«Es hängt schon ein bisschen an»
11.09.2020 SportHandbike | Tobias Fankhauser tritt an den Schweizermeisterschaften an
Für den Handbike-Rennfahrer Tobias Fankhauser war der Lockdown eine harte Zeit. Mit Trainings und Tourenfahrten hielt er sich in Form. Sein Ziel, die Paralympics in Tokio, ist trotz der Verschiebung der ...
Handbike | Tobias Fankhauser tritt an den Schweizermeisterschaften an
Für den Handbike-Rennfahrer Tobias Fankhauser war der Lockdown eine harte Zeit. Mit Trainings und Tourenfahrten hielt er sich in Form. Sein Ziel, die Paralympics in Tokio, ist trotz der Verschiebung der Spiele nach wie vor aktuell.
Lukas Müller
Als es in der Schweiz losging mit der Pandemie, weilte Tobias Fankhauser mit Trainingskollegen in Dubai im Trainingslager. Auf dem Heimweg begegneten sie immer zahlreicheren Chinesen, die allesamt Schutzmasken trugen. Zuerst dachten sie, dass das Virus auf China begrenzt sei. Später wurde dem Handbiker bewusst, dass so ein Virus vor Staatsgrenzen keinen Halt macht. Die geplante Trainingswoche in Mallorca im März klappte auch noch – doch dann traf ein Mail des Reisebüros ein, mit der Aufforderung, baldmöglichst heimzukommen. So reisten Fankhauser und Trainingskollege Reto Wittwer in Richtung Zürich-Kloten. Eine Woche später kam es in der ganzen Schweiz zum Lockdown.
Der querschnittgelähmte Tobias Fankhauser gehört aufgrund seines reduzierten Lungenvolumens zur Corona-Risikogruppe. Er wusste somit von Anfang an, dass grosse Vorsicht geboten war. Als am 24. März die offizielle Absage der Paralympics von Tokio 2020 bekannt wurde, wirkte das für ihn und die anderen Handbike-Sportlerinnen und -Sportler wie ein zweischneidiges Schwert. Einerseits hatten sie nun Klarheit über die Situation, andererseits merkten sie, dass ihr grosses Ziel Tokio verschoben worden war.
Da Tobias Fankhauser bei Swiss Paralympics nur eine bis März befristete Stelle hatte, befand er sich in der Folge etwas im luftleeren Raum. Statt intensiv und strukturiert zu trainieren, begab er sich mit dem Handbike auf längere Touren durchs schöne Oberbaselbiet. Sein Weg führte unter anderem über die beiden Hauenstein, über den Passwang und durch all die prächtigen Dörfer. In dieser Zeit absolvierte er mit Kolleginnen und Kollegen einzelne Touren über rund 100 Kilometer mit mehr als 1000 Höhenmetern.
Schweizermeisterschaft im Fokus
Doch die Zeit ohne Renneinsätze – Welt- und Europacup wurden ebenso abgesagt wie die Weltmeisterschaft in Ostende in Belgien – war für Tobias Fankhauser eher ermüdend. «Mittlerweile hängt es schon ein bisschen an», bekennt er. «Ein Tag ist gleich wie der andere. Aber ich mache weiter.» Vor vier Wochen fuhr er gemeinsam mit Sandra Graf in zwei Tagen von Hölstein nach Montreux. 220 Kilometer und 2500 Höhenmeter. Die beiden begleiteten auch die Spendenaktion des Bergläufers Hugues Jeanrenaud, die 360-Grad-Challenge von Swiss Paralympics.
Jetzt konzentriert sich der 27-Jährige auf die nahe Zukunft. In Roggliswil geht morgen die Schweizermeisterschaft im Handbike über die Bühne. Zu fahren sind 16 Runden von anderthalb Kilometern Länge, insgesamt gilt es 800 Meter Anstieg zu bewältigen. Jede Handbike-Kategorie hat einen eigenen Medaillensatz. Die Chancen stehen gut, dass Tobias Fankhauser da zum Zug kommt. Aber bisher konnte er die Rennbelastung nur bedingt trainieren. «Ich habe auf den Touren nur die Grundlagen trainiert, keine hohen Intensitäten», betont er.