Zurück zur Normalität: Wer wünscht sich das nicht angesichts der Situation, wie wir sie momentan haben?
Aber was ist schon normal? Ist es normal, dass wir den Sternenhimmel ohne Flugzeuglichter betrachten können? Ist es normal, dass ich mich beim Einkaufen im Laden unwohl fühle, weil ich meine, immer etwas falsch zu machen? Ist es normal, auf der Autobahn ohne Stau durch die ganze Schweiz zu fahren? Ist es normal, dass Sitzungen nur noch per Skype abgehalten werden können? Ist es normal, dass im April schon die Grillen zirpen? Ist es normal, das leere Blechdosen einfach weggeworfen werden und am Strassenrand liegen bleiben? Ist es normal, dass Wochenende für Wochenende in der ganzen Welt umhergejettet wird, nur um seine Einkäufe in einer x-beliebigen Stadt zu tätigen? Ist es normal, dass, wenn sich mehr als fünf Freunde treffen, diese gebüsst werden können? Ist es normal, einen täglichen Spaziergang in der näheren Umgebung zu machen? Ist es normal, täglich mehrere Stunden alleine vor dem Computer zu verbringen? Ist es normal, zu Hause zu kochen, mit frischem Gemüse aus der Region? Ist es normal, den kaputten Mixer zu reparieren und nicht wegzuwerfen? Ist es normal, dass ich fast alles, was ich zum Leben brauche, in der Region bekommen kann? Ist es normal, dass ich für den Nachbarn einkaufen gehe? Ist es normal, dass das Verkaufspersonal bis 20 Uhr abends den Laden offen und das ganze Sortiment bereithalten muss?
Ist es normal, dass schon vor dem Sommer ein Feuerverbot ausgesprochen werden muss? Ja, es gäbe noch einiges aufzuzählen …
Ob normal oder nicht, darüber möchte ich im Einzelnen nicht urteilen. Vieles von dem Genannten ist für uns selbstverständlich geworden und wir meinen, wir hätten Anspruch darauf. Auch ich geniesse und schätze einiges über das Normale hinaus. Erst jetzt wird uns richtig bewusst, was wir eigentlich alles haben und wie frei wir sind. In Zeiten der Einschränkung können wir davon profitieren. Dank unseres sonst so ausgefüllten – oder auch überfüllten – Lebens bleibt auch in diesen Zeiten noch genügend übrig, was unser Leben noch lebenswert macht. Dies auch dank der unzähligen Menschen, die aktiv mithelfen, vordenken und bereitstehen in solchen Notsituationen. Und natürlich auch dank Ihnen – Ihnen und der Solidarität eines jeden. Trotz alledem, ich freue mich wieder auf die Normalität. Darauf, dass ich meinem Gegenüber wieder so begegnen kann, wie wir es eigentlich gewohnt sind. Darauf, dass wir wieder zusammenstehen und uns austauschen können, so wie es eigentlich normal wäre. Doch wird wieder alles so wie vorher? Sicher!
Bis dahin halten wir uns an die vorgegebenen Regeln, lassen die Solidarität leben und erfreuen uns an dem vielen Guten und Schönen, das wir trotz allem haben.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.