Zu grosses Hindernis für Reiter
04.08.2020 Sport, Wenslingen, Weitere SportartenReiten | Alle Concours im Oberbaselbiet sind abgesagt
Die Reitsportler aus der Region müssen dieses Jahr ohne Concours vor der Haustüre auskommen. Die Organisatoren in Bubendorf, Tenniken, Wenslingen und Wintersingen verzichten auf eine Durchführung ihrer Anlässe – ...
Reiten | Alle Concours im Oberbaselbiet sind abgesagt
Die Reitsportler aus der Region müssen dieses Jahr ohne Concours vor der Haustüre auskommen. Die Organisatoren in Bubendorf, Tenniken, Wenslingen und Wintersingen verzichten auf eine Durchführung ihrer Anlässe – obwohl sie unter Auflagen möglich wäre.
Severin Furter
Normalerweise wäre Martin Huber aktuell mit dem Aufbau des Festgeländes für seinen Concours beschäftigt. Seit über einem Jahrzehnt lädt er gegen Ende der Sommerferien nach Wenslingen ein. Reiter aus der Region, aber auch aus dem benachbarten Kanton Jura oder St. Gallen sind regelmässige Gäste im Oberbaselbiet: «Wir staunen immer wieder, woher die Teilnehmenden anreisen», sagt der OK-Präsident.
Martin Huber und seine Familie sowie die weiteren treuen Helfenden müssen am kommenden Wochenende nun aber auf die Gäste von Nah und Fern verzichten. Wegen des Coronavirus haben Hubers die diesjährige Austragung des Concours bereits im April abgesagt: «Die Unsicherheit, wie es betreffend Massnahmen rund um das Coronavirus weitergehen könnte, war zu gross», sagt der Landwirt auf Anfrage. Zudem hätte man auch aus Rücksicht auf die zahlreichen Sponsoren auf eine Durchführung verzichtet: «Einige hatten es sehr schwer in den vergangenen Monaten, da wollten wir nicht auch noch um Geld anfragen», erklärt Huber.
Auch wenn Anlässe derzeit unter Auflagen wieder durchgeführt werden können, sei es nach wie vor der richtige Entscheid gewesen, jenen in Wenslingen abzusagen: «Unser Concours ist immer auch ein wenig ein Volksfest», sagt Huber. So würden viele Gäste nicht nur wegen des Reitsports, sondern wegen des Rahmenprogramms und der Geselligkeit den zweitägigen Anlass besuchen. In der Tat punktet die Springkonkurrenz in Wenslingen oftmals nicht nur mit den eigentlichen Wettkämpfen. Vor zwei Jahren begeisterte beispielsweise eine Polo-Vorführung das Publikum.
Trotz Absage des Anlasses haben Hubers ihren Reitplatz auch in diesem Jahr auf Vordermann gebracht. Im Hinblick auf den Concours wird der Rasenplatz jeweils bereits Wochen vorher regelmässig gemäht und bei Bedarf auch gewässert, um den Reitern eine makellose Unterlage zu bieten. Statt für den Concours steht der Platz dieses Jahr nun den Reitern als Trainingsgelände zur Verfügung – sowohl für Reiter des Huber-Stalls als auch für Auswärtige.
Finanzielle Einbussen
Neben der Absage des Concours Wenslingen bleibt heuer der Reitsportkalender im Oberbaselbiet allgemein leer: Auch vergleichbare Anlässe in Bubendorf, Tenniken, Rothenfluh oder Wintersingen wurden durch die Verantwortlichen abgesagt.
Der Reiterclub Sissach hat seinen für Ende August geplanten Concours in Tenniken schon früh aus dem Vereinsprogramm gestrichen. Wie der Stall Huber nicht zuletzt auch, um die Sponsoren zu schonen: «Wir sind schon froh, wenn wir beim neuen Reitplatz auf finanzielle Unterstützung zählen dürfen», sagt Vereinspräsident Paul Richener. Die Absage des Concours ist aus finanzieller Sicht dennoch schmerzhaft. So fehle der Erlös aus dem Anlass für die Nachwuchsförderung oder den Unterhalt des Reitplatzes. «Da wir in den vergangenen Jahren sorgfältig gewirtschaftet haben, ist unsere Existenz aber nicht bedroht», sagt Richener.
Auch für den Kavallerieverein Baselland, der seinen Concours in Bubendorf üblicherweise im Juni durchführt, bedeutet die Absage einen wesentlichen finanziellen Verlust: «Der Anlass ist neben den Mitgliederbeiträgen eine Haupteinnahmequelle des Vereins», sagt Präsident Marius Hasenböhler.
Ausser der Absage des Concours habe das Vereinsleben wieder mehrheitlich einen «normalen Zustand» erreicht. So seien beispielsweise wieder Reitkurse in Kleingruppen möglich. Auch das Fahrtraining werde Ende September wohl stattfinden können. Noch auf der Kippe stehe jedoch der traditionelle Patrouillenritt im November.
Grosses Bedürfnis
Das Bedürfnis nach Anlässen sei bei den Vereinsmitgliedern nach dem Corona-Lockdown enorm gross, sagt Hasenböhler. Dies haben auch die Organisatoren des ersten Concours erfahren, der auf dem Schänzli-Areal in Muttenz durchgeführt wurde. Nur sieben Minuten nach der Öffnung des Anmeldeportals sei das Turnier bereits ausgebucht gewesen, schreibt Andrea Bürki, Präsidentin des Pferdesportverbands Nordwest (PNW), in der neuesten Verbandspublikation.
Bürki zieht dabei auch gleich ein positives Fazit der ersten Pferdesportanlässe nach dem Lockdown: Man habe die Erkenntnis gewonnen, dass es kein Problem sei, einen Concours im Freien unter Berücksichtigung von Corona-Schutzmassnahmen durchzuführen. Natürlich sei es schade, dass dabei auf ein «festliches Drumherum» verzichtet werden müsse, aber: «Wir haben immerhin die Möglichkeit, uns für unseren tollen Sport einzusetzen», so Bürki.