Eine Familie, mehrere Sportarten und Vereine – das Leben der Di Biases

Eis- und Inlinehockeyspieler, Fussballer, Trainer, Schiedsrichter, Leiterin oder Wertungsrichterin – es gibt nicht viel, das die sportbegeisterte Oberbaselbieter Familie Di Biase nicht tut. Ein Treffen, das verschiedene Wege und viele Berührungspunkte aufzeigt.

Daniel Schaub

Die Familie Di Biase zu einem gemeinsamen Termin zu treffen, ist kein leichtes Unterfangen. Die Familie ist ziemlich gross, und die Familienmitglieder gehen verschiedenen Sportarten an verschiedenen Orten nach. Kurz vor Weihnachten herrscht etwas Ruhe – die Meisterschaften ruhen – und so ergibt sich ein Abend mit fünf sportlichen Lebensgeschichten, die alle ihren eigenen Weg genommen haben, aber immer wieder Berührungspunkte finden.

Dass heute alle Familienmitglieder sportlich aktiv sind, ist keine Selbstverständlichkeit, denn eine Form von erblicher Vorbelastung gibt es nicht. «Unsere Eltern waren in der Schweiz mit zwei Dingen beschäftigt: dem Arbeiten und ihrem Garten», erzählt Toni Di Biase, der Vater von Timo und Tatiana. Mit Sport hatte die erste Generation der Di Biases in der Schweiz noch wenig am Hut, und trotzdem zog es die beiden Söhne Toni und Lucio, den Vater von Silvana, Tiziana, Mattia und Vanjo, in jungen Jahren zum Fussball.

Die Familie war in Thürnen beheimatet, Lucio, der 1962 geborene älteste Sprössling, begann erst bei den C-Junioren beim FC Gelterkinden mit dem organisierten Fussballspiel. «Alles war gross, die Tore, das Spielfeld, das Team. Ich durfte damals im Team mit dem späteren Nationalspieler Beat Sutter kicken, wir stiegen in die Inter-Kategorie auf.» Lucio war ein guter Fussballer, er wurde auch für die Nordwestschweizer Auswahl nominiert, spielte später bei den A-Junioren in Sissach und für den damaligen FC Rümlingen in der 3. Liga.

Spieler, Trainer, Schiedsrichter
Doch schon jung hatte er «mehr Operationen als Einsatzzeit» auf dem Fussballfeld, wie er selbst sagt. Später stieg er noch einmal ein, bei den Senioren des FC Lausen 72, doch dann widmete er sich dem Traineramt. Er betreute Nachwuchsteams in fast allen Oberbaselbieter Klubs, übernahm dann ein neues 5.-Liga-Team in Oberdorf. Irgendwann liess er sich parallel zum Schiedsrichter ausbilden, ein Amt, das er bis vergangenen Sommer ausübte.

Die eigene sportliche Aktivität ist das eine – organisatorisch weit anspruchsvoller und zeitaufwendiger war der Sport seiner Kinder. «Wir fuhren durch die ganze Schweiz bis nach Chiasso und Genf.» Das hatte vor allem mit seinem Sohn Mattia zu tun. Der begann zunächst in Sissach auch mit dem Fussball. Er hätte auch in diesem Sport eine gute Entwicklung gemacht, entschloss sich aber nach den D-Junioren, voll auf Eishockey zu setzen. Er war ein Talent, spielte nach den ersten Jahren bei Zunzgen-Sissach auch im Nachwuchs des EHC Basel und später – bei den Elite-A-Junioren – beim EHC Biel-Bienne.

An der Inline-WM
Dort schnupperte er unter Trainer Kevin Schläpfer auch an der ersten Mannschaft, trainierte regelmässig im NLA-Team mit. Nach der Juniorenzeit spielte er drei Saisons für den EHC Chur in der 1. Liga und danach für zwei Jahre nach dem Konkurs in der 1. Liga für den EHC Basel.

Gemeinsam mit seinen Freunden Remo Hunziker und Fredi Stalder entschloss er sich im Anschluss zur Rückkehr zu seinen Wurzeln, zum EHC Zunzgen-Sissach. Hier schätzt er den «extrem guten Teamgeist. Es gibt hier keinen, der nicht reinpasst, und das ist selten.» Seit einigen Jahren bestreitet er im Sommer die Inline-Meisterschaft mit den Rolling Rockets Sissach-Aesch. Mit dem Nationalteam holte er sich 2015 in China die WM-Bronzemedaille und spielte auch im vergangenen Sommer die WM in Barcelona.

Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Vanjo ist ebenfalls Eishockeyspieler beim EHC Zunzgen-Sissach. Auch seine erste Leidenschaft hatte dem Fussball gehört, er spielte bis zu den B-Junioren auf dem Tannenbrunn für den SV Sissach. Im Eishockey spielte er eine Nachwuchssaison beim EHC Basel, entwickelte sich aber primär bei ZS weiter. In der 2. Liga wurde er vor zwei Jahren vom Stürmer zum Verteidiger umfunktioniert. «Mir gefällt diese neue Aufgabe», sagt er.

Vater Lucio sagt: «Du hattest sehr viel Talent.» Und er selbst gesteht ein, dass er mit grosser Freude, aber vielleicht nicht mit der ganz grossen Leidenschaft wie sein Bruder Mattia unterwegs ist. Der kann sich vorstellen, «noch bis 40 Hockey zu spielen. Ich kann nicht ohne sein und geniesse auch das Garderobenleben. Manchmal sitzen wir nach Trainings oder Spielen noch Stunden in der Kabine und reden über Gott und die Welt.»

Auch Lucio Di Biases Töchter Silvana und Tiziana sind sportlich aktiv. Sie spielten beide Tennis und sind heute – auch in leitenden Funktionen – im Turnen aktiv. Dorthin hat es auch Toni Di Biases Tochter Tatiana gezogen. Sie gehört der erfolgreichen Gymnastikgruppe des TV Gelterkinden an und ist seit 2012 auch Wertungsrichterin im Geräteturnen.

Neue Aufgabe in Lausen
Toni Di Biase ist kürzlich ein neues Engagement als Trainer eingegangen. Er soll in der Rückrunde den FC Lausen 72 in der 3. Liga aus der Abstiegszone führen. Toni Di Biase war Junior des SV Sissach und schaffte es dort bis ins Umfeld der ersten Mannschaft. Später kickte er für die AC Rossoneri und den FC Rümlingen. An einem Hallenturnier seines Neffen Mattia ärgerte er sich über eine Schiedsrichterleistung und entschloss sich, dieses Amt selbst zu erlernen.

Seit 20 Jahren pfeift er nun schon Fussballspiele in der Region. Dazu kam die Trainerkarriere, deren Start ein Zufall war. Sein Sohn Timo war E-Junior des FC Gelterkinden,Trainer Marc Häfelfinger suchte einen Co-Trainer, Toni Di Biase sagte zu und war bald allein verantwortlich. Zehn Jahre begleitete er dieses Team bis zu den A-Junioren, viele Spieler aus jener Generation sind heute in der ersten Mannschaft, auch der 25-jährige Timo, der in der Innenverteidigung einen sicheren Wert darstellt. «Ich rutschte durch eine Verletzung eines Kollegen auf diese Position und blieb seither dort.» Seit Timo Di Biase im Kader ist, spielt der FCG konstant in der 2. Liga. Timo ist dort verankert und gedenkt nicht, den Verein zu wechseln.

Toni Di Biases Arbeit beim Nachwuchs hat ihm auch spätere Trainerstationen in der 3. Liga beim SV Sissach und dem FC Schwarz-Weiss Basel eingebracht. Ins Traineramt zurückzukehren, ist auch für Lucio Di Biase eine Option. «Aber erst in fünf Jahren, wenn mein Enkel spielt.» Doch das ist noch nicht so sicher. «Der wird Eishockey spielen», prophezeit Mattia Di Biase.

Ob Fussball, Eishockey, Tennis oder Turnen – Hauptsache Sport. Für Lucio Di Biase war das immer ein erzieherischer Schwerpunkt. «Der Sport vermittelt wichtige Werte wie Teamspirit, Sozialkompetenz und auch eine gewisse Ordnung.» Und nicht ohne Stolz sagen die beiden Väter: «Keines unserer sechs Kinder raucht.»

«Ich kann nicht ohne»

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