Suche nach einer Verschollenen
16.01.2020 RatgeberLesetipp | «Die junge Frau und die Nacht» von Guillaume Musso
Zum Einlesen ins neue Jahr bietet sich ein Krimi des bekannten französischen Autors Guillaume Musso an. Die Spannung kommt in diesem Buch ebenso wenig zu kurz wie Landschaft und Flair der ...
Lesetipp | «Die junge Frau und die Nacht» von Guillaume Musso
Zum Einlesen ins neue Jahr bietet sich ein Krimi des bekannten französischen Autors Guillaume Musso an. Die Spannung kommt in diesem Buch ebenso wenig zu kurz wie Landschaft und Flair der Côte d’Azur.
Andreas Leugger
Es ist eine vertrackte Geschichte, in die Thomas verwickelt ist, und sie bleibt bis zum Schluss spannend: Thomas, ein erfolgreicher Schriftsteller, kommt von New York zurück nach Antibes an der Côte d’Azur zur Jubiläumsfeier seiner ehemaligen Schule. Maxime, sein Freund, hat ihn alarmiert, es bestehe die Gefahr, dass ihr Geheimnis aufgedeckt werde. Vor 25 Jahren ist seine Jugendfreundin Vinca spurlos verschwunden. Sie soll mit dem Lehrer Alexis durchgebrannt sein.
Thomas und Maxime wissen, dass das nicht wahr ist und Vinca nicht mit dem Lehrer zusammen weggegangen sein kann, weil Alexis in der Nacht von Vincas Verschwinden durch ihre Schuld gestorben ist. Sie haben damals mit der Hilfe von Maximes Vater die Leiche beseitigt. Der Vater, ein erfolgreicher Bauunternehmer, der an der Schule Erweiterungsbauten errichtet hat, wusste anscheinend noch mehr. Aber er wurde bei einem Einbruch vor Jahren getötet.
Jemand scheint hinter ihr Geheimnis gekommen zu sein. Wer kann das sein? Wer ausser Vinca kann wissen, was damals passiert ist? Thomas und Maxime wollen es herausfinden, immer in der Angst, dass ihr Geheimnis aufgedeckt wird und sie hinter Gitter kommen. Zumal Stéphane, ein alter Schulkollege, der als Journalist arbeitet, hartnäckig zum Fall recherchiert.
An der Schule kursieren wilde Gerüchte über Vinca und manche Mädchen betreiben einen regelrechten Kult um die Verschollene, die Theatergruppe widmet ihr sogar ein eigenes Stück. Zurückzuführen ist dieses Interesse auf ein Buch von Stéphane, in dem er Spekulationen über das Verschwinden von Vinca anstellt.
Dass Thomas und Maxime dabei in grosser Gefahr sind, wird ihnen erst bewusst, als es am Rande der Jubiläumsfeier auf dem Schulgelände zu einem hinterhältigen Angriff auf Maxime kommt, den dieser nur knapp überlebt.
Wer steckt dahinter? Und wo kann sich Vinca jetzt aufhalten? Weiss vielleicht die Mutter von Thomas mehr? Sie war damals Rektorin der Schule und kannte Maximes Vater gut. Oder vielleicht der Vater, ein bekannter Frauenheld, der auch an der Schule unterrichtete und von dem es ein Foto zusammmen mit Vinca gibt? Thomas’ Beziehung zu seinen Eltern ist eher distanziert und gespannt, mit ihnen kann er nicht offen sprechen.
Musso ist in Frankreich für seine spannenden Krimis bekannt. Das Hauptgewicht legt er dabei jeweils nicht auf brutale Aktionen – was nicht heisst, dass es keine abscheulichen Taten gibt –, sondern auf die Entfaltung der Charaktere und Motive der handelnden Personen. Die Handlung, die Musso in diesem Krimi entwickelt, ist verstrickt, aber auch in der deutschen Übersetzung elegant und flüssig geschrieben mit differenzierten Bildern. Und natürlich kommen auch die Landschaft und das Flair der Côte nicht zu kurz und entführen den Leser in den Süden Frankreichs.
Guillaume Musso, «Die junge Frau und die Nacht»,
Piper Verlag München, 2018.
Andreas Leugger ist Mitarbeiter beim Buchantiquariat des Vereins Loose – Rede – Läse, «Cheesmeyer-Huus»,
Hauptstrasse 55, Sissach.
Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag
13.30 bis 18.00 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr, in den Schulferien geschlossen.