Im Mai entscheidet das Dorf über das Morgengeläut
ssc. Jeden Sonntagmorgen giesst Ulrich Bernhard aus Lauwil seine Blumen und justiert seine mehr als 250 Jahre alte Standuhr neu – ein Ritual, das sich bei ihm über die Jahre hinweg eingespielt hat. ...
Im Mai entscheidet das Dorf über das Morgengeläut
ssc. Jeden Sonntagmorgen giesst Ulrich Bernhard aus Lauwil seine Blumen und justiert seine mehr als 250 Jahre alte Standuhr neu – ein Ritual, das sich bei ihm über die Jahre hinweg eingespielt hat. Beim Nachstellen der Uhr orientiert er sich am Schlag der elektronisch gesteuerten Schulhausglocke.
Diese ist in Lauwil ein Politikum, über das bereits viel gestritten wurde und auch künftig gestritten wird. Am 17. Mai müssen die Dorfbewohner nämlich für eine Referendumsabstimmung an die Urne. Es gilt, darüber abzustimmen, ob die Glocke morgens um 5.30 Uhr schweigen oder wie bisher für eine Minute läuten soll – wobei einige Bewohner den Klang der Glocke bestenfalls mit «scheppern» beschreiben würden.
Klang soll verändert werden
An der Gemeindeversammlung vom vergangenen November stellten fünf Einwohner dem Gemeinderat den Antrag, das Geläut zu verkürzen. Derzeit ist die Glocke frühmorgens für eine Minute und am Vor- und Nachmittag sowie am Abend für jeweils drei Minuten zu hören. Zudem wünschen sich die Antragsteller Veränderungen am Klang der Glocke, damit er für sie überhaupt «erträglich» werde. Das könne allerdings schnell ins Geld gehen, argumentierte die Gemeinde und schlug in einem Gegenantrag vor, das Läuten mit Ausnahme des «Halbsächsilüte» jeweils um eine Minute zu verkürzen. Die Versammlung stimmte dem Vorschlag zu und strich gleichzeitig das Geläut um halb sechs am Morgen.
«Das geht nicht», fand Ulrich Bernhard und sammelte gemeinsam mit dem Referendumskomitee 63 Unterschriften. Ob das Referendum Erfolg hat oder nicht – für den Lauwiler Gemeindepräsidenten Thomas Mosimann ist klar: «Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen.»