CARTE BLANCHE
14.01.2020 PolitikNeue DDR-Zeiten?
Piero Grumelli, Gemeindepräsident Oberdorf, CVP
Schon wieder das Thema Schule, leider. Neustes Kind unnötiger Entwicklung ist eine bereits eingeleitete Entmachtung der Schulräte und eine zentralisierende ...
Neue DDR-Zeiten?
Piero Grumelli, Gemeindepräsident Oberdorf, CVP
Schon wieder das Thema Schule, leider. Neustes Kind unnötiger Entwicklung ist eine bereits eingeleitete Entmachtung der Schulräte und eine zentralisierende Führung durch den Kanton. Auch die heute «frei» agierenden Schulleitungen sollen diktatorisch enger an den Kanton angebunden werden. Das Ganze wird weiterverfolgt, obwohl sich die bestehenden Schulräte und deren Präsidentenkonferenz, die Schulleitungen, grosse Teile der Konvente und auch Gemeinden betreffend Primarschulräte dagegen ausgesprochen haben – also eine Mehrheit.
Es lässt sich nicht wegleugnen, dass unser heutiges System nicht perfekt ist. Ein seit mehreren Jahrzehnten getestetes System über Bord zu werfen ist das eine. Eine Macht-Bündelung in unterbesetzte, total überlastete Ämter das andere. Ja, wir haben in der Pisa-Studie schlecht abgeschnitten. Ja, wir haben Mühe, den Schülerinnen und Schülern eine entsprechende Bildung auf ihren Lebensweg mitzugeben.
Eine zentralistische Führung der Schulen nach DDR-Muster nutzt jedoch nichts. Wir benötigen gute Pädagogen, kleinere Klassen, Eltern, die für und nicht gegen die Schule kämpfen, Ämter, die bei Problemen helfen können.
Pädagogen müssen mit den unterschiedlichen Eigenarten und Eigenheiten von Buben und Mädchen umgehen und ihnen Wissen vermitteln können.
Untaugliche Lehrpersonen sollten innert kurzer Zeit auf die Strasse gesetzt werden können, wie das auch in der privaten Wirtschaft geschehen würde. Dafür müssen gute Pädagogen unterstützt und vor Burnouts geschützt werden. Wir brauchen kleinere Klassen und keine mit Sozial- und Heilpädagogen, Sozialarbeitern, ISF-Lehrpersonen und anderen Fachkräften vollgestopfte Klassen, die schon mit Schülern und Schülerinnen überfüllt sind.
Wir benötigen Eltern, die ihre Kinder wieder erziehen. Gewaltfreie Erziehung ist nicht sinnbildlich für keine Erziehung zu verstehen. Eltern sollten aufhören, ihrem Kind das Gefühl zu vermitteln, es sei über das Kleinkinderalter hinaus das Zentrum des Universums. Zu guter Letzt benötigen wir einen Kanton mit Ämtern für die Schulen, die unterstützend mithelfen können und nicht mangels Personal selber burnoutgefährdet sind. Ämter, welche die Schulleitungen unterstützen können und ihnen nicht durch Vorgaben das Leben schwer machen müssen.
Als Gesellschaft müssen wir die Bandbreite, in der ein Kind als «normal» gilt, wieder öffnen und begreifen, dass Kinder eben Kinder sind und am meisten davon profitieren, wenn sie «auf die Schnauze fallen» und Probleme selber lösen lernen. Damit jedoch aus Wissen Erkenntnis und aus Erkenntnis Bildung entstehen kann, braucht es Zeit. Dies geschieht nicht, indem wir die Einschulung ins Windelalter vorverlegen. Auch nicht dadurch, dass noch mehr Wissen in noch kürzerer Zeit ins Hirn geprügelt wird. Immerhin bewegt sich nun in der Frage der frühen Einschulung etwas.
Apropos Pisa-Studie: Füllen die anderen Länder wirklich alles korrekt aus oder korrigiert da nicht doch vorher eine Lehrperson?
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.