Leiden und Trauer musikalisch umgesetzt
10.12.2019 GelterkindenGemeinsames Konzert von Chor und Orchester
Der «Konzertchor Oberbaselbiet» und das «Orchester Gelterkinden» überzeugten und beeindruckten mit ihrem zweimaligen Konzert in der katholischen Kirche von Gelterkinden.
Peter Stauffer
Die ...
Gemeinsames Konzert von Chor und Orchester
Der «Konzertchor Oberbaselbiet» und das «Orchester Gelterkinden» überzeugten und beeindruckten mit ihrem zweimaligen Konzert in der katholischen Kirche von Gelterkinden.
Peter Stauffer
Die Mitglieder von Chor und Orchester verstanden es, all dem Leiden und der Schwere der Trauer von Maria um ihren Sohn musikalisch Ausdruck zu verleihen. «Das Werk von Antonin Dvorak stellte vom Beherrschen des Instruments her keine unübliche Herausforderung dar», meinte ein Mitglied des Orchesters. «Aber als Spieler und als Spielerin musste man sich immer wieder bewusst sein, dass wir als Musiker die Sängerinnen und Sänger nicht ‹an die Wand drücken›.»
Dass dies nicht geschah, dafür sorgten die beiden Dirigenten Marco Beltrani und Osvaldo Ovejero. Mit sichtbar unterschiedlichem Temperament leiteten sie Chor und Orchester souverän um alle Klippen des geistlichen Werks. Aufmerksam, konzentriert und mit gewohnt grossem Können brachten die rund 120 Mitwirkenden das Gedicht – laut Programmheft von Jacobus da Todi – musikalisch umgesetzt durch Antonin Dvorak, zu Gehör.
Das «Stabat Mater» beschreibt das Leid und die Trauer von Maria um ihren Sohn Jesus am Kreuz. Vom Inhalt her passte das Werk wohl eher zum Wandbild des gekreuzigten Christus im Hintergrund des Chors als zum schwebenden Adventskranz über den Köpfen des Orchesters. Allerdings hatte die Uraufführung der Komposition auch in der Adventszeit stattgefunden, nämlich am 23. Dezember 1880 in Prag. Wer die Musik des Komponisten Antonin Dvorak liebt, kam durch die einfühlsame Aufführung von Chor und Orchester voll auf seine Rechnung.
Die vokale Besetzung der zehn Sätze ist sehr abwechslungsreich. Vom einstimmigen Sologesang über verschiedene Kombinationen von Solostimmen, einer Solostimme mit Chor, Chor alleine bis zu allen Stimmen im ersten und letzten Satz, kam alles vor. Die je zwei Solistinnen und Solisten überzeugten mit ihrem stimmgewaltigen Gesang ebenso wie der Chor. Unaufdringlich und mit grosser Souveränität wurden sie begleitet vom gut besetzten «Orchester Gelterkinden». Passend zum Inhalt des Stücks waren die Mitwirkenden ganz in Schwarz gekleidet – in unserer Kultur ja auch ein Zeichen der Trauer.
Die zehn Sätze beleuchten verschiedene Aspekte der Dichtung. Sie betrachten Marias Leiden und das Mitgefühl des Betrachters in kontrastreichem Einsatz von Besetzung, Tempo und Tonart. Die beiden ersten Sätze bringen das Leid der Mutter zum Ausdruck, die ihren Sohn am Kreuz hat sterben sehen. Die Sätze drei bis acht betonen den Wunsch des Betrachters, mit ihr zu leiden, zu weinen und zu trauern. Die beiden letzten Sätze wenden sich einem Ausblick auf das Paradies zu.
Orchester und Chor verstanden es, mit ihrem qualitativ hochstehenden Vortrag die Zuhörerschaft in der voll besetzten Kirche in die Geschichte um Marias Trauer einzubeziehen. Der fulminant vorgetragene Schluss mit dem «Amen, Amen» bot einen würdigen Höhepunkt des Konzerts. Zu Recht verdienten die Mitwirkenden – Orchester, Chor, Solistinnen und Solisten, Dirigenten – den lang anhaltenden Applaus.