Goldi Karashigoi will gestreichelt werden
28.07.2020 Bennwil, Bezirk Waldenburg
Elmar Gächter
Es ist Zeit für das Abendbrot. Ein wichtiges Ereignis, auch für die Kohakus, Showas, Chagois, Hi Utsuris und ihre weiteren Kolleginnen und Kollegen. Und so versammeln sie sich, kaum öffnet die Hausherrin die Tür des Wintergartens, im Schwarm ...
Elmar Gächter
Es ist Zeit für das Abendbrot. Ein wichtiges Ereignis, auch für die Kohakus, Showas, Chagois, Hi Utsuris und ihre weiteren Kolleginnen und Kollegen. Und so versammeln sie sich, kaum öffnet die Hausherrin die Tür des Wintergartens, im Schwarm am Rand des Bassins. Zuvorderst Goldi aus der Familie der Karashigoi, das dunkelgelbe Prachtexemplar mit seinen 85 Zentimetern Länge und 10 Kilo Lebendgewicht. Neben ihm nehmen sich die anderen schwimmenden Schönheiten fast wie sein junger Nachwuchs aus. Aber nicht, dass auch dieser nicht aufzufallen wüsste, im Gegenteil. Mit den prägnanten Farben, die kein Maler prächtiger hätte zusammenstellen können, erfreut jedes der Tiere das Auge des Besuchers.
Die Rede ist von den japanischen Kois, die längst auch in europäischen, meist privaten Teichen für Aufsehen sorgen. Der Nishikigoi (japanisch wörtlich «Brokatkarpfen»), kurz Koi genannt, ist eine Zuchtform des Karpfens. Die Herkunft der Kois ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich stammen einfarbige Karpfen aus dem Iran und wurden vor etwa 2000 Jahren nach Asien gebracht, wo sie als Insektenfresser und Speisefische gehalten wurden. Seit etwa 1870 wurden Kois in Japan von Adeligen als Statussymbole gehalten.
«Weshalb immer Rasenmähen? Aus dieser Fläche vor dem Haus können wir ganz anderes machen», haben sich Theres und Stephan Bürki vor rund drei Jahren gesagt und sich mit einem Koi-Teich einen Traum erfüllt, der sie bereits seit längerer Zeit nicht mehr losgelassen hat. Erfahrungen mit dem Halten von Kois hatten sie bereits gesammelt, zwei der Tiere, die bei guten Bedingungen bis zu 25 Jahre alt werden können, waren Geburtstagsgeschenke an Stephan. Nur war das damalige Bassin zu klein und spätestens, als einer ihrer Fische das Freie suchte, stand für sie fest: «Wir wollen einen grösseren Teich.»
Ein formidabler Fischteich
Ein ganzes Jahr lang hat das Paar in ungezählten Stunden ihr Pensioniertendasein damit verbracht, ihren speziellen Haustieren eine optimale Umgebung zu gestalten. «Pro Fisch braucht es im Minimum 1 Kubikmeter Wasser, so wollen es auch die Tierschutzvorschriften», sagt Stephan Bürki. Mit den 30 000 Litern, der Fläche von rund 40 Quadratmetern und einer Tiefe von bis zu 2 Metern erfüllt das neue Fischrefugium mehr als das Geforderte für die inzwischen auf 13 Mitglieder angewachsene Koi-Familie.
Selbstverständlich ist es mit dem Bau des geeigneten Teiches nicht getan. Das A und O der Anlage ist die Pumpenanlage, die für den richtigen Austausch des Wassers sorgt, es filtriert, reinigt und nicht zu warm werden lässt. Damit die Wassertemperatur im Sommer nicht über die für die Fische gefährliche 30-Grad-Grenze steigt, hat Stephan Bürki einen Wasserfall eingebaut, der im Bedarfsfall für die nötige Abkühlung sorgt. Alles digital gesteuert, dies war für ihn von Anfang an klar, und praktisch alles selber eingebaut. Geht nicht, gibt es für ihn nicht. Er ist in der Tat ein Allrounder und Selfmademan, wie er im Buche steht. Auch das ganze Wissen über Kois hat er sich aus Fachliteratur und Gesprächen mit passionierten Haltern geholt.
Die Kois sind ausgesprochene Vegetarier. Sie fressen kein tierisches Eiweiss, mit einer Ausnahme: den eigenen Laich. Das kommt Bürkis nicht ungelegen, denn sie wollen keine jungen Fische aufziehen. «Dies gäbe einen völligen Mischmasch und könnte sogar zu Missbildungen führen», gibt Stephan Bürki zu bedenken. Zweimal am Tag, morgens und abends wird gefüttert, zwischendurch gibt es ein besonderes Häppchen Maiskörner.
«Fressen einem aus der Hand»
Ist von Kois die Rede, kommt immer wieder die Frage der Kosten auf. Ein grösseres Exemplar bringt es gut und gerne auf einen Preis von ein paar Tausend Franken. So tief haben Bürkis allerdings nicht in ihr Portemonnaie gelangt, denn mehrere ihrer Exemplare erhielten sie geschenkt oder haben sie von Haltern übernommen, die das Hobby der Koifisch-Haltung aufgegeben haben. «Und kleinere Kois gibt es bereits ab 80 Franken», so Stephan Bürki.
Auch Theres Bürki ist begeistert von ihren Hausfischen. «Am Morgen warten sie bereits, weil sie wissen, dass es etwas zu futtern gibt. Und ein paar, so auch unser Goldi, sind so zahm, dass sie einem aus der Hand fressen. Sie wollen sogar gestreichelt werden.» Und so sitzen Bürkis jede freie Stunde am Bassinrand, lassen zwischendurch ihre Füsse im Wasser kühlen und freuen sich an ihrer Fischfamilie, der es hier inmitten einer wunderbaren Umgebung nicht besser gehen könnte.