Zwei Monate, zweimal EM
07.02.2020 Buus, SportKarate | Kevin Wagner misst sich mit der internationalen Konkurrenz
Der Buusner Karateka Kevin Wagner kämpft am Sonntag an der U21-Europameisterschaft in Ungarn und im März an der Elite-EM in Aserbaidschan. Der Traum von einer Olympiateilnahme wird 2020 aber nicht ...
Karate | Kevin Wagner misst sich mit der internationalen Konkurrenz
Der Buusner Karateka Kevin Wagner kämpft am Sonntag an der U21-Europameisterschaft in Ungarn und im März an der Elite-EM in Aserbaidschan. Der Traum von einer Olympiateilnahme wird 2020 aber nicht Realität.
Sebastian Wirz
Plötzlich wurde es still um Kevin Wagner. Der Buusner, der Woche für Woche mit Spitzenresultaten im Karate aufgewartet hatte, verschwand im Januar 2018 von der sportlichen Bildfläche. Nach dem dritten Bänderriss im Fuss unterzog er sich einer Operation. Da sich Wagner zusätzlich die Hand brach, musste diese zuerst behandelt werden – wie hätte er nach der Fuss-OP sonst an Stöcken gehen sollen?
Acht lange Monate bestritt Wagner kein Turnier – nur um dann ebenso dominant zurückzukehren, wie er vor seiner Verletzungspause gekämpft hatte: Vier Wochen nach Trainingsbeginn qualifizierte er sich zum letztmöglichen Zeitpunkt noch für die Schweizermeisterschaften 2018 – und holte sich dort den Doppelsieg als Schweizer Meister in der Gewichtsklasse über 84 Kilogramm sowohl bei der U21 als auch bei der Elite. Diesen Doppel-Erfolg wiederholte Wagner in der neuen Saison vergangenen November. Damit hat Wagner neun Jahre in Serie mindestens einen Schweizer-Meister-Titel gewonnen.
Als einer der besten Karate-Kämpfer der Schweiz und Mitglied des Nationalkaders der «Swiss Karate Federation» ist der Oberbaselbieter auch international bei Turnieren oft auf dem Podest zu finden. Am Sonntag kämpft er in Budapest um U21-Europameisterschaftsmedaillen. Im März folgt die EM mit der Elite in Aserbaidschan. «Ich absolviere in Ungarn meine vierte Europameisterschaft und meine letzte bei den Junioren. Deshalb will ich gerne etwas mitnehmen. Mein Ziel ist ein Rang unter den ersten fünf», sagt Wagner. «Dies hängt ein wenig vom Losglück ab, aber mit einer starken Leistung liegt das drin.» Bisher konnte der Buusner an Europameisterschaften nicht glänzen und schied jeweils in der ersten Runde aus.
Aus der Traum
Beim Elite-Turnier in Baku kommenden Monat ist die Ausgangslage dann eine andere: «Ich bin zum ersten Mal bei einer EM der Allerbesten. Mehr als um Resultate wird es dort darum gehen, mein Potenzial zu zeigen. Wenn ich nach Hause gehe, will ich mit der gezeigten Leistung zufrieden sein», sagt der Athlet des Budo-Sport-Centers Liestal.
Er weiss, dass er international nicht zur absoluten Spitze gehört. So musste er einsehen, dass aus seinem Traum, 2020 in Tokio bei der Olympia-Premiere seines Sports aktiv dabei zu sein, nichts wird: Nur die zehn weltbesten Kämpfer pro Kategorie qualifizieren sich fürs olympische Turnier. Zudem ist Wagners Kategorie +84 kg mit anderen Gewichtsklassen zu +75 kg zusammengelegt. «Es gibt also automatisch noch viel mehr Top-Athleten», sagt Wagner. In Paris 2024 wird Karate nicht mehr olympisch sein.
Der 20-Jährige betreibt seit seinem fünften Lebensjahr Karate. Dank der Leistungssportförderung durch das Sportamt Baselland und eines flexiblen Arbeitgebers kann er eine Ausbildung als technischer Zeichner in Form einer Sportlerlehre absolvieren. So hat er mehr Zeit fürs Training als andere junge Karatekas. Der Vergleich zur internationalen Konkurrenz hinkt dennoch beträchtlich: «Meine Gegner sind schon bei den Junioren Vollprofis. Bei der Elite sowieso», sagt Wagner. Für ihn ist das in der Schweiz keine Option: «Ich werde immer neben dem Karate arbeiten müssen.»
Seit Dienstag ist Wagner in Ungarn. Er nimmt am vorbereitenden Programm der «European Karate Federation» teil. Ab heute kämpfen die jüngeren Junioren und Kadetten, am Sonntag gilt es dann für Wagner ernst: Bei seiner Abschiedsvorstellung als Junior will er nicht leer ausgehen.