CARTE BLANCHE
31.01.2020 PolitikJanuarloch und Esoterik
Mélanie Wussler-Kleiber, Gemeindepräsidentin Eptingen, parteilos
Anfang eines neuen Jahres wird nicht selten vom Januarloch gesprochen. Per Definition bedeutet es: «Nach den Feiertagen im Januar auftretende ...
Januarloch und Esoterik
Mélanie Wussler-Kleiber, Gemeindepräsidentin Eptingen, parteilos
Anfang eines neuen Jahres wird nicht selten vom Januarloch gesprochen. Per Definition bedeutet es: «Nach den Feiertagen im Januar auftretende Periode, in der eine markante Verringerung der allgemeinen Betriebsamkeit und Stimmung auftritt, die sich unter anderem in einer reduzierten Kaufbereitschaft bemerkbar macht.» Das ausgegebene Geld und die Rückblicke auf das alte Jahr verleiten uns schon zu innerlichen Stimmungsschwankungen, welche uns jedes Jahr dazu bewegen neue Vorsätze zu fassen.
Bei mir persönlich war es wieder einmal der Vorsatz, auf mein Wunschgewicht zurückzufinden. Gleich Anfang Januar habe ich mir eine App heruntergeladen, mit der es darum geht, Punkte zu zählen, die den Lebensmitteln zugewiesen werden. Nun darf ich pro Tag 30 Punkte aufbrauchen. Stellen Sie sich meine Stimmung vor, als ich feststellte, dass mich meine geliebten fünf Tassen Milchkaffee pro Tag bereits 20 Punkte kosten. Nichtsdestotrotz starte ich dieses «Abenteuer» voll motiviert, lese mich in die Thematik ein und mache mich mit den Punkten vertraut.
So weit, so gut. Bis zum ersten Neujahrsapéro, an dem ich das eine oder andere Glas Weisswein trotzdem geniessen möchte. Schon fing das intensive Punktezählen an, wobei ich mein Umfeld fast zum Wahnsinn trieb. Im Nachhinein hat sich das Ganze aber gelohnt, denn zusätzlich wurde mir – dank einer Neujahrsapérorede – eine andere Auffassung der «Esoterik» aufgezeigt. Per Definition bedeutet es: «Innerlich, dem inneren Bereich zugehörig.» Weiter herausgefunden habe ich: «Es gehört zwingend dazu, gewonnene Erkenntnisse praktisch anzuwenden, neue Erfahrungen zu sammeln. Wahre Esoteriker verlassen die Komfortzone des Lebens und scheuen keine Veränderungen. Selbsterkenntnis erfordert inneren Mut, doch sein Leben dementsprechend zu ändern, erfordert ebenfalls Mut. Nur so erntet der geduldig Suchende die Früchte, nämlich innere Freiheit und Ganzheitlichkeit.»
Sogleich kam ich zur Erkenntnis, dass ich mich bereits im Bereich der Esoterik bewegt habe. Um meine «Gluscht»-Momente zu überbrücken, habe ich angefangen, mehr Tee zu trinken – wohlverstanden ungesüssten Tee – sowie Rohkost als Zwischenmahlzeiten zu essen. Dank meiner Überwindungen und der Veränderungen meiner bequemen Gewohnheiten, inklusive täglicher Spaziergänge, fühlte sich nicht nur mein Körper leichter an, sondern meiner Januarloch-Stimmung ging es ebenfalls bedeutend besser.
Dies liess mich zum Schluss kommen, dass die Esoteriker eine gute Lebensphilosophie praktizieren. Jeder sollte Mut aufbringen, aus Gewohnheiten auszubrechen, um Veränderungen zu schaffen. Selbst wenn es etwas Kleines ist, wie öfter Tee zu trinken statt Milchkaffee. Oder spazieren zu gehen. Dabei entsteht eine innere Zufriedenheit, die uns stärkt und die Motivation erhöht, um Hürden im Leben anzugehen. Ich wünsche allen Mut, um in sich zu gehen, um Neues auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. So kommt man im Leben weiter.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.