Mit 125 Jahren noch voll im Saft
28.01.2020 TittertenMüsterli aus der Geschichte der SG Titterten
Die Schützengesellschaft Titterten hat ihren 125. Geburtstag mit einer schlichten Feier begangen. Sie hat eine wechselvolle Geschichte mit Höhepunkten und Rückschlägen hinter sich, wie der Blick in die ...
Müsterli aus der Geschichte der SG Titterten
Die Schützengesellschaft Titterten hat ihren 125. Geburtstag mit einer schlichten Feier begangen. Sie hat eine wechselvolle Geschichte mit Höhepunkten und Rückschlägen hinter sich, wie der Blick in die Vereinschronik zeigt.
Otto Graf
Obwohl sie bereits 125 Jahre auf dem Buckel hat, erfreut sich die Schützengesellschaft Titterten (SGT) einer ausgesprochen guten Gesundheit. Davon konnten sich die Gäste, die der Geburtstagsparty im Gemeindesaal beiwohnten, am Samstag persönlich überzeugen. Es war eine familiäre Feier, ohne Pomp und Gloria, herzlich und kameradschaftlich. Vereinspräsident Wulf Lipski konnte neben den Ehrenmitgliedern und Mitgliedern der SGT eine ganze Anzahl von Gästen begrüssen, darunter alt Nationalrat Christian Miesch, Landrat Michel Degen, Gemeindepräsident Heinrich Schweizer und den Präsidenten der Kantonalschützengesellschaft, Beda Grütter.
Christian Miesch verwies in seiner Festrede auf die Veränderungen im Schiesswesen im vergangenen Vierteljahrhundert. Damals hätten die Obligatorisch-Schützen die tragende Säule der Schiessvereine dargestellt. Reformen hätten die Zahl der Armeeangehörigen, die das Obligatorische schiessen müssen, drastisch reduziert – mit gravierenden finanziellen Auswirkungen auf die Vereine. Zudem drohe den Schützinnen und Schützen wegen des neuen Waffenrechts die Entwaffnung.
Doch mit dem sportlichen Schiessen, betonte Miesch, bewiesen die Schützinnen und Schützen immer wieder, dass sie mit dem Gewehr oder der Pistole sehr wohl verantwortungsbewusst umgehen können. Die Titterter Schützengesellschaft habe sich der Tradition verpflichtet und leiste mit ihrem Engagement, insbesondere mit dem Fördern des Jungschützenwesens, einen wichtigen Beitrag an das kulturelle Leben im Dorf.
Jahresbeitrag: 1.50 Franken
Mit Schmunzeln nahmen die Anwesenden einige Müsterli aus der Vereinsgeschichte zur Kenntnis, so wie sie auch in der Chronik zum 100-jährigen Jubiläum vom heute anwesenden Ehrenmitglied Dieter Schoellkopf nachzulesen sind. Die Versicherung der Zeiger war offenbar ein grosses Anliegen. So fragte der Vorstand 1892 bei der «tit. Militärdirektion von Liestal» nach, ob und wie hoch die Zeiger versichert seien. Im Folgejahr wurde festgehalten, dass die beiden Zeiger für 3000 Franken zu versichern seien. 1894 halbierte der Verein die Besoldung des Kassiers von zwei Franken auf einen Franken pro Jahr. Dafür wurden dem Lehrer Jenni zum Dank für seine Dienste in der Gesellschaft alle Bussen geschenkt.
Wegen Geldmangels hob die Gesellschaft den Jahresbeitrag von einem Franken um 50 Rappen an. Zudem strich sie die Gangentschädigung für die Delegiertenversammlung in Waldenburg mit der Begründung, dies sei Ehrensache. 1909 nahm die Schützengesellschaft Titterten die Mitglieder der aufgelösten Feldschützengesellschaft auf und trat anstelle des Bezirksschützenverbands dem kantonalen Schützenverein von Baselland bei.
Ferner ersuchten sämtliche Vorstandmitsglieder wegen «verschiedener Vorkommnisse» um frühzeitige Entlassung. Dies lehnte die Versammlung ab und meinte, das Gesuch sei auf Ende des Jahres einzureichen. Was die Amtsträger verbrochen haben, steht nicht im Protokoll. 1914 sank der Bundesbeitrag von 3.50 Franken auf 1.20 Franken pro Schützen. Als Kompensation wurden die Ehren- und Freimitglieder «aufgehoben», mit der höflichsten Bitte, dem Verein als Aktiv- oder Passivmitglied wieder beizutreten.
1940 schossen die Jungschützen einen «Traht» der Starkstromleitung herunter, was den Vorstand zur Forderung bewog, man möge wieder auf dem unteren Stand schiessen.
Der ehemalige SVP-Nationalrat warf auch einen Blick in die Zukunft. So verfüge der Verein über eine zeitgerechte Infrastruktur, die den heutigen Anforderungen an den Schiesssport gerecht wird. Als Präsent überreichte der Redner seinen im Jahr 2000 am Rütlischiessen gewonnenen Sektionsbecher Präsident Wulf Lipski. Letzterer übt sein Amt seit 20 Jahren aus, länger als jeder seiner 24 Vorgänger an der Spitze der SGT.