Anschlag auf Schlachthof vereitelt
07.01.2020 Buckten, Polizei, WirtschaftDie Polizei sicherte mehrere Brandsätze im Gebäude der Sila AG
In der Buckter Metzgerei Sila AG sind am Sonntag mehrere Brandsätze gefunden worden. Laut einem Bekennerschreiben von Linksextremen galten sie dem Geschäftsführer Murat Sahin, einem Anhänger des türkischen Präsidenten ...
Die Polizei sicherte mehrere Brandsätze im Gebäude der Sila AG
In der Buckter Metzgerei Sila AG sind am Sonntag mehrere Brandsätze gefunden worden. Laut einem Bekennerschreiben von Linksextremen galten sie dem Geschäftsführer Murat Sahin, einem Anhänger des türkischen Präsidenten Erdogan. Sahin ist allerdings seit April 2018 gar nicht mehr in der Firma tätig.
Sebastian Schanzer/sda.
Die Baselbieter Polizei erhielt am frühen Sonntagnachmittag von der bz den Hinweis, es solle sich im Schlachthof ein Brandanschlag ereignet haben. Die entsprechende Bekenner-Mail wurde der Zeitung von einem anonymen Absender zugesandt. Umgehend kontrollierte die Polizei das Firmenareal und das Gebäude. Hinweise auf einen Brandanschlag wurden zunächst keine gefunden, wie es in einer Mitteilung der Polizei von gestern heisst. Erst als am späteren Nachmittag die Räumlichkeiten untersucht wurden, stiess die Polizei auf die Brandsätze, die jedoch nicht gezündet wurden. Deshalb entstand auch kein Sachschaden. Die Staatsanwaltschaft hat dennoch ein Verfahren eröffnet.
Auf dem Deutschschweizer Infoportal Barrikade.info wurde noch am Sonntag ein Bekennerschreiben von Unbekannten aufgeschaltet. Sie gaben an, dass sich der Anschlag gegen Murat Sahin, den Besitzer des Unternehmens richtet, der ein Anhänger des türkischen Präsidenten Erdogan sei. Mit dem Anschlag habe man dem Schlachthofbesitzer grösstmöglichen wirtschaftlichen Schaden zufügen wollen. Die Polizei prüft derzeit die Echtheit des Bekennerschreibens, wie sie auf Anfrage erklärt.
Anarchisten schlecht informiert
Die wohl aus der linksextremen Szene stammenden anonymen Bekenner werfen Sahin vor, in der Schweiz federführend bei der Rekrutierung von Menschen für Erdogans Partei AKP zu sein. Er sei damit «eine bedeutende politische Stütze für den faschistischen Block der AKP-MHP in der Türkei». Offenbar waren die Anarchisten über die aktuelle Besetzung in der Firmenleitung aber schlecht informiert. Die Sila AG wird seit vergangenem August vom Verwaltungsratspräsidenten Adrian Lüscher geführt. Murat Sahin ist bereits seit April 2018 nicht mehr für die Firma tätig, wie Lüscher auf Anfrage sagt. Vorübergehend übernahm Sahins Neffe die Geschäftsleitung, gab sie nach internen Differenzen aber an Lüscher ab und trat ebenfalls aus dem Unternehmen aus. Anders als im Bekennerschreiben behauptet, waren die Sahins Angestellte und nicht Besitzer der Firma.
Dessen ungeachtet: «Warum sich jemand unsere Firma als Anschlagsziel aussucht, ist mir schleierhaft», sagt Lüscher. Von den politischen Aktivitäten des ehemaligen Geschäftsleiters Murat Sahin habe man sich stets distanziert. Politische Konflikte spielten im Betrieb denn auch keine Rolle. «Bei uns arbeiten unter anderem Türken, Kurden und Syrer seit jeher friedlich zusammen.» Produziert wird in Buckten Halal-Fleisch, das heisst, die Tiere werden nach islamischen Vorgaben geschächtet.
«Weiter wie bisher»
Lüscher war beim Polizeieinsatz am vergangenen Sonntag vor Ort. Er habe bisher Kenntnis von einem im Untergeschoss des Schlachthofs gefundenen Brandsatz. Es handle sich dabei um ein selbst gebasteltes Konstrukt in einer PET-Flasche. Nähere Informationen, etwa wie die Brandsätze in das Firmengebäude gelangten, erhofft man sich nun durch die Ermittlungen der Polizei, die Zeugen sucht.
Der Betrieb des Buckter Schlachthofs wurde durch die Ereignisse nicht in Mitleidenschaft gezogen, sagt Lüscher. Die Belegschaft sei zwar leicht verunsichert, aber Angst vor Anschlägen oder entsprechenden Versuchen habe man nicht. «Wir lassen uns nicht einschüchtern und fahren weiter wie bisher.» Auch erweiterte Sicherheitsmassnahmen seien derzeit nicht erforderlich.