Die Hilfsaktionen und Angebote von Telefon- oder Online-Bestellungen sind gut angelaufen. Die Solidarität mit uns Pensionierten ist überwältigend und rührend und weckt grosse Dankbarkeit. Mein Mann und ich haben zudem das Glück, dass unsere erwachsenen Kinder für ...
Die Hilfsaktionen und Angebote von Telefon- oder Online-Bestellungen sind gut angelaufen. Die Solidarität mit uns Pensionierten ist überwältigend und rührend und weckt grosse Dankbarkeit. Mein Mann und ich haben zudem das Glück, dass unsere erwachsenen Kinder für uns das Nötigste besorgen, auch wenn sie, neben ihrer Arbeit, viel Zeit aufwenden müssen, um im riesigen Angebot unserer Lebensmittelgeschäfte die für sie vielleicht ungewohnten Artikel zusammenzusuchen. Eigentlich sollte das genügen, damit wir die Empfehlung befolgen, nicht mehr selber einkaufen zu gehen.
Und trotzdem juckt es mich manchmal, wieder schnell selber etwas Vergessenes kaufen zu gehen oder Neues aussuchen zu können. Bis jetzt konnte ich mich beherrschen und mir sagen, dass wieder andere Zeiten kommen werden. Aber offenbar gibt es Menschen aus den Risikogruppen, die trotzdem noch in den Läden unterwegs sind. Nicht zu vergessen ist der soziale Aspekt des Einkaufens für die Alleinstehenden und sich in der Isolation einsam Fühlenden. Sie würden wenigstens, mit der nötigen Distanz, anderen Gleichbetroffenen begegnen. Denn der Begriff «Social Distancing» ist in dieser Zeit geradezu paradox. Physische Distanz sollte man wahren (und das auch so nennen)!
Wenigstens für die oben genannten Menschen wäre ein Angebot, wie sie es zum Beispiel in Island haben, eine Lösung: Zwei Lebensmittelgeschäftsketten haben schon vor Wochen separate Öffnungszeiten für diese Leute angeboten. Bonus, der erst um 11 Uhr öffnet, eine Stunde vorher, und Netto, der 24 Stunden offen hat, von 9 bis 10 Uhr. Natürlich ist die totale Direkteinkaufsenthaltsamkeit am empfehlenswertesten, aber so würde diese gefährdete Gruppe wenigstens kanalisiert und eher geschützt. Was wohl Coop, Migros und andere dazu meinen? Und die Behörden? Und die anderen Konsumenten?
Ursula Handschin, Gelterkinden