrpreise für regionale Produkte glaubwürdig begründen können. Junge Leute und junge Familien sprächen gut auf das Thema an.
Grösste Herausforderung ist die Logistik. Dafür soll ein externer Profi engagiert werden. Dieser wird die Sammelbestellungen bündeln und die Touren organisieren. «Es ergibt keinen Sinn, dass jeder Bauer mit seiner Ware in die Stadt fährt», gibt Christoph Schön zu bedenken. Die Anlieferung erfolgt bei einem zentralen Punkt. Von dort wird die Feinverteilung organisiert. «Wir wollen ein bestehendes Bedürfnis befriedigen und kein neues schaffen», betont Schön.