Der Sitz des «Breesis» wackelt
16.01.2020 Politik, Wahlen, TittertenSebastian Schanzer
Im Bergdorf Titterten steht am 9. Februar eine Kampfwahl an, so viel steht fest. Wie Gemeindepräsident Heinrich Schweizer auf Anfrage mitteilt, haben sich mittlerweile drei Kandidaten für den Gemeinderat bei der Verwaltung gemeldet. Verena Heid, Remo ...
Sebastian Schanzer
Im Bergdorf Titterten steht am 9. Februar eine Kampfwahl an, so viel steht fest. Wie Gemeindepräsident Heinrich Schweizer auf Anfrage mitteilt, haben sich mittlerweile drei Kandidaten für den Gemeinderat bei der Verwaltung gemeldet. Verena Heid, Remo Frey und Raphael Löffel fordern die vier Bisherigen, Heinrich Schweizer, Simone Coigny, Albert Gort und Theo Schweizer an den Gesamterneuerungswahlen heraus. Verena Heid kandidiert zusätzlich als Einzige für die am selben Tag stattfindende Nachwahl für den Rest der Amtsperiode bis Ende Juni. Ihr genügt das einfache Mehr für die Wahl.
Die beiden Neu-Kandidierenden Frey und Löffel haben bereits am von alt Nationalrat Christian Miesch organisierten Informationsanlass im Oktober Interesse gezeigt, wie Miesch auf Anfrage sagt. Damals ging es darum, Kandidaten und Kandidatinnen für die zwischenzeitlich drei vakanten Sitze zu rekrutieren.
Zur Erinnerung: Im Dezember 2018 teilte Thomas Moor Knall auf Fall seinen Rücktritt aus dem Gremium mit. Als Grund nannte er gegenüber der «Volksstimme» den teils ruppigen Umgang der Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission (RGPK) mit dem Gemeinderat. Nach zwei wegen mangelnder Kandidaten erfolglosen Wahlgängen nahmen im August vergangenen Jahres auch noch die Gemeinderäte Urs Buser und Simon Suter den Hut – auch sie per sofort und auch sie aus Unzufriedenheit. Suter kritisierte den Gemeindepräsidenten Heinrich Schweizer und Vizepräsidentin Simone Coigny: Mit einem «eigenmächtigen Entscheid» hätten die beiden gegen das Kollegialitätsprinzip im Gemeinderat verstossen. An der Nachwahl vom 20. Oktober konnte dann mit Albert Gort zumindest ein freier Sitz besetzt werden, und nach der Ersatzwahl vom vergangenen November zog zusätzlich Theo Schweizer in die Titterter Exekutive ein.
«Nun haben wir eine echte Wahl»
Zu besetzen bleibt nun noch ein freier Platz und dieser ist angesichts der Kandidaturen von Verena Heid, Remo Frey und Raphael Löffel offensichtlich umkämpft. Möglicherweise sind die Kandidaturen als Angriff auf den Präsidenten zu deuten. Bereits vor dem umstrittenen Entscheid, der zum sofortigen Rücktritt von Suter und Buser geführt hat, musste sich Schweizer heftige Ktitik anhören. Alle Mitglieder der RGPK haben Anfang Jahr wegen Streitigkeiten mit ihm ihre Demission bekannt gegeben. Der ehemalige RGPK-Präsident Beat Schweizer kritisierte den Gemeinderat unter anderem wegen mangelnder Transparenz.
Soll nun also der «Breesi» aus dem Amt gedrängt werden? Der im Schnitzdorf gut vernetzte Christian Miesch gibt sich diplomatisch: «Mit den sieben Kandidaturen für fünf Sitze haben die Titterter Einwohner nun eine echte Wahl. Das war das Ziel unseres Informationsanlasses. Meine Arbeit ist getan», sagt er auf Anfrage. Heinrich Schweizer selbst möchte sich zu einem allfälligen Angriff auf seinen Sitz nicht äussern. Er räumt den Herausforderern aber «nicht unbeträchtliche Chancen» ein. «Das sind alles respektierte und im Dorf geschätzte Leute», sagt er. Grundsätzlich begrüsse er auch die Tatsache, dass mit den sieben Kandidierenden nun eine echte Wahl stattfinden könne.
Gebrochenes Vertrauen
Genau das betont auch Remo Frey, der einzige neue Kandidat, der gestern für die «Volksstimme» zu erreichen war. «Man muss den Wählern eine Wahlmöglichkeit bieten, das ist ein Hauptgrund, warum ich antrete», sagt er. Frey möchte seine Kandidatur nicht als Angriff auf Heinrich Schweizer verstanden wissen, lässt aber durchblicken, dass sich seiner Ansicht nach in der Titterter Exekutive etwas verändern müsse.
«Ich will dafür sorgen, dass die Dorfbevölkerung wieder Vertrauen in ihr Führungsgremium hat. Es braucht Transparenz. Das Volk soll wissen, was der Gemeinderat tut.» Der Umstand, dass die Gemeinde in jüngster Zeit derart Probleme hatte, ihre Exekutive zu vervollständigen, sei ein Zeichen dafür, dass dieses Vertrauen unter der aktuellen Leitung gebrochen ist. Verschiedene Leute hätten ihn zu einer Kandidatur ermutigt, weshalb sich Frey reelle Chancen ausrechnet. «Wenn ich nicht damit rechnen würde, gewählt zu werden, würde ich auch nicht antreten.»