Schnitzelbänke auf dem Dorfplatz
05.03.2020 RickenbachDie Wüehlmüüs begaben sich auf Tour
Die Fasnachtsgesellschaft Wüehlmüüs aus Rickenbach liess auch dieses Jahr trotz Coronavirus und vom Kanton erlassenen Verboten einen alten Brauch wieder aufleben. Sie zogen mit ihrem Wagen von Dorf zu Dorf, um auf den ...
Die Wüehlmüüs begaben sich auf Tour
Die Fasnachtsgesellschaft Wüehlmüüs aus Rickenbach liess auch dieses Jahr trotz Coronavirus und vom Kanton erlassenen Verboten einen alten Brauch wieder aufleben. Sie zogen mit ihrem Wagen von Dorf zu Dorf, um auf den Dorfplätzen ihre Schnitzelbänke zu singen.
Sander van Riemsdijk
Trotz Coronavirus und behördlicher Verbote wehte in einigen Oberbaselbieter Gemeinden in den vergangenen Tagen ein Hauch von Fasnacht. Alle Jahre wieder und dies ununterbrochen seit 1982 fahren die Wanderschnitzelbänkler der Fasnachtsgesellschaft Wüehlmüüs aus Rickenbach mit ihrem Wagen tagsüber von Dorfplatz zu Dorfplatz und unterhalten Jung und Alt singend mit ihren spitzfindigen Schnitzelbänken. Passend zum diesjährigen Motto «Zum derfoo laufe», das sich auf die Eisschmelze durch die Klimaerwärmung bezieht, und als Eskimo verkleidet, begaben sich die Fasnächtler mit ihren Versen mehrmals auf politisches Glatteis, auch über die Grenze hinaus:
Dr Donald Trump will Grönland chaufe!
Dä sell das nume mache!
Und no grad dört ahne zieh mit allne sine Sache.
Mir wüsse, dass das komisch döhnt und vilicht chli vermässe
Doch s chönnt jo si, dass ihn e Yysbär gli drufabe würdi frässe
Gerade in diesen fasnachtslosen Tagen war der Besuch der närrischen Wandergruppe für viele Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner eine willkommene Abwechslung. Lang hat die Gruppe sich Gedanken gemacht, ob sie die Tradition auch dieses Jahr durchführen, oder ob sie aus Solidarität zu ihren Fasnachtskollegen auf die Fasnacht verzichten sollte. Dazu Michael Salathé, Präsident der Fasnachtsgesellschaft: «Wir haben Verständnis für die Massnahmen der Behörden und respektieren diese, aber auf uns mit unserer fahrenden Schnitzelbank im kleinen Rahmen hatte dies eigentlich keinen Einfluss.»
Grössere Menschenansammlungen löse ihre Tour im Freien durch das Oberbaselbiet nicht aus, wie unter anderem in den Dörfern Oltingen und Anwil festgestellt werden konnte. Folglich wurde entschieden, die Veranstaltungen durchzuführen und die Menschen in diesen finsteren Tagen ein wenig Fasnachtsluft schnuppern zu lassen. Auch wenn die Musik der Räbäschränzer aus Wintersingen fehlte – die Gugge verzichtet dieses Jahr gänzlich auf die Fasnacht – boten die Schnitzelbanksänger in musikalisch eigener Regie mit Gitarre und Akkordeon lustige und pointierte Verse. Passend zum Motto wurde die Umweltaktivistin Greta Thunberg sogar zur Ehrenbürgerin von Oltingen vorgeschlagen:
Sit de letschte Wahle isch s uf dr ganze Wält bekannt:
Oltige isch die grüenschti Gmeind im ganze Schwiizerland.
Me chönnt jo dört jetzt d Greta Thunberg als Ehrebürger neh,
Denn würd die s erscht mol in ihrem Läbe es Traktorpulling gseh!
Der diesjährige Verzicht auf die Fasnacht hatte auf den Zuschauerandrang offensichtlich keinen Einfluss. Es kamen nicht mehr und nicht weniger Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner auf die jeweiligen Plätze als in anderen Jahren, wie ein Mitglied der Wüehlmüüs feststellte. Etwas Sorge bereitete dem Präsidenten Michael Salathé dafür die abendliche Tour durch die Beizen. «Es könnte gut sein, dass einige Beizen aufgrund der Ereignisse geschlossen sind und wir unser Programm anpassen müssen.» So ganz ohne Einschränkungen wegen des Coronavirus wird es also auch bei den Wüehlmüüs dieses Jahr nicht gehen. Nichtsdestotrotz hatten sie zusammen mit der treuen Zuhörerschaft ihre närrische Freude und verabschiedeten sich jeweils mit einer gesungenen Hoffnung von den Dorfplätzen:
Mir danke euch für euchi Spänd,
doch jetzt isch Zyt zum go
Und wenn mir noni gschmolze si,
stöi mir s nächscht Johr wieder do.