Der Dank der Gesellschaft
26.03.2020 Politik«Das Wohl des Volkes soll oberstes Gesetz sein» (Zitat von Marcus Tulius Cicero).
In den vergangenen Wochen wurden wir innerhalb sehr kurzer Abstände mit immer wieder neuen, restriktiveren Massnahmen des Bundes konfrontiert. Die einen leisten den Anweisungen der ...
«Das Wohl des Volkes soll oberstes Gesetz sein» (Zitat von Marcus Tulius Cicero).
In den vergangenen Wochen wurden wir innerhalb sehr kurzer Abstände mit immer wieder neuen, restriktiveren Massnahmen des Bundes konfrontiert. Die einen leisten den Anweisungen der Regierung brav Folge oder arrangieren sich, wenn auch murrend, mit den angeordneten Massnahmen. Dem Bundesrat wird grundsätzlich Vertrauen entgegengebracht. Ein anderer, nach meinem Gefühl eher kleinerer Teil der Bevölkerung hingegen widersetzt sich den angeordneten Massnahmen. Die einen wollen sich Befehle «von oben» nicht gefallen lassen oder hegen Zweifel daran, dass die Regierung das Wohl des Volkes anstrebt. Oder sie sind mit dem Weg, der zum Wohl des Volkes führt, nicht einverstanden.
Andere hingegen haben Mühe damit, sich ihre Freiheit nehmen zu lassen. Es ist in unserem demokratischen Staat auch nicht an der Tagesordnung, dass der Bundesrat ohne vorgestellte politische Verfahren und Interventionsmöglichkeiten solche Einschnitte in die Freiheit der gesamten Bevölkerung vornimmt. Dem unguten Gefühl kann zwar Verständnis entgegengebracht werden, dennoch ist es für das Funktionieren unseres Staates in einer solchen Krise unerlässlich, dass Entscheide getroffen wer- den können und diese auch umgesetzt werden. Entscheide, um das Wohl des Volkes und dessen Gesundheit sicherzustellen.
Neben der Regierung gibt es eine grosse Anzahl an Berufsgruppen, die sich tagein, tagaus für das Wohl der gesamten Bevölkerung einsetzen. Schon zu gewöhnlichen Zeiten leisten Menschen mit Berufen, in denen es ums Kümmern und Helfen geht eine für die Gesellschaft unersetzliche Arbeit. Jetzt wird noch mehr von ihnen gefordert und es wird nun wohl auch allen bewusst, wie abhängig wir sind von Menschen, die sich um die Alten- und Krankenpflege, um Kindererziehung oder ganz allgemein gesagt um Pflege und Betreuung kümmern. Wir sehen, dass wir ohne diese systemrelevanten Berufe nicht in der Lage wären zu überleben. Die solidarischen Klatsch-Aktionen im ganzen Land widerspiegeln dieses aufkommende Bewusstsein und stehen für den grossen Dank, der diesen Menschen gebührt.
Der Respekt vor diesen Berufen sollte sich jedoch auch in deren Arbeitsbedingungen und im Lohn widerspiegeln. Auch wenn es wichtig ist, reicht es nicht, dass wir unseren Krankenpflegenden tagtäglich auf unseren Balkonen zuklatschen. Was es braucht, sind faire Löhne für diese grösstenteils chronisch unterbezahlten Berufsgruppen. Es braucht faire Arbeitsbedingungen für alle, die in der Pflege tätig sind. Schon bei Normalbetrieb sind sie überlastet. Nun stellen sie sich in dieser schweren Krise völlig selbstverständlich hin und arbeiten unter noch extremeren Bedingungen. Sie stellen ihre Bedürfnisse zurück und leisten einen unglaublichen Dienst für die Gesellschaft.
Es ist nun an uns als Gesellschaft, ihnen angemessen zu danken. Nicht nur mit Applaus, sondern etwas, das selbstverständlich sein sollte: mit fairen und angemessenen Arbeitsbedingungen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.