Drei Jahrzehnte ehrenamtlich tätig
28.11.2019 Porträt, SportBeat Trachsler – vom «Leiterkind» zum Lagerleiter
Für seine langjährige Tätigkeit im Bereich Behindertensport erhält Beat Trachsler am Freitag den Baselbieter Anerkennungspreis. Diesen will der Gelterkinder gleich wieder zugunsten des Behindertensports ...
Beat Trachsler – vom «Leiterkind» zum Lagerleiter
Für seine langjährige Tätigkeit im Bereich Behindertensport erhält Beat Trachsler am Freitag den Baselbieter Anerkennungspreis. Diesen will der Gelterkinder gleich wieder zugunsten des Behindertensports investieren.
Celine Albisser
«Ich bin da als Kind mitgegangen und reingerutscht», erinnert sich Beat Trachsler an die Anfänge seiner Laufbahn bei «insieme Baselland». Sein Vater nahm ihn mehrmals als «Leiterkind» in Skilager für Behinderte mit, bis er als 15-Jähriger zum ersten Mal selber Verantwortung für zwei behinderte Personen übernahm. Seitdem sind diese Wochen kaum mehr aus seinem Leben wegzudenken: «Ich komme aus dem Büro heraus, kann Ski fahren und anderen Leuten eine Freude bereiten. Was möchte ich mehr?»
Aus der Leiterfunktion in Skilagern wurde bald eine grössere Rolle bei «insieme Baselland», die Leitung der Kommission Sport. Unter Trachslers Federführung konnte das Sportangebot stark ausgebaut werden. Aus anfänglich drei verschiedenen Sport- und Erlebniswochen wurden acht bis neun pro Jahr. «Wir stellten eine Angebotslücke für junge Erwachsene mit einer Einschränkung fest, was wir mit der Einführung von neuen Ferienwochen beheben konnten», erläutert der Gelterkinder. Damit könne individueller auf deren Bedürfnisse eingegangen werden.
Schnell abgelenkt
Gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen sei Sport sehr wichtig, da körperliche Behinderungen oft Übergewicht mit sich bringen. «Sie brauchen jemanden, der sie motiviert. Dann kommen die meisten gerne in die Turnstunden», erklärt Trachsler. Das Gewinnen stehe dabei nicht im Vordergrund. Aus diesem Gedanken entstand 1981 auch der kantonale Sporttag für Menschen mit einer Behinderung.
Dieser wird ebenfalls von Trachsler organisiert. Das Konzept habe er jedoch von seinem Vorgänger Max Frey «geerbt». Nachdem er bei der 19. Ausgabe als Helfer mit von der Partie war, übertrug Frey ihm im darauffolgenden Jahr die Leitung des Sporttags. Diese Aufgabe bewältigt er bis heute mit Bravour: Der Tag erfreut sich seit Jahren grosser Beliebtheit. Rund 100 Teilnehmende erscheinen jeweils in Lausen, langjährige Helfende erleichtern die Durchführung.
Trachsler meint mit einem Schmunzeln: «Wenn ich anrufe, um jemanden als Hilfsperson anzufragen, bekomme ich oft schon vor der Begrüssung die Zusage.» Auch die Unterstützung der Gemeinde Lausen sei für den Anlass unersetzlich: «Da das erste Wochenende nach den Sommerferien stets für uns reserviert ist, können wir jedes Jahr auf eine tolle Infrastruktur zählen.»
Reinvestition des Preisgelds
Die Disziplinen des Sporttags sollen die Beweglichkeit, Kräftigung und Koordination fördern. Um Leistung geht es dabei nicht. Dies gehe auch gar nicht anders, merkt der 47-Jährige an. «Behinderte Personen lassen sich sehr schnell ablenken. Die Konzentration auf einzelne Aufgaben ist deutlich erschwert», weiss er aus seiner mehr als 30-jährigen Erfahrung auf diesem Gebiet.
Neben seinen vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten arbeitet Trachsler als Softwareingenieur in seiner eigenen Firma. Damit sind die Tage oft voll ausgefüllt. Aus diesem Grund habe er dieses Jahr seine Tätigkeit bei «insieme Baselland» aufgegeben. «Ich konnte den Ansprüchen nicht mehr vollkommen gerecht werden.» Die Leitung des Sporttags und der Trail-O-Bahn beim Baselbieter Team-OL, der Kategorie für behinderte Personen, habe er jedoch behalten. Dies soll auch noch ein wenig so bleiben: «Solange es Spass macht, bleibe ich dabei.»
Dass seine Arbeit mit dem Baselbieter Anerkennungspreis ausgezeichnet wird, sei eine tolle Wertschätzung. «Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut», so der Oberbaselbieter. Er betont jedoch, dass viele weitere Personen ebenso zum Gelingen der Anlässe beitragen wie er, weshalb er das Preisgeld gerne reinvestieren würde.
Dies hat übrigens auch Max Frey getan, der 1988 dieselbe Auszeichnung erhielt. «Bei der Amtsübergabe erhielt ich ein Bankbüchlein von ihm. So konnten die Defizite der folgenden Jahre gedeckt werden», erinnert sich Trachsler. Er fände es schön, wenn sein Preisgeld in der Zukunft eine ähnliche Verwendung finden würde.
Verleihung der Baselbieter Sportpreise 2019 in Binningen
vs. Morgen Abend werden der Sportpreisträger und die sechs Gewinnerinnen und Gewinner der Förder- und Anerkennungspreise ausgezeichnet. Zum ersten Mal wird dabei erst während der Verleihung bekannt, wer mit dem Sportpreis ausgezeichnet wird. Bisher wurde der Gewinner lange vor dem Anlass verkündet.
Nun wird der Sportpreisträger am Abend der Verleihung erkoren. Neben einer Abstimmung unter den Mitgliedern der Vereinigung Basellandschaftlicher Sportjournalisten und den Vorstandsmitgliedern der Interessengemeinschaft der Baselbieter Sportverbände tragen eine Abstimmung über die «Basellandschaftliche Zeitung» sowie eine Saalabstimmung zum Endergebnis bei. Der Regierungsrat hat das Wahlverfahren angepasst und drei Kandidaten für den diesjährigen Sportpreis nominiert. Mit den Therwiler Flyers steht ein kantonaler Rekordmeister zur Auswahl: 43 Schweizer-Meister-Titel, davon 24 in der Nationalliga A, konnte der Verein über die Jahre erringen. Der gebürtige Oberwiler Patrick Mendelin zählt seit 2008 zu den Leistungsträgern der Unihockey-Nationalmannschaft und gewann an Weltmeisterschaften bereits dreimal die Bronzemedaille. Zudem engagiert er sich seit 2012 stark für den regionalen Unihockeysport und trug massgeblich zum Aufbau von Unihockey Basel Regio bei. Nach einer 13-jährigen Karriere als Profifussballer beim FC Basel griff Roland Paolucci als Trainer ins regionale Fussball-Geschehen ein. 2006 übernahm er das Präsidium des Fussballverbands Nordwestschweiz, dem er bis im Sommer dieses Jahres vorstand. Mit einem Anerkennungspreis wird neben Beat Trachsler Peter Stähli, seinerseits 18 Jahre Präsident der Interessengemeinschaft der Baselbieter Sportverbände ausgezeichnet. Förderpreise werden die Sissacher Leichtathletin Sibylle Häring, die Trampolinspringerin aus Tenniken, Sarah Hunziker, der Muttenzer Handballer Lucas Meister und der Sissacher Curlingspieler Yves Stocker erhalten.
Für den feierlichen Rahmen sorgen die Seifenblasen-Künstler «Bubblezone», der Fussball-Freestyler Patrick Bäurer und die Band Steppin Stompers.