«Unfruchtbare Böden sind ein Problem»
05.03.2020 BucktenDominique Luder hat am «International Swiss Talent Forum» nach Zukunftslösungen gesucht
Am 9. «International Swiss Talent Forum» haben sich 65 Menschen aus 25 Ländern mit dem Thema Welternährungssystem befasst. Dominique Luder aus Buckten war dabei. Im ...
Dominique Luder hat am «International Swiss Talent Forum» nach Zukunftslösungen gesucht
Am 9. «International Swiss Talent Forum» haben sich 65 Menschen aus 25 Ländern mit dem Thema Welternährungssystem befasst. Dominique Luder aus Buckten war dabei. Im Interview erzählt sie, wie für sie die Landwirtschaft der Zukunft aussieht.
Anna Uebelhart
Frau Luder, Sie waren bereits im Mai 2019 eine der Finalistinnen im Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» und haben die Bewertung «sehr gut» für Ihre Arbeit erhalten. War diese Leistung der Grund für die Einladung zum «Swiss Talent Forum»?
Dominique Luder: Das ist richtig. Man kann sich nur als ehemaliger Finalist des nationalen Wettbewerbs von «Schweizer Jugend forscht» für das «International Swiss Talent Forum» (ISTF) bewerben. Ich erhielt im Herbst 2019 eine Einladung und die Aufforderung, meiner Anmeldung ein kurzes Bewerbungsschreiben beizulegen. Als Teilnehmer aus dem Ausland muss man explizit eingeladen werden und das wird man nur, wenn man an einem nationalen oder sogar internationalen Jugendwettbewerb sehr gut abgeschnitten hat.
Am diesjährigen ISTF gab es fünf Schwerpunkte. Sie haben sich für das Thema «Increasing Agricultural Productivity» entschieden. Wieso?
Mit «Increasing Agricultural Productivity» habe ich das Thema gewählt, das im Bereich Biologie und Chemie liegt und für das ich mich am meisten interessiere. Ich studiere interdisziplinäre Naturwissenschaften und habe mich während des Gymnasiums in einer Projektarbeit schon einmal mit Auswirkungen verschiedener Landwirtschaftsformen auf die Bodenqualität und Qualität der angebauten Frucht befasst. Deswegen waren mir die Folgen von zu intensiver Landwirtschaft bekannt.
Ihre Gruppe hat sich auf zwei Schwerpunkte fokussiert. Weshalb genau diese?
Wir haben uns auf die Schwerpunkte Fruchtbarkeit des Bodens und die effizientere Verwendung von Wasser konzentriert. Die Bodenfruchtbarkeit deshalb, weil eine intensive landwirtschaftliche Nutzung dauerhaft zu abnehmender Fruchtbarkeit des Bodens führt und dies der Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität widerspricht. Wasser deshalb, weil 70 Prozent des Trinkwassers weltweit für Bewässerungszwecke verwendet werden und die benötigte Menge an Wasser aufgrund von zunehmender Dürre wegen der Klimaerwärmung steigt. Gerade in Verbindung mit der Klimaerwärmung und der wachsenden Weltbevölkerung hielten wir diese Punkte für zentral.
Welche Lösungen hat Ihre Gruppe für das Wasserproblem erarbeitet?
Für Afrika schlagen wir den Bau von Wasserpumpen vor, die mittels Solarstrom betrieben werden. So können die Felder mit Wasser aus einem unterirdischen Reservoir bewässert werden. Ausserdem sollen Pflanzen genetisch modifiziert werden, wodurch sie gegenüber Dürre und Hitze resistenter sind. Für Asien haben wir uns ein zirkuläres Wassersystem ausgedacht, bei dem die Hydrokultur zur Pflanzenaufzucht verwendet wird. Das Abwasser der Hydrokulturen gelangt in einen Bioreaktor mit Mikroorganismen und Pflanzen. Dort wird das Wasser gereinigt und mit Nährstoffen angereichert. Dann geht es wieder zurück in die Hydrokultur.
Was ist bei der Bodenfruchtbarkeit das Problem und wie kann man es lösen?
Bereits 40 Prozent der weltweit landwirtschaftlich bebaubaren Böden sind degradiert oder unfruchtbar. Auf der anderen Seite gibt es das Problem der Überdüngung. Die zunehmende Bodenunfruchtbarkeit sahen wir in Europa am dringendsten, da dort schon am längsten intensiver Ackerbau betrieben wird. Wir sahen die Lösung in der Entwicklung und Einführung eines kombinierten Schnelltestes zur Bestimmung wichtiger Bodenparameter, der grossflächig eingesetzt und staatlich unterstützt werden sollte.
Für das ISTF war es wichtig, dass Sie global denken. Fiel es Ihnen schwer, sich von der Schweizer Perspektive zu lösen?
Da alle im Team aus verschiedenen Ländern innerhalb Europas kamen, fiel mir das leicht. Wir waren uns von Anfang an einig, dass wir unsere Betrachtung von Europa loslösen müssen. Wir haben uns auf die drei Regionen Europa, Afrika und Asien geeinigt, die sich durch das Klima, die Bevölkerungsdichte und die Verfügbarkeit fortschrittlicher Technologien in ihren Problemen unterscheiden.
Woher kamen Ihre Teammitglieder und wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?
In meiner Gruppe waren die Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien, Polen, Litauen und Georgien vertreten. Noch wichtiger waren aber die verschiedenen Expertisengebiete. Jemand kam mehr aus dem Ingenieursbereich, aus der Biologie, Biotechnologie, Chemie oder Biochemie. So konnten unterschiedliche Ideen und Wissen zu einem vielseitigen Produkt zusammengeführt werden.
Was passiert mit den Erkenntnissen des ISTF?
Konkret passiert nichts mit den Ergebnissen. Jedes Thema wurde von einer Fachperson begleitet. Bei uns war das Camilla Corsi, Head of Crop Protection Research bei Syngenta. Es kann also gut sein, dass unsere Erkenntnisse in zukünftige Projekte miteinfliessen.
«Swiss Talent Forum» aue. Das «International Swiss Talent Forum» (ISTF) wird einmal jährlich von der Stiftung Schweizer Jugend forscht organisiert.
Vom 5. bis 8. Februar haben 65 Jugendliche aus der Schweiz, Europa, den USA und aus Asien nach Ideen und Lösungsansätzen zum Thema «World Food System» gesucht. Das 9. «Swiss Talent Forum» fand im Hotel Sempachersee in Nottwil statt, wo die Teilnehmenden am letzten Tag ihre Ergebnisse präsentierten.