Brodbeck folgt auf Haas an der Spitze
10.12.2019 SissachGeneralversammlung des Bauernverbands beider Basel
Der Bauernverband beider Basel hat einen neuen Präsidenten: Andreas Haas übergibt sein Amt an Marc Brodbeck. Das Jahr stand im Zeichen von Kämpfen: politischen, medialen und jenem um den Ruf des ...
Generalversammlung des Bauernverbands beider Basel
Der Bauernverband beider Basel hat einen neuen Präsidenten: Andreas Haas übergibt sein Amt an Marc Brodbeck. Das Jahr stand im Zeichen von Kämpfen: politischen, medialen und jenem um den Ruf des Bauernstands.
Lucas Huber
Natürlich geht es an einer Generalversammlung (GV), wie sie der Bauernverband beider Basel (BVBB) vergangenen Donnerstag in Sissach abhielt, um Traktanden, um Budgets, Déchargen, Wahlen, Jahresrückblicke und Ehrungen. Sie alle spielten auch eine Rolle: Die Traktanden wurden abgehandelt, das Budget gutgeheissen, Déchargen erteilt, Wahlen abgehalten, Jahresrückblicke beklatscht und die Ehrungen erwiesen.
Doch das alles stand im Schatten eines riesigen, eines kolossalen Themas, das derzeit jede Verbandsinterna überstrahlt. Andreas Haas, der den BVBB bis zu ebendieser GV präsidierte, sprach es gleich zu Beginn der Sitzung an, zwei Schlagworte, ans Publikum gerichtet, noch ehe er einen «Guten Abend» wünschte: «Klimawandel» und «Grüne Welle».
Der Ruf nach einer nachhaltigen Landwirtschaft wird lauter und drängt die Bauern in ein Spannungsfeld, das sie vor wachsende Herausforderungen stellt. Das spürten sie im ablaufenden Jahr tagtäglich, wenn sie die Zeitungen aufschlugen, in Magazinen schmökerten und durch Onlinefeeds scrollten. Das wird sich auch nicht ändern: Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ist eines der grossen Themen der Medien im ablaufenden Jahr. Und die Medien werden nicht lockerlassen, das bestätigte auch Markus Ritter.
Gegen das «Bauern-Bashing»
Der Präsident des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) appellierte an den Kampfgeist der Bauern und sagte die volle Unterstützung des SBV zu. Gleichwohl: Die Bauern hadern mit der Presse, die an diesem Abend nicht gut wegkam. Die Presse verunsichere die Bevölkerung und die Bauern, hiess es. Die Presse verbreite Halbund gar Unwahrheiten, hiess es. Die Presse stelle die Bauern schlechter dar, als sie seien, hiess es. Und ja, auch das: Die Presse veranstalte ein wahres «Bauern-Bashing». Aber dass die Schweizer Landwirtschaft 27 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel einsetze und nur noch die Hälfte der Antibiotika verabreiche, werde kaum kommuniziert, kritisierte Vizepräsidentin Claudia Brodbeck.
«Wir brauchen eine nachhaltige Landwirtschaft», liess Andreas Haas verlauten, «aber Bauernfamilien müssen von ihren Betrieben leben können.» Auflagen, fuhr er fort, würden nicht reichen: «Es braucht auch einen nachhaltigen Konsum.» Darum schlug er vor, gemeinsam an einem Strick zu ziehen, Bauern, Bevölkerung und Politik als Einheit.
Die zahlreichen Initiativen, die eine andere Landwirtschaft fordern, verunsichern die Landwirte derweil nicht nur und stellen ihren Stand und mitunter sogar ihre Lebensgrundlage infrage; sie kosten den Verband auch viel Zeit und Kraft. Darum waren die beiden anstehenden Initiativen, die Trinkwasser- und die Pestizidinitiative, auch zentrale Themen im abgeschlossenen Verbandsjahr. Und sie bleiben es, kommen sie doch voraussichtlich kommenden November zur Abstimmung.
Die Umfragewerte sagen ihnen aktuell Zustimmungswerte von gegen 70 Prozent voraus. «Es braucht vollen Einsatz bei der Imagepflege und in der Abstimmungskampagne», forderte Vizepräsidentin Brodbeck deshalb. So wird auch das kommende Jahr im Zeichen der Öffentlichkeitsarbeit und der landwirtschaftlichen Reputation stehen.
Wieder ein Defizit
An der Front wird dann nicht mehr Andreas Haas stehen, sondern sein frisch gewählter Nachfolger Marc Brodbeck, mit Vizepräsidentin Claudia Brodbeck übrigens nicht verwandt. Dann wird er, der ehemalige Gemeindepräsident von Buus, es sein, der zu fast jeder Tageszeit Anrufe von der Presse erhält. Und er wird es auch sein, der die Finanzen in den Griff bekommen muss. Denn die kommen je länger, je mehr in Schieflage.
Allein fürs kommende Jahr rechnet der BVBB mit einem Defizit von 22 000 Franken. Neopräsident Brodbeck ist besorgt: «Wir brauchen Lösungen!» Sonst liefe man Gefahr, seinen Handlungsspielraum einzubüssen. Wahrscheinlich, gab er zu bedenken, werde man nicht umhinkommen, eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge zu diskutieren.