Spotlicht auf 850-jährigen Schatz
28.01.2020 LangenbruckArchäologie Baselland mit neuem Buch über das Kloster Schönthal
Nonnen, die Pest und aufständische Bauern sind ebenso ein Bestandteil der Geschichte des Klosters Schönthal wie der Dornröschenschlaf als Abstellkammer und die Auferstehung zum Ort der Kunst. ...
Archäologie Baselland mit neuem Buch über das Kloster Schönthal
Nonnen, die Pest und aufständische Bauern sind ebenso ein Bestandteil der Geschichte des Klosters Schönthal wie der Dornröschenschlaf als Abstellkammer und die Auferstehung zum Ort der Kunst. Nun zeichnet ein dickes Buch die Bauund Nutzungsgeschichte vom 12. Jahrhundert bis heute nach.
Barbara Saladin
Kirche, Kornspeicher, Kunstort – dies sind nur drei Stationen in der höchst bewegten 850-jährigen Vergangenheit des Klosters Schönthal. Gelegen im (nomen est omen) schönen Seitental zwischen Langenbruck und Chilchzimmersattel, hat das älteste Kloster des Kantons Baselland nun die erste umfassende Publikation als grundlegende Neubearbeitung aller Forschungsergebnisse über seine Geschichte erhalten.
Diesen Umstand feierte das zahlreich erschienene Publikum an der Buchvernissage am vergangenen Sonntag vor Ort, umrahmt von mittelalterlichen Klängen des Ensembles Moirai. Die Begrüssung übernahm der langjährige Klosterbesitzer John Schmid, der das Schönthal mittlerweile in die «sehr guten Hände» der fusionierten Stiftungen Schönthal und Edith Maryon gegeben hat, wie er sagte.
«Das Kloster Schönthal ist eine der wichtigsten Kulturerbestätten des Baselbiets», betonte Kantonsarchäologe Reto Marti, der die «Gesamtschau vom 12. Jahrhundert bis heute» in Buchform ankündigte.
Die Idee der Publikation sei schon alt, aber immer wieder im Stress des Alltags versandet. Bis sich die freischaffende Archäologin, Kunsthistorikerin und Bauforscherin Felicia Schmaedecke der Sache annahm und als Hauptautorin ein Buch schrieb, das auch mehrere Gastbeiträge beinhaltet. «Die vorliegende Publikation setzt neue Massstäbe für die Forschung», lobte Marti, um gleich nachzuschieben: «Und die Forschungen sind noch lange nicht fertig.»
Nur lokales Baumaterial
Und so ist die lange Geschichte des Klosters, welche die Autorin Schmaedecke präsentierte, denn auch sehr spannend. Viel habe sich getan, sagte sie, «viel wurde um- und neu gebaut.» Nach seiner Aufhebung 1529 entstand ein Sennhof, und zwischenzeitlich wurde die Kirche als Getreidespeicher genutzt oder als Ziegelei.
Die erste Erwähnung fand das Kloster Schönthal im Jahr 1145, gegründet von den Grafen von Frohburg. Noch heute gibt es Relikte aus den bescheidenen Anfängen, so etwa den romanischen Skulpturenschmuck an der Westfassade mit Löwe, Ritter und dem Lamm Gottes über dem Portal. Ursprünglich habe man eine Basilika bauen wollen, doch aus wohl finanziellen Gründen wurde daraus nur eine Saalkirche, führte Schmaedecke aus. Die Indizien dafür sind zwar klein, aber konnten gelesen werden. Auch dass das Kloster früher über einen Kreuzgang verfügt hatte, konnten die Forscher rekonstruieren. Gebaut wurde die Kirche, wie Schmaedecke betonte, ausschliesslich aus lokalem Doggerkalkstein.
Am Anfang war das Schönthal ein Doppelkloster, also sowohl für Mönche als auch für Nonnen. Letztere hatten allerdings keinen Kontakt, weder zu ihren männlichen Mitbewohnern noch allgemein zur Aussenwelt.
Profiteure der Pest
Später wurde aus Schönthal ein Frauenkloster, doch dieses verarmte und die Bauten galten gar als «ruinös». Im Jahr 1415 gaben die Benediktinerinnen auf, und die Serviten lösten sie ab. Als die Pest in der Schweiz wütete, brachten diese das Kloster mit Ablasshandel und als Wallfahrtsstätte zu einer letzten Blüte.
Doch das religiöse Ende nahte: Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1525 geplündert und vier Jahre später aufgehoben. 450 harte Jahre im Schatten folgten (siehe oben), bis John Schmid es 1986 kaufte und als Ort der Kunst wieder auferstehen liess. 1987 begann man mit archäologischen Grabungen. 2020 liegt nun das umfangreiche Resultat vor: Ein Buch, für das Felicia Schmaedecke nicht nur alle Dokumentationen wissenschaftlich ausgewertet hat, sondern auch alle heute noch sichtbaren Bauteile begutachtet und untersucht hat. So entstand eine umfassende Sicht über die gesamte Baugeschichte der Anlage, wie sie erstmalig ist.
Felicia Schmaedecke et al.: Das Kloster Schönthal bei Langenbruck, Schriften der Archäologie Baselland 54, Schwabe Verlag, 2020, ca. 520 Seiten, gebunden. Weitere Infos: www.archaeologie.bl.ch