Von der «Goldgrube» zum Verlustgeschäft
16.01.2020 ReigoldswilDie Inertstoffdeponie Eichenkeller wird definitiv stillgelegt
Andernorts bringen sie Geld ein. Bei der Deponie im Gebiet Eichenkeller machte eine geborstene Gasleitung alle finanziellen Hoffnungen aber zunichte. Nun wird die Deponie definitiv eingestellt und ...
Die Inertstoffdeponie Eichenkeller wird definitiv stillgelegt
Andernorts bringen sie Geld ein. Bei der Deponie im Gebiet Eichenkeller machte eine geborstene Gasleitung alle finanziellen Hoffnungen aber zunichte. Nun wird die Deponie definitiv eingestellt und rekultiviert.
Elmar Gächter
An die Nacht von Ende März 2014 werden sich noch viele Bewohner in Reigoldswil und Umgebung erinnern. Mit einem lauten Knall und einem unüberhörbaren Zischgeräusch brach kurz vor 23 Uhr die Gasleitung des Gasverbundes Mittelland und hinterliess ein rund drei Meter tiefes und acht Meter langes Loch. Als Folge wurde der Betrieb der im unmittelbaren Bereich liegenden Inertstoffdeponie Eichenkeller vorsorglich gestoppt. Die umfangreichen geologischen Untersuchungen zeigten, dass der betroffene Hang sich bis zu fünf Zentimeter pro Jahr bewegte. Seither ist die Deponie geschlossen und sie bleibt es auch. Im Laufe dieses Jahres werden die Abschlussarbeiten ausgeführt.
Eigentümer der Deponie sind die Bürgergemeinde Reigoldswil sowie ein Landwirt, betrieben wurde sie von einem Bauunternehmer in Bubendorf. Die Inertstoffdeponie wurde nach geologischen Abklärungen bewilligt und 2012 in Betrieb genommen. Ausgelegt war sie auf 300 000 Kubikmeter Inertstoffe und Aushubmaterial. Bis zum Ereignis im März 2014 war sie zu rund einem Drittel aufgefüllt. «Der Hang in diesem Gebiet hat sich immer bewegt, nicht erst seit der Installation einer Deponie. Messungen zeigten dies bereits in den 1920er-Jahren, als Grenzsteine sich verschoben hatten», hält Urs Casagrande, Gemeindepräsident und gleichzeitig Bürgerratspräsident von Reigoldswil, fest. Deshalb könne man auch heute nicht sagen, ob die Auffüllung der Deponie Grund für das Bersten der Gasleitung gewesen ist. Man müsse sich vielmehr fragen, weshalb man hier quer in den Hang eine Gasleitung legen durfte. Tatsache sei, dass der Gasverbund Mittelland weder auf die Grundeigentümer noch den Betreiber der Deponie Regress genommen habe.
Für die Bürgergemeinde erweist sich die Deponie als grosses Verlustgeschäft. «Bei der Vertragsunterzeichnung gingen wir von Deponiegebühren zwischen 1,5 und 2 Millionen Franken aus. In die Gewinnphase wären wir in Anbetracht der umfangreichen Investitionskosten erst ab einer Deponiemenge von rund 120 000 Kubikmetern gekommen», so Urs Casagrande. Zum entgangenen Gewinn kommen nun noch die Kosten für die umfangreichen Messungen und Untersuchungen sowie der Abschlussarbeiten. Casagrande spricht von einer Summe in sechsstelliger Höhe. Wer wie viel dieser Kosten trägt, sei Sache von laufenden Verhandlungen zwischen Grundeigentümer, Betreiber und Versicherungen.
Gelände weiterhin überwacht
Für Dominic Utinger, Leiter Ressourcenwirtschaft und Anlagen beim kantonalen Amt für Umweltschutz und Energie (AUE), ist die Stilllegung der Deponie und die Überführung in die ordentliche Nachsorge die sinnvollste Lösung. Den Entscheid zur definitiven Schliessung haben Vertreter der Eigentümer, der Betreiber und die Aufsichtsbehörde einvernehmlich getroffen. Das AUE hat im Juni 2019 eine umfassende Betriebsbewilligung zum Abschluss und zur Nachsorge erteilt. Grundeigentümer und Betreiber werden darin zu umfassenden Abschluss- und Überwachungsmassnahmen verpflichtet. Die Deponie muss nach der Einstellung von Abfallablagerungen zwingend rekultiviert werden.
So wird der Deponiekörper (Abfall) mit unverschmutztem Aushubmaterial sowie einer zusätzlichen humosen Schicht überschüttet. Zu den vorgeschriebenen ökologischen Massnahmen zählen unter anderem die Aufforstung der Deponiefläche sowie Steinhaufen für Reptilien. Während der nachfolgenden mindestens fünf Jahre dauernden Nachsorgephase wird das Gelände auch weiterhin auf Hangbewegungen überwacht.
Urs Casagrande setzt sich das Ziel, die Deponiesache mit einem möglichst kleinen Verlust für die Bürgergemeinde abschliessen zu können.