Ein herber Verlust auch für die Volksschule
25.02.2020 GesellschaftZum Aus der Minerva-Schule in Basel und der Gallenacher-Schule mit Standorten in Pratteln, Reinach und Liestal
Die Nachricht von der Schliessung der Minerva-Schule in Basel und der Gallenacher-Schule in Baselland bedauern wir von der Schule für Offenes Lernen in Liestal (SOL) sehr, ...
Zum Aus der Minerva-Schule in Basel und der Gallenacher-Schule mit Standorten in Pratteln, Reinach und Liestal
Die Nachricht von der Schliessung der Minerva-Schule in Basel und der Gallenacher-Schule in Baselland bedauern wir von der Schule für Offenes Lernen in Liestal (SOL) sehr, denn damit gehen Alternativen verloren für Kinder und Jugendliche, die solche Alternativen nötig haben.
Es besteht in der Öffentlichkeit ein Bild von Privatschulen als gewinnorientierten Unternehmen für Kinder reicher Eltern. Viel wichtiger aber sind pädagogisch motivierte nichtstaatliche Schulen, die gemeinnützig arbeiten. Sie bieten Kindern und Jugendlichen einen Schulplatz, die in den staatlichen Schulen aus ganz unterschiedlichen Gründen anecken, ihre Fähigkeiten nicht entwickeln können, Aussenseiter werden und unter die Räder geraten. Das sind oft einfach besonders sensible Kinder und Jugendliche, manchmal hochbegabte, manchmal individuell stärker oder schwächer belastete. Sie halten die permanente Leistungsmessung und Bewertung und den ständigen Wettbewerb an den staatlichen Schulen schlecht aus oder werden Opfer von Mobbing, was durch das allgemeine Konkurrenzklima in der Schule begünstigt wird. Unter anderen schulischen Rahmenbedingungen an einer nichtstaatlichen Schule können sie wieder Fuss fassen, an ihren Stärken und möglichen Problemen arbeiten und ihr Leistungspotenzial ausschöpfen.
Die Gallenacher-Schule hat sich auf die reformpädagogischen Grundsätze berufen, die allen pädagogisch motivierten nichtstaatlichen Schulen zugrunde liegen: Nur wenn Kinder und Jugendliche sich wohlfühlen, verstanden werden und ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln, können sie auch sinnvoll lernen und gute Leistungen erbringen. Und Lernen findet nicht nur vor dem Schulbuch oder am Computer statt, sondern mit Vorteil im konkreten Leben. Dass die Umsetzung dieser Ideen an dieser Schule aus wirtschaftlichen Gründen scheitert, ist bedauerlich.
Das liegt aber auch an der Bildungspolitik der beiden Basel. Zwar wird von Verantwortlichen des staatlichen Schulwesens immer wieder betont, dass die nichtstaatlichen Schulen nicht Konkurrenz, sondern eine wichtige Ergänzung des staatlichen Angebots seien. Man verleugnet dann aber, dass diese Schulen den Gemeinden und dem Kanton viel Arbeit und Kosten abnehmen, gerade bei Schülern, die aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse einen höheren Aufwand benötigen. Die staatlichen Bildungsverantwortlichen wehren sich mit Händen und Füssen dagegen, diese Kosten zu vergüten.
Die Zeche dafür bezahlen die betroffenen Kinder und Jugendlichen und ihre Familien. Dass die Gallenacher-Schule in kurzer Zeit so viele Schülerinnen und Schüler gewonnen hat, beweist, wie gross das Bedürfnis nach solchen Angeboten ist. Jetzt werden noch mehr Schülerinnen und Schüler, die besondere Bedürfnisse hätten, wieder in den bestehenden staatlichen Angeboten eingesperrt bleiben.
Auch für die staatlichen Schulen ist es ein herber Verlust, wenn pädagogische Alternativen verloren gehen. Einerseits müssen sie mit ihren beschränkten institutionellen Mitteln nun wieder mit mehr Kindern und Jugendlichen zurechtkommen, die offenbar nicht hineinpassen. Es gehen nicht nur alternative Möglichkeiten verloren, es fehlt dann auch ein Stück Innovationskraft, die von aussen kommt. Das staatliche Bildungswesen hat in den letzten 150 Jahren viele Ideen und Praxen aufgenommen, die in der Alternativpädagogik entwickelt und erprobt wurden.
Die SOL existiert seit 22 Jahren erfolgreich. Weil viele Eltern das kostendeckende Schulgeld nicht aufbringen können, gibt es Lücken in der Finanzierung, denn die SOL will nicht eine exklusive Schule für Reiche sein. Von der Erziehungsdirektion wurde uns letzthin nahegelegt, unser «Businessmodell» zu ändern, also die Schulgelder nicht mehr sozial abzustufen. Gleichzeitig wurden uns die Erfolge der Gallenacher-Schule unter die Nase gerieben. Wir haben es zur Kenntnis genommen, aber wir werden weiterhin auch Kinder von Eltern aufnehmen, die nicht vermögend sind. Und wir hoffen weiter darauf, dass die Politik und die Bildungsbehörden diejenigen Kinder und Jugendlichen, die an den staatlichen Schulen leiden, nicht weiter im Regen stehen lassen.
Bernhard Bonjour ist Stiftungsratspräsident der Schule für Offenes Lernen Liestal.