«Klienten nicht zusätzlich belasten»
05.05.2020 ThürnenAndrea Karrer über das Corona-Angebot der Spitex
Die Spitex Thürnen-Diepflingen hat ihr Angebot um ein «Corona-Special» erweitert. Mit Botengängen und Einkaufsdiensten will die Organisation Personen entlasten, die aufgrund ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen zur ...
Andrea Karrer über das Corona-Angebot der Spitex
Die Spitex Thürnen-Diepflingen hat ihr Angebot um ein «Corona-Special» erweitert. Mit Botengängen und Einkaufsdiensten will die Organisation Personen entlasten, die aufgrund ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehören, sagt die Präsidentin Andrea Karrer.
Michèle Degen
Frau Karrer, die Spitex Thürnen-Diepflingen hat seit Beginn der Corona-Pandemie ein Zusatzangebot. Wie sieht das aus?
Andrea Karrer: Wir erledigen kostenlos Einkäufe und Botengänge für Personen aus Thürnen und Diepflingen ab 65 Jahren und solche mit Vorerkrankungen, die sich in Selbstisolation befinden. Wir haben derzeit rund zehn Haushalte, die das Angebot gerne in Anspruch nehmen. Das sind auch Personen, die bisher keinen Gebrauch von unseren regulären Dienstleistungen gemacht haben, und eine Spitex-Mitgliedschaft ist nicht vorausgesetzt. Die Rückmeldungen, die wir bisher von Klienten und Mitarbeitenden erhalten haben, sind durchwegs positiv und die Dankbarkeit ist gross.
Wieso haben Sie sich entschlossen, ein Corona-Angebot vorzulegen?
Die Idee kam spontan und aus unserer Geschäftsstelle. Corona betrifft uns alle in irgendeiner Art und Weise. Nun geht es darum, Verantwortung zu übernehmen. Das wollen wir damit tun.
Das Angebot ist kostenlos, aber Sie machen das nicht ehrenamtlich. Die Mitarbeitenden werden also normal entlöhnt. Wie können Sie sich das leisten?
Wir wollten die Kunden, die sich durch die Selbstisolation bereits in einer schwierigen Situation befinden, nicht noch zusätzlich finanziell belasten. Damit wollen wir der Bevölkerung der beiden Gemeinden und unseren Klienten etwas zurückgeben. Wie das am Schluss ganz genau mit dem Ausgleich läuft, muss erst an der nächsten Vorstandssitzung im Detail geklärt werden.Vorschläge dazu sind jedoch schon gemacht. Ein «Kässeli für zweckgebundene Aktionen» sowie gegebenenfalls Spenden könnten da unterstützen und auch die Gemeinden geben uns Rückendeckung.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen von Hausbesuch zu Hausbesuch und sind darum mit vielen Personen in Kontakt. Distanz wahren ist nur schwer möglich. Schlägt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit Beginn der Coronakrise von den Patienten Misstrauen entgegen?
Die Hygienerichtlinien des BAG werden zwar eingehalten, aber ja, es gibt Leute, die verunsichert sind. Die Spitex-Mitarbeitenden bemerken das und mit einem Gespräch konnte bis jetzt noch immer Klarheit geschaffen oder eine Lösung gefunden werden. Die Hygienestandards waren vor der Krise schon sehr hoch und sind danach noch gestiegen. Die meisten Kunden sind aber einfach froh um die Unterstützung. In dieser schwierigen Zeit noch mehr als sonst.
Wie ist es umgekehrt? Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verunsichert?
Klar gibt es auch unter den Mitarbeitenden Bedenken, aber sie sind gut ausgebildet. Seit Beginn der Pandemie wurden die Hygienerichtlinien entsprechend angepasst und Standards zu zusätzlichen Schutzmassnahmen ausgearbeitet, die den Mitarbeitenden in dieser aussergewöhnlichen Situation Sicherheit im Umgang geben.
Generalversammlung ohne Versammlung
md. Die Spitex Thürnen-Diepflingen musste ihre geplante Generalversammlung im März absagen. Da jedoch ein neuer Vorstand gewählt werden sollte, wurde die Versammlung schriftlich durchgeführt. Die Stimmbeteiligung sei dabei sogar etwas höher gewesen als bei den konventionellen Versammlungen. «Die Mitglieder hatten ein Zeitfenster, in dem sie per Stimmzettel oder über die Website abstimmen konnten», sagt Andrea Karrer. «So mussten sich nicht alle am selben Abend Zeit nehmen. Bestimmt hat das zur höheren Stimmbeteiligung beigetragen.» So konnte jedenfalls ein neuer Vorstand gewählt werden. Ab dem 1. Mai besteht das Gremium aus Präsident Peter Cereghetti, Ursula Born, Carmela Flückiger, Chantal Schneeberger sowie den Gemeinderatsvertretern der Gemeinden Thürnen und Diepflingen, Pino Dellolio und Stefanie Orlandi.