Schliessung darf provozieren
06.12.2019 Anwil, Oltingen, Wenslingen, Kultur, Bezirk SissachDas Heimatmuseum bleibt für zwei Jahre geschlossen
Mangelnde Ressourcen und fehlender Nachwuchs im Vorstand provozieren den Entschluss, das Heimatmuseum in Oltingen für zwei Jahre in den Dornröschenschlaf versinken zu lassen.
Peter Stauffer
«Das Leben ...
Das Heimatmuseum bleibt für zwei Jahre geschlossen
Mangelnde Ressourcen und fehlender Nachwuchs im Vorstand provozieren den Entschluss, das Heimatmuseum in Oltingen für zwei Jahre in den Dornröschenschlaf versinken zu lassen.
Peter Stauffer
«Das Leben schreibt Geschichten, die Museen erzählen sie neu.» Dieser Satz findet sich auf der Website des Kulturgüterportals und Museumsnetzwerks Baselland. Um Geschichten erzählen zu können und weiterzusagen, sind zwei Dinge unabdingbar: Es braucht jemanden, der erzählt, und jemanden, der zuhört.
Für das kleine Heimatmuseum in Oltingen nimmt seit 1985 der Verein Heimatmuseum Oltingen-Wenslingen-Anwil die Erzählerrolle wahr. Neben der Fixausstellung mit einem funktionstüchtigen Posamenterstuhl und der Dokumentation über das Leben und Werk der beiden Heimatdichter Traugott Meyer und Hans Gysin fanden in den vergangenen Jahren eine grosse Anzahl von Wechselausstellungen statt. Dass das für den laut Statuten 9- bis 12-köpfigen Vorstand einiges an Arbeit mit sich bringt, versteht sich von selbst.
Schon seit einiger Zeit zeichnete sich ab, dass die Abgänge aus dem Vorstand schwer zu ersetzen sein werden; der Nachwuchs und das Interesse fehlten. Die jüngsten drei Rücktritte konnten gar nicht mehr kompensiert werden. Dazu kommt, dass sich die zeitlichen Ressourcen der noch amtierenden acht Vorstandsmitglieder aufgrund von beruflichen, familiären oder sonstigen Verpflichtungen zusehends verknappten.
Gleichzeitig hatten drei Vorstandsmitglieder für 2020 ihren Rücktritt angekündigt. Es musste nach einer Lösung für die Zukunft des Museums gesucht werden. An mehreren Sitzungen diskutierte die Vereinsführung Fragen wie: Wer kann in Zukunft noch welche Arbeiten leisten? Haben wir Ressourcen, um eine neue Ausstellung auf die Beine zu stellen? Was ist der Stellenwert eines Museums in der heutigen Gesellschaft? Und überhaupt: Braucht es das Museum noch?
Gespannt auf Reaktionen
Der Vorstand tauschte sich auch mit anderen, ähnlich kleinen Museen aus. Auf Vorschlag der kuratorischen Betreuerin des Museumsverbunds, Therese Schaltenbrand, lud er im vergangenen April die «Museumsfachtischrunde oberes und unteres Baselbiet» nach Oltingen ein. Dabei zeigte sich, dass auch an anderen Orten der fehlende Nachwuchs das grosse Problem ist. Die jungen Leute fehlen. Häufig werden die Dorf- und Ortsmuseen durch pensionierte, interessierte und «angefressene» Personen getragen und geführt.
Trotz all dieser Umstände wollen die verbliebenen Vorstandsmitglieder das Museum nicht kampflos aufgeben. Sie einigten sich einstimmig auf folgendes Vorgehen: Das Museum wird nach der Finissage der jetzigen Wechselausstellung am 5. Januar für zwei Jahre geschlossen. Es finden vom Verein aus ausser den Jahresversammlungen in dieser Zeit keine Aktivitäten statt. Die Inventarisierung der unzähligen Gegenstände im Archiv und im Depot werden aber fortgesetzt. Dahingehend informierte der Vorstand die Vertreter der Trägergemeinden, Oltingen, Wenslingen und Anwil, sowie die rund 200 Vereinsmitglieder.
Der Vorstand ist gespannt auf Reaktionen auf diesen Entscheid. Wird das Museum vermisst? Gibt es Ideen zur Weiterführung? Soll es definitiv geschlossen werden? Gibt es eine neue Form, neue Schwerpunkte? Fühlt sich jemand durch diesen Entschluss provoziert? Gibt es eine neue Führungscrew? Der Vorstand habe nicht resigniert, betont die Präsidentin, Karin Oetterli, im Gespräch. Er sei schlichtweg an seine Grenzen gestossen. Er erhofft sich, 2021 eine Lösung zu finden.