Wie gehen Sie mit Corona um?
26.03.2020 Basel, RegionInstitutionsleiter
«Solch eine Krise ist für mich, wie für alle im Schulheim Sommerau, eine grosse Belastung. Es gilt, die Ruhe zu bewahren. Ich muss mir jeweils genau überlegen, was die nächsten Schritte sind. Wir versuchen uns so gut wie ...
Institutionsleiter
«Solch eine Krise ist für mich, wie für alle im Schulheim Sommerau, eine grosse Belastung. Es gilt, die Ruhe zu bewahren. Ich muss mir jeweils genau überlegen, was die nächsten Schritte sind. Wir versuchen uns so gut wie möglich auf die neue Situation einzustellen: Die Schule ist geschlossen, der Alltag der Kinder ist ganz neu. Tagsüber werden sie in kleinen Gruppen betreut und beschäftigt.Wir nützen das schöne Wetter und machen am Tag mit den Kindern draussen ums Heim Spiele, wir gestalten gemeinsam den Garten und machen Sport. Zudem stellt das Lehrerteam den Lernstoff zusammen, der dann per E-Mail oder per Post erarbeitet werden kann.
Zum Virus stellten die Kinder viele Fragen. Ich fand es sehr wichtig, dass wir auf diese Fragen offene und klare Antworten geben. So auch, wieso einige Kinder nach Hause gehen durften und andere, die am Wochenende und in den Ferien von ihren Grosseltern, von Eltern mit einer Vorerkrankung oder von alleinerziehenden Eltern betreut werden, im Heim bleiben mussten. Die Kinder realisieren sehr gut, dass es hier um ihre eigene und um die Sicherheit ihrer Familien geht. Ich stehe zudem zusammen mit meinem Team in ständigem Kontakt mit den Kindern, die zu Hause bei ihren Eltern sind.
Erfreulicherweise haben die Kinder auf die Weisung, dass sie Distanz zueinander zu halten müssen, sehr gut reagiert. Am Morgen sitzen alle Mitarbeitenden mit dem nötigen Abstand zusammen, um den Tag zu besprechen. Sonst sind wir immer in kleinen Gruppen unterwegs. Die Kinder leben momentan auf ihren Wohngruppen in einem Einzelzimmer. Ein Umstand, der nicht gegeben ist, wenn alle Kinder da sind.
Hoch im Kurs bei den Kindern sind momentan das Tischtennisspiel und das Spielen mit ferngesteuerten Autos. Hier kann der Abstand zueinander unbemerkt gewährleistet bleiben. Ich habe zusammen mit einem Fachteam ein Pandemie-Konzept erstellt, das immer wieder aktualisiert wird. Wir haben eine kleine Wohngruppe mit vier Zimmern gebildet, die als Quarantäne-Gruppe fungiert, falls ein Kind krank werden sollte.
Auch das Personal muss geschützt werden. Die Betreuung in der Quarantäne wird jeweils eine Woche lang arbeiten, es haben sich freiwillig fünf Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen zur Verfügung gestellt. Anschliessend gehen diese zu Hause zehn Tage in Selbstquarantäne. Einen Lager- oder Heimkoller habe ich bis jetzt nicht feststellen können. Trotz des für alle ungewohnten Alltags herrscht im Heim eine gute Stimmung.»
Aufgezeichnet von Sander van Riemsdijk
Corona ist für jene Berufsleute eine besondere Herausforderung, die bei ihrer Tätigkeit zwingend in direkten Kontakt mit anderen Menschen kommen. In dieser Rubrik erklären sie, wie sie diese Situation meistern.