Eine ganz besondere Freundschaft
14.02.2020 Sport, ZiefenReiten | Jenny Baumgartner und Hengst Amado trainieren in Ziefen
Auf dem Hof Kleckenberg in Ziefen wohnt Amado. Der spanische Hengst ist der ganze Stolz von Jenny Baumgartner. Die beiden verbindet eine ganz besondere Beziehung.
Céline ...
Reiten | Jenny Baumgartner und Hengst Amado trainieren in Ziefen
Auf dem Hof Kleckenberg in Ziefen wohnt Amado. Der spanische Hengst ist der ganze Stolz von Jenny Baumgartner. Die beiden verbindet eine ganz besondere Beziehung.
Céline Humair
Pferde sind faszinierende Tiere. Wenn sie in der Herde frei laufen, für Menschen über Hindernisse von 1,60 Metern Höhe springen oder auf Kommando steigen, dann ziehen sie uns in ihren Bann. Diese Faszination entwickelte sich zu Jenny Baumgartners grösster Leidenschaft. Zusammen mit ihrem Hengst Amado reist sie in der Zwischenzeit in der ganzen Schweiz umher und zeigt an verschiedenen Shows, welch harmonische Beziehung ein Mensch und ein Pferd haben können.
Auf der Höhe zwischen Ziefen und Lupsingen liegt der Hof Kleckenberg, die Heimat von circa 24 Pferden. Zur Infrastruktur gehören neben den Pferdeboxen, jede mit einem Auslauf ausgestattet, auch eine Reithalle, ein riesiger Aussenreitplatz und ein Pferdelaufband. Auf diesem wärmt sich Amado gerade unter Beobachtung seiner Besitzerin Jenny Baumgartner auf, als die «Volksstimme» die Aescherin beim Training besucht. Dies muss er, bevor er zeigen kann, wieso er mit seinen körperlich anstrengenden Tricks zu einem echten Showpferd geworden ist.
«La Bomba»
Baumgartner hat ihre Begeisterung für spanische Pferde und die klassische Dressurarbeit mit ihnen durch ihr vorheriges Pferd entdeckt. Als sie dann merkte, dass sie eine Auszeit brauchte, war klar, dass sie einen Sommer in Spanien verbringen wollte. «Ich fuhr mit meinem Pferd 15 Stunden lang nach Spanien zu einem Zuchtbetrieb, wo ich sofort herzlich aufgenommen wurde.» Die sechs Wochen verbrachte sie damit, im Stall zu helfen, die Kinder des Betriebs Englisch zu lehren, selber Spanisch zu lernen und natürlich zu reiten. Nach einigen Wiedersehen und dem Erkranken von Baumgartners früherem Pferd schenkte der Züchter ihr dann den anderthalbjährigen Amado. «Das war natürlich eine grosse Ehre.»
Amado ist unterdessen aufgewärmt. Baumgartner holt ihn vom Laufband und er wartet geduldig, bis alles verräumt ist und es in die Reithalle gehen kann.
Diese Geduld hatte er aber nicht immer. Von einer Freundin hörte Baumgartner im Jahr 2015 von einem Freiheitsdressurkurs im nahen Elsass. Sie beschloss, mit dem jungen Amado teilzunehmen. Dieser war noch sehr ungestüm und musste sein südländisches Temperament allen zeigen. «La Bomba» wurde er vom Kursleiterehepaar bald nur noch genannt. Baumgartner aber fand in der freien Arbeit mit ihrem Pferd eine neue Faszination. Die Kommunikation mit dem Pferd nur über feine Stimm- oder Körpersprachsignale wurde zu ihrer und Amados neuer Leidenschaft. Das schlaue Pferd verstand stets schnell, was Baumgartner von ihm wollte, und lernte so viele Tricks.
Amado, der Showman
In der Reithalle angekommen und freigelassen zeigt Amado zuerst einmal, wieso er den Namen «La Bomba» nach wie vor verdient. Beim spanischen Schritt wirbeln seine Vorderbeine nur so durch die Luft und er galoppiert zwar brav um Baumgartner herum, jedoch mit sehr hohen und freudigen Galoppsprüngen. Sobald der erste Dampf weg ist, achtet Amado konzentriert auf ihre Signale und führt sein Repertoire auf. «Das Tolle ist, dass er an Auftritten genauso konzentriert arbeiten kann. Er weiss, was er zu tun hat und lässt sich weder durch Licht und Musik noch durch grosse Menschenmengen ablenken. Er präsentiert sich dann sehr gerne, ein echter Showman eben.»
Genau diese Harmonie zwischen Mensch und Pferd begeistert Baumgartner. Sein Vertrauen zu ihr stellt Amado an etlichen Auftritten unter Beweis. Das Highlight war für Baumgartner aber eine Show, die sie in Südfrankreich eröffnen durfte. Die «spectacles equestres» (Pferdeshows) gehören da zur Kultur. An einem dieser Wettbewerbe nahm sie während eines Besuchs bei ihren Freiheitsdressurtrainern teil. Völlig überraschend konnte sie den Wettbewerb gewinnen und durfte deshalb die Abendshow eröffnen. «Das war schon etwas ganz Besonderes, in dieser riesigen Arena mit Tausenden von Zuschauern auftreten zu dürfen. Und Amado hat einfach grandios mitgemacht und hat allen gezeigt, was in ihm steckt.»
Liebe, Respekt und Vertrauen
Nach wie vor reitet die 35-Jährige aber auch sehr gerne und liebt die klassische Dressur, die sie in Spanien perfektionieren durfte. Aus diesem Mix entstand die «Jenny Baumgartner liberty & dressage Horse Show». Damit tritt sie unter anderem an Pferdeveranstaltungen wie zum Beispiel der BEA in Bern auf, man kann sie aber auch als Showprogramm auf Turnieren oder an privaten Anlässen anfragen.
In der Reithalle zeigt Amado den spanischen Schritt, verbeugt sich und steigt, was ihn sehr imposant aussehen lässt. Zum Schluss der Arbeit legt er sich auf Kommando hin. Er lässt sich zufrieden streicheln und schliesst geniesserisch die Augen. Dass ein Pferd sich hinlegt, ist alles andere als selbstverständlich. Im Liegen ist das Fluchttier Pferd den Naturgefahren am bedingungslosesten ausgesetzt. Dieses Hinlegen zeugt vom aussergewöhnlich grossen Vertrauen von Amado in Jenny Baumgartner. «Ich begegne ihm mit viel Liebe, Respekt und Vertrauen und arbeite konstant mit ihm. Das ist mein Leitsatz, der uns zu solchen Erfolgen und vor allem zu so einer innigen Freundschaft gebracht hat.»