Sich gegenseitig anspornen – auch alleine
20.03.2020 Sissach, SportSport trotz Corona | Der Sissacher Stefan Lombriser erklärt, wie man sich auch im Notstand fit halten kann
Herr und Frau Schweizer sollen grundsätzlich so viel wie möglich zu Hause bleiben. Alleine darf man aber auch nach draussen und kann sich sportlich fit halten. Mit ...
Sport trotz Corona | Der Sissacher Stefan Lombriser erklärt, wie man sich auch im Notstand fit halten kann
Herr und Frau Schweizer sollen grundsätzlich so viel wie möglich zu Hause bleiben. Alleine darf man aber auch nach draussen und kann sich sportlich fit halten. Mit einer entsprechenden App ist man dabei gar nicht so alleine, sagt der Sissacher Multisportler Stefan Lombriser.
Sebastian Wirz
Herr Lombriser, Sie sind Orientierungsläufer, Ausdauerradfahrer, Gigathlet – und gestalten individuelle Trainingsprogramme für die User von «Running.Coach». Was bedeutet Corona für Ihren Alltag?
Stefan Lombriser: Es schränkt ihn insofern ein, als dass die Gruppentrainings wegfallen und dass durch die Absage sämtlicher Events auch die Trainingsmotivation wackelt. Aber am Ende des Tages ist man ja Einzelsportler und Training alleine ist grundsätzlich kein Problem. Zudem gilt es zu sagen, dass in diesen Zeiten das Training sicher nicht die oberste Priorität hat. Bewegung und frische Luft sind wichtig, einfach alleine, das Training ist zurzeit zweitrangig.
Mit Ihrer App «Running.Coach» schneidern Sie Menschen vom Gelegenheitsjogger bis zum Leistungssportler Trainingspläne auf den Leib. Haben Sie nun mehr Aufträge, wenn etwa die Fussballer ihr übliches Teamtraining nicht absolvieren können?
Das ist schwer zu sagen. Aktuell geht es noch drunter und drüber. Ob die Situation längerfristig zu einer höheren Nachfrage führt? Wer weiss. Das spielt aber momentan auch keine Rolle. Fakt ist, unser Online-Fitness-Produkt kann zur Bewegung motivieren, draussen, aber auch drinnen. Hier möchten wir Hand bieten.
Menschenansammlungen sind verboten – Corona bedeutet Einzelsport. Den Turnlehrern stehen Sie mit Gratisprogrammen zur Seite. Was dürfen sie von Ihnen erwarten?
Die Sportlehrer haben aktuell das Problem, irgendwie über die Distanz unterrichten zu müssen. Das ist nicht einfach. Deshalb haben wir eine Aktion ins Leben gerufen, mit der wir sämtlichen Schulen und Lehrpersonen unser Programm während der nächsten Monate kostenlos zur Verfügung stellen. Will heissen, jeder Schüler kann sich die App downloaden und kriegt dort täglich Trainingsempfehlungen. Dabei spielt das Niveau des Nutzers keine Rolle. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, die Empfehlungen werden angepasst. Der Turnlehrer kann dabei mit einem speziellen Zugang das Training virtuell begleiten und direkt Rückmeldungen geben.
Wie findet ein Teamsportler Gefallen am Joggen?
Wichtig ist, in kleinen Schritten vorzugehen. Als Anfänger reicht es, erstmals nur fünf Minuten am Stück zu laufen, dann wieder fünf Minuten zu marschieren. Dies 30 Minuten lang. Danach sukzessive erhöhen. Zwischendurch immer wieder mal dieselbe Strecke schnell laufen, zum Beispiel von einem bestimmten Baum bis zu einer Wegkreuzung, um sich selbst zu übertrumpfen. Sinnvoll ist es auch, wenn die Teams eigene Challenges kreieren. Jeder schickt den anderen Teammitgliedern die absolvierten Wochenkilometer. Das spornt gegenseitig an, ohne dass man gemeinsam unterwegs sein muss.
Wie sorgt Ihr Programm dafür, dass der bisherige Jogging-Muffel dabei bleibt?
Wichtig zu sagen ist: Aktuell darf man sich bewegen und soll sich auch bewegen. Aber nur alleine und abseits von anderen Menschen. Der Wald eignet sich gut dafür. Der Vorteil bei unserem Programm: Auch in der jetzigen Zeit läuft man mit der App nicht alleine, denn man hat während des Trainings immer eine Stimme im Ohr, die einen motiviert oder korrigiert. Und die Vorgaben sind aufbauend. Schafft man es zu Beginn nur, zehn Minuten am Stück zu laufen, merkt man selbst, dass man plötzlich die gesamte Dorfrunde rennen kann. Das motiviert. Und wer weiss: Manch ein Fussballer kann dadurch zukünftig seinen Gegenspieler vielleicht auch in der 90. Minute noch übersprinten.
Der Klassiker: Der Anfänger will Gas geben und geht jeden Tag joggen. Dann beginnen die Knie und der Rücken zu schmerzen. Was tun?
Das ist ein Klassiker, ja, aber er ist vermeidbar. Regel Nummer 1: Sukzessive aufbauen. Nicht gleich eine Stunde am Stück laufen gehen, sondern wenn, dann die Gesamtdauer des Laufs jeweils um 5 Minuten erhöhen. Regel Nummer 2: Wenn irgendwo Schmerzen auftauchen, stoppen. Tut es nach einem kurzen Halt immer noch weh? Dann nach Hause marschieren und mindestens einen Tag pausieren. Regel Nummer 3: Sollte die Pause nicht helfen, dann vollständig aufhören und für einige Tage auf Alternativen, sprich im jetzigen Fall wohl auf Fitness-Übungen zu Hause, umstellen. Diese findet man zuhauf auf Youtube – oder eben auch in unserer App.
Gehen Sie alleine nach draussen!
wis. Daniel Koch, der Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit, sagte am Dienstag gegenüber Radio SRF: «Man soll sich dort aufhalten, wo man niemanden ansteckt. Man kann natürlich nach draussen gehen, man soll sich auch bewegen, aber man soll das alleine tun oder mit den Familienangehörigen, mit denen man sowieso zusammen ist. Eine gemischte Jogginggruppe aufzutun wäre völlig falsch.»