Der Buessen-Katalog
17.01.2020 Sport, Tecknau, Weitere SportartenFaustball | Eine Sippe hält die Sportart im Baselbiet am Leben
Ein kleines Dorf als einzige verbliebene Hochburg im Baselbieter Faustball: In Tecknau hält eine Grossfamilie die Sportart am Leben. Ein Besuch bei einem Nationalliga-B-Team aus lauter ...
Faustball | Eine Sippe hält die Sportart im Baselbiet am Leben
Ein kleines Dorf als einzige verbliebene Hochburg im Baselbieter Faustball: In Tecknau hält eine Grossfamilie die Sportart am Leben. Ein Besuch bei einem Nationalliga-B-Team aus lauter Buessen.
Sebastian Wirz
Buess, Buess, Buess, Buess, Buess. Mit dieser Aufstellung tritt die Männerriege Tecknau seit Jahren sowohl auf dem Feld als auch in der Halle in der Nationalliga B an. Als Reservespieler ist üblicherweise ein weiterer Buess mit dabei, selten verstärken andere Spieler das Team – und die heissen dann jeweils Gerster.
«Wir sind es uns nicht anders gewohnt», sagt Simon Buess, «wir haben schon immer zusammengespielt.» Doch auch die Männerriege Tecknau kennt das schon so: Vier Buess-Brüder der vorigen Generation prägten schon den Faustballsport im Verein, ehe sie ihre Knochen etwas zu schonen begannen und heute die Schweiz als ambitionierte Indiaca-Spieler in Atem halten.
Fünf Söhne von drei Brüdern spielen heute im Team. Die familiären Beziehungen prägen das Teamgefüge. Hier muss sich keiner für den harschen Ton im Training oder an einem Spiel entschuldigen. Man kennt sich, man kritisiert sich, man gibt nicht klein bei, aber man verträgt sich sehr schnell wieder. «Wir sind nie lange böse aufeinander», sagt Angreifer Stefan Buess, «spätestens 10 Minuten nach Spielende legt sich das.» «Oder wenn der Erste Bier geholt hat», ergänzt Thomas Buess. Die Runde stimmt nickend und lächelnd zu.
Der Zufall will es, dass der sechste Spieler im Team, Kevin, ebenfalls Buess heisst. «Für mich ist es kein Problem, mit Brüdern und deren Cousins zusammenzuspielen», sagt er. «Ich stehe schon so lange mit ihnen in der Halle, dass das keinen Unterschied macht.» Eine weitere Sonderrolle im homogenen Gefüge nimmt Daniel Buess ein. Als Spielertrainer hat der 30-Jährige zu entscheiden, wer auf dem Feld steht und wer pausieren muss. «Es wollen immer alle spielen, aber wir besprechen das im Voraus und es gibt selten Konflikte. Während der Spiele wäre es aber wohl schon besser, noch jemanden zu haben, der von aussen beobachtet und dann über Wechsel entscheidet», sagt Daniel Buess. Doch dieser Coach müsste eine entsprechende Persönlichkeit sein: «Der müsste schon deutliche Ansagen machen und durchgreifen. Mit Samthandschuhen kommt man bei uns nirgendwohin. So sind wir halt», sagt der Spielertrainer.
Eine Mannschaft, die fast nur aus einer Familie besteht, kann ein Klumpenrisiko sein: Würden die Cousins aufhören, läge der Faustballsport in Tecknau auf einen Schlag in Trümmern, obwohl die Männerriege auch im Nachwuchs Teams führt – wegen Knappheit zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. «Diese Gefahr droht im Moment nicht», sagt Stefan Buess, «nur weil einer aufhört, rennen die anderen nicht gleich davon.»
Morgen und am Sonntag spielen die Buessen um den Ligaerhalt in der Nationalliga B. Denn: «Fussball können wir einfach nicht», sagt Thomas Buess und lacht, «und mit Indiaca fangen wir sicher nicht an.»