So geht es dem Gewerbe
30.04.2020 UmfragenKurzarbeit und Homeoffice – wie gehen die KMU damit um?
Dieter Niederhauser, Inhaber und Geschäftsleiter der Niederhauser Automobile AG
«Für das Autogeschäft ist der Frühling mit den Neuwagenausstellungen und Lancierungen von ...
Kurzarbeit und Homeoffice – wie gehen die KMU damit um?
Dieter Niederhauser, Inhaber und Geschäftsleiter der Niederhauser Automobile AG
«Für das Autogeschäft ist der Frühling mit den Neuwagenausstellungen und Lancierungen von neuen Modellen besonders wichtig. Dies darf nun aber nicht stattfinden. So haben wir volle Fahrzeuglager – aber keine Nachfrage. Es ist ungewohnt, wenn man sich plötzlich mit Anträgen für Kurzarbeit und Ähnlichem befassen muss. Persönlich vermisse ich, dass man die Kunden nicht mehr wie gewohnt mit einem Handschlag begrüssen darf. Auch können wir nicht mit dem Kunden in ein Fahrzeug sitzen und gewisse Dinge erklären.
Wir mussten unseren Neuwagen-Ausstellungsraum absperren und in der Kundenzone gemäss BAG-Richtlinien einen Warteraum einrichten. Zusätzlich stellen wir Desinfektionsmittel zur Verfügung.
Die Werkstatt läuft nach zähem Start wieder auf Hochtouren und wir stehen mitten in der Radwechsel-Saison. Der Verkauf ist schwierig, da die Kontaktaufnahme nur per Telefon oder Mail geschieht.»
Werner Ramseyer, Geschäftsführer der Ramseyer Haus AG
«Jede Woche telefoniere ich etwa eine Stunde mit meinen Freunden, um den sozialen Austausch zu pflegen. Es ist zwar schwierig, aber ich halte mich an die Sicherheitsbestimmungen des Bundes, damit dieses Virus bald weg ist. Denn die Krise spüren wir auch in unserer Firma. Wir haben rund 80 Prozent weniger Kundenanfragen. Während ich normalerweise pro Woche fünf Leute habe, die sich Häuser anschauen, ist es jetzt nur noch eine Person. Aber nicht nur das: Leute, die ein Haus kaufen wollten und es monatelang reservieren liessen, haben nun kein Interesse mehr daran. Zu unsicher sei ihre finanzielle Situation wegen der Lohneinbusse durch die Kurzarbeit. Ich habe volles Verständnis dafür, blicke aber ungewiss in die Zukunft. Unsere Arbeit reicht sicher noch für ein Jahr. Wir versuchen, die lokale Bauwirtschaft am Laufen zu halten und hoffen, dass sich die Situation möglichst bald entspannt.»
Sandra Nyfeler, Mitglied der Geschäftsleitung der iDruck GmbH
«Normalerweise arbeiten wir zu sechst – inzwischen sind wir aber nur noch zu dritt in der Druckerei. Eine Person bleibt zu Hause, da sie zur Risikogruppe gehört, und für die anderen beiden haben wir schlicht keine Arbeit mehr. Viele unserer Kunden sind in der Hotellerie-, Event- oder Gastrobranche tätig und können im Moment nur eingeschränkt oder gar nicht arbeiten. Das spüren wir direkt, da wir für sie Broschüren für Veranstaltungen oder Ähnliches drucken. Wie sich die Situation für uns als Unternehmen entwickeln wird, kann ich nicht sagen. Ich versuche jedoch, auch die positiven Seiten wahrzunehmen. So sind wir nun alle gezwungen, einen oder mehrere Gänge runterzufahren und uns zu entspannen. Zudem finde ich es wichtig, dass wir unsere sozialen Kontakte nicht vernachlässigen. So halte ich mit meinen Mitarbeitern, die nun zu Hause sind, regelmässig telefonischen Kontakt.»
Samuel Buser, Inhaber der Buser Treuhand GmbH
«Unser Arbeitsalltag hat sich nicht gross verändert – ausser dass wir etwas mehr zu tun haben. Denn neben den üblichen Aufträgen wie das Ausfüllen der Steuererklärungen, das Durchführen von Revisionen und das Erstellen von Jahresabschlüssen, erhalten wir von unseren Kunden viele Fragen zu den Themen Kurzarbeit und Hilfskredite. Da all unsere Angestellten eigene Büros haben, können wir die Sicherheitsbestimmungen des Bundes einhalten und wie gewohnt arbeiten. Aber auch die Möglichkeit des Homeoffice wird rege genutzt. Einzig den direkten Kundenkontakt haben wir aufs absolute Minimum reduziert.»
Theo Salathe, Mitinhaber der Schreinerei Salatheo + Schaffner AG
«Nachdem der Lockdown beschlossen wurde, erhielten wir knapp einen Monat lang keine Anfragen mehr. Im Büro war es dementsprechend sehr ruhig. Unsere Kunden waren wahrscheinlich stark verunsichert. Es wurden auch Arbeiten verschoben. Darum beantragten wir Kurzarbeit. In der Werkstatt konnten wir noch an bestehenden Aufträgen arbeiten. Nach dem ersten Schrecken kamen aber wieder erste Anfragen und Aufträge rein. Ob und wie viel weniger Arbeit wir schlussendlich haben, wird sich in den nächsten drei Monaten zeigen. Das Znüni und das Mittagessen nehmen wir aus Sicherheitsgründen gestaffelt ein und halten immer genügend Abstand. Der soziale Kontakt kommt also ein wenig zu kurz. Aber der Schutz geht vor. Auf Baustellen oder bei Einsätzen im Haus unserer Kunden tragen unsere Schreiner wo nötig Schutzmasken. Leider mussten wir ein paar Schnupperlehrlingen absagen: Solange die 2-Meter-Distanz-Regel gilt, ist es nicht möglich, den Jugendlichen den Schreinerberuf näherzubringen. Trotz allem ist die Grundstimmung bei uns optimistischer geworden und ich freue mich, wenn alles ein wenig normaler wird.»