md. Obwohl es nicht ein Täterprofil gibt, können die Beamten aus ihrer Erfahrung einige Tendenzen benennen, welche Art von Täter hinter einem bestimmten Delikt steckt. So seien die Täter der Love Scams häufig in Westafrika zu Hause. Wenn es um Pornografie gehe, sei ...
md. Obwohl es nicht ein Täterprofil gibt, können die Beamten aus ihrer Erfahrung einige Tendenzen benennen, welche Art von Täter hinter einem bestimmten Delikt steckt. So seien die Täter der Love Scams häufig in Westafrika zu Hause. Wenn es um Pornografie gehe, sei indes Russland ein Hotspot. Viele Gratis-Seiten für illegale Pornografie sind dort beheimatet. Grössere, strukturierte Betrugsorganisationen findet man in Asien. Bei solchen Tätern sei die Chance gering, dass die Polizei etwas gegen sie unternehmen könne, so Michel Meier, stellvertretender Chef der Kriminalpolizei. «Sobald es über die Landesgrenze hinausgeht, wird die Verfolgung der Täter schwieriger.»
Die Hacker, wie die Täter oft pauschal bezeichnet werden, seien zwar alles andere als dumm, jedoch benötige es heute nicht mehr das gleiche Können wie noch vor einigen Jahren. «Internetkriminelle eignen sich ihr Wissen häufig selbst mithilfe des Internets an», sagt Meier.
Im Baselbiet sind jene Täter zu finden, die sich zum Beispiel durch Betrügereien auf Ricardo strafbar machen. Auch sogenannte Money Mules oder Personen, die illegale Pornografie konsumieren, seien hier zu finden, so Meier. Bei ihnen stehen die Chancen gut, dass die Polizei sie schnappen kann.
Verschiedene Täter, eine Ausrede
«Es gibt niemanden, dem ich nicht zutrauen würde, verbotene Pornografie auf dem Rechner zu haben», sagt Martin Graf, seit 18 Jahren IT-Forensiker. Illegale Pornografie, also zum Beispiel mit Kindern, Tieren oder Gewalt, sei auf den Computern von Personen jeden Alters, Berufs und jeder sozialen Schicht gefunden worden. Vorwiegend seien es jedoch Männer. «In meiner Laufbahn war nur eine Frau unter den Beschuldigten», sagt Graf.
Nicht jeder, der Kinderpornografie konsumiere, sei ausserdem automatisch pädophil. «Viele fangen mit normalen Pornos an. Irgendwann wird das langweilig und auf der Suche nach einem neuen Kick landen sie bei illegalem Material mit immer jüngeren Mädchen und Jungen», erzählt Graf.
Was alle Beschuldigten, denen sie im Lauf der Zeit begegnet seien, gemeinsam gehabt hätten, sei einzig ihre Abwehrstrategie. «In allen Einvernahmen habe ich mehr oder weniger folgende Aussage gehört: ‹Ich habe ja kein Kind missbraucht, das Material existierte bereits›», sagt Graf. Damit versuchten die Beschuldigten Distanz zwischen sich und ihre Handlung zu bringen. Und ihr Vergehen herunterzuspielen.
Bisher werden bei der Baselbieter Polizei die Daten über die Täter von Cybercrime-Delikten nicht statistisch erfasst. Auch die Kantonspolizei Zürich verzichtet bisher darauf. Interessant wären die Informationen daraus für die Polizei schon, sagt Meier: «Wüssten wir Genaueres über die Täter, etwa wo sie sich tendenziell aufhalten und wie sie arbeiten, könnten wir vermutlich gezielter gegen sie vorgehen.»