«Das Gesamtpaket macht es aus»
22.11.2019 ZeglingenDie Skiriege Staffelalp setzt auf Skilift, Skihütte und Langlaufloipe
Mit einem Raclette-Abend feiert die Skiriege Staffelalp ihr 50-jähriges Bestehen. Trotz Klimawandel und «hohen» Altersdurchschnitts geht der Verein voller Elan in die Zukunft. Ein Gespräch mit ...
Die Skiriege Staffelalp setzt auf Skilift, Skihütte und Langlaufloipe
Mit einem Raclette-Abend feiert die Skiriege Staffelalp ihr 50-jähriges Bestehen. Trotz Klimawandel und «hohen» Altersdurchschnitts geht der Verein voller Elan in die Zukunft. Ein Gespräch mit Vereinspräsident Urs Schaub über die Besonderheiten des Traditionsvereins aus Zeglingen.
Severin Furter
In Zeiten des Klimawandels haben es Vereine, die ihren Fokus auf Schneesport gelegt haben, nicht gerade einfach. Denkt man. Dass dieses Vorurteil nicht bestätigt werden muss, beweist die Skiriege Staffelalp aus Zeglingen. Auch nach 50 Jahren ist sie in bester Form, bewirtet die eigene Skihütte an jedem Winter-Wochenende, nimmt den Skilift und die Langlaufloipe wenn immer möglich in Betrieb und engagiert sich nicht zuletzt mit einem Skilager für Kinder und Jugendliche für die Zukunft des Schneesports in der Region.
Im Interview mit der «Volksstimme» redet Vereinspräsident Urs Schaub über schneearme Winter, den Generationenwechsel im Verein, Investitionen in die Zukunft und das Erfolgsrezept Skihütte.
Herr Schaub, die Skiriege Staffelalp feiert am Wochenende ihr 50-jähriges Bestehen – und das ohne Schnee: Kann eine Skiriege ohne Schnee überhaupt ein Jubiläumsfest durchführen?
Urs Schaub: (lacht) Klar, das ist für uns kein Problem. Wir haben uns längst damit abgefunden, dass es nicht mehr so schneereiche Winter gibt wie früher. Gleichwohl herrscht in unserer Skihütte an jedem Winter-Wochenende Hochbetrieb – ob es Schnee hat oder nicht. Und man darf nicht vergessen: Wenn in Gelterkinden oder gar in Zeglingen kaum noch Schnee liegt, erlebt man auf der Staffelalp oft den tiefsten Winter. Der Höhen- und Schattenlage sei Dank. Zudem sind viele unserer Gäste nicht nur Schneesportler, sondern auch Wanderer – aus dem Baselbiet und aus dem Solothurnischen.
Dennoch: Der Klimawandel ist in aller Munde. Im Flachland gibt es weniger Schnee. Stellt diese Tatsache auch das Bestehen einer Skiriege in unserer Region infrage?
Nein, aus unserer Sicht nicht. Wir haben in den vergangenen Wintern unseren Skilift auf der Staffelalp immer an mehreren Tagen in Betrieb nehmen können. In der vergangenen Saison waren es rund zehn Betriebstage. So hatten vor allem Kinder die Möglichkeit, vor der Haustüre Ski zu fahren. Erst im vergangenen Jahr haben wir zudem in unseren Skilift investiert: Dank eines neuen Motors ist dieser auch für die kommenden Jahre gerüstet. Nicht zu vergessen ist schliesslich der Betrieb der Langlaufloipe, die von zahlreichen Langlauffans genutzt wird. So sind wir optimistisch, dass wir auch in Zukunft bestehen können.
Und personell: Hat Ihr Verein genügend «Nachwuchs»?
Ich amte nun seit einem Jahrzehnt als Präsident der Skiriege. Dabei durfte ich feststellen, dass wir unseren Mitgliederbestand halten können. Natürlich sind wir immer daran, neue Mitglieder zu akquirieren, das gehört zum Vereinsleben dazu. Derzeit sind wir rund 50 Aktive, wobei jedes Mitglied an vier bis fünf Tagen pro Wintersaison in der Skihütte im Einsatz steht. In den vergangenen Jahren fand zudem ein kleiner Generationenwechsel statt. Mitglieder, die von Anfang an dabei waren, traten zurück, neue und junge Mitglieder kamen dazu. Wobei «jung» immer relativ zu sehen ist (lacht).
Das heisst?
Wir sind ein klarer Erwachsenenverein, sprich alle sind über 30 Jahre alt. Aber das hat mit unseren Aktivitäten zu tun. Da die Bewirtschaftung der Skihütte einen wesentlichen Bestandteil unseres Vereinslebens ausmacht, gehören Jugendliche wohl nicht zu unserer Zielgruppe. Aber das ist auch in Ordnung so. Denn Kinder und Jugendliche sollen von unserem Engagement profitieren und am Skioder Loipenbetrieb teilhaben können.
Wie muss man sich den Vereinsalltag Ihrer Skiriege vorstellen?
Ein Grossteil unseres Engagements beinhaltet an rund 15 Wochenenden im Winter die Bewirtung der Skihütte, wenn Schnee liegt auch mittwochs. Zum Fixprogramm gehören dabei die Saisoneröffnung Anfang Dezember, die Silvesterparty, ein Wildsaupfeffer-Essen sowie der «Buurebrunch» zum Saisonende.Wenn genügend Schnee liegt, versuchen wir ein Kinderskirennen durchzuführen und natürlich organisieren wir jedes zweite Jahr ein Skilager, gemeinsam mit dem Turnverein. Dabei verreisen bis zu 40 Kinder und Jugendliche eine Woche ins Wallis, die Mitglieder der Skiriege amten als Leitpersonen.
Und im Sommer? Steht das Vereinsleben still?
Natürlich nicht. Wir organisieren beispielsweise jedes zweite Jahr eine Vereinsreise oder haben uns in den vergangenen Jahren immer auch bei «schweiz.bewegt» in Zeglingen engagiert. Dabei betrieben wir jeweils eine kleine Festwirtschaft. Der Erlös kam dann dem Skilager zugute.
Apropos Finanzen: Wie wird das Vereinsleben, insbesondere der Betrieb des Skilifts und der Skihütte, finanziert?
Der Skiliftbetrieb ist für unsere Gäste kostenlos, entsprechend stammen unsere Einnahmen hauptsächlich aus dem Wirtschaftsbetrieb der Skihütte. Damit können dann allfällige Reparaturen am Lift oder an der Hütte getätigt werden. Gerade die Investitionen in den Skilift kosten immer wieder viel Geld. Wir konnten diese Mittel bis jetzt jedoch aus dem Vereinsvermögen aufbringen.
Ist es denkbar, dass der Skilift irgendwann aufgrund fehlender finanzieller Mittel aufgegeben werden muss?
Derzeit nicht. Zudem ist es für mich schwer vorstellbar, nur noch eine Hütte zu haben, aber keinen Skilift oder keine Loipe mehr zu führen. Der Skilift und die Skihütte gehören einfach zusammen. Es ist das Gesamtpaket, das unseren Verein ausmacht und von unseren Gästen geschätzt wird.
Morgen ab 18 Uhr feiert die Skiriege Staffelalp in Zeglingen ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Raclette-Abend in der Turnhalle – inklusive Skibar und Foto-Rückblick auf die vergangenen fünf Jahrzehnte. Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung nicht notwendig. Die Wintersaison in der Skihütte beginnt am 7. Dezember. Ab dann ist sie jeweils samstags und sonntags bewirtet.
Weitere Infos zum Verein, zur Silvesterparty oder zum Skihütten-Betrieb sind auf der Website der Skiriege einsehbar: www.skiriege.ch
Zwei Skilifte und ein Brand – die Höhe- und Tiefpunkte der Skiriege
sf. Der Skisport und die Skiriege haben in Zeglingen eine lange Tradition. Bereits in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Skiriege als Untersektion des Turnvereins geführt, wobei einige Turner an kantonalen und regionalen Skirennen um Spitzenplatzierungen mitreden konnten. Als Ende der Sechzigerjahre schliesslich der Wunsch nach der Anschaffung eines Skilifts aufkam, haben 15 Personen die Skiriege Staffelalp offiziell als eigenständigen Verein gegründet. Nach dem Kauf eines Occasion-Skilifts stand einem Skibetrieb in Zeglingen nichts mehr im Weg.
Nach anfänglichem Skibetrieb im Dorf wurde später der Standort auf der Staffelalp in Betrieb genommen, wobei es Anfang der Siebzigerjahre in Zeglingen zeitweise gar zwei Skilifte hatte. Zugleich wurde im Gebiet Staffel ein Heuhäuschen zur Skihütte umgebaut.
Ein Tiefschlag erlitt die Skiriege im Jahr 1980, als die Skihütte im August vollständig niederbrannte – die Gründe sind bis heute unklar. Es ging einige Jahre, bis sich die Skiriege von diesem Schock erholte. Dank des grossen Engagements einiger Mitglieder konnte schliesslich eine neue Skihütte in Tausenden von Fronstunden gebaut werden. Die neue Skihütte wurde im November 1985 eröffnet und ist bis heute an den Wochenenden im Winter bewirtet.
Zur Person
sf. Urs Schaub amtet im elften Jahr als Präsident der Skiriege Staffelalp Zeglingen. Der 55-Jährige ist der vierte Präsident in der Vereinsgeschichte und war vor dem Präsidentenamt mehrere Jahre als Vorstandsmitglied engagiert. Bereits seine Eltern waren in der Riege aktiv. Schaub selbst hat dank des Skilifts der Skiriege die ersten Erfahrungen im Skifahren gemacht: «So ist es beinahe logisch, dass ich beigetreten bin.»