Verbot für Reptilienbörse gefordert
29.10.2019 LausenVeranstaltung wird von mehreren Stellen streng kontrolliert
Die Reptilienbörse in Lausen ist Tierrechtlern ein Dorn im Auge. Die Reptilien und Spinnen hätten Stress und gehörten ohnehin nicht in Privathaushalte. Der Veranstalter reagiert gelassen, achtet aber auf die strikte Einhaltung ...
Veranstaltung wird von mehreren Stellen streng kontrolliert
Die Reptilienbörse in Lausen ist Tierrechtlern ein Dorn im Auge. Die Reptilien und Spinnen hätten Stress und gehörten ohnehin nicht in Privathaushalte. Der Veranstalter reagiert gelassen, achtet aber auf die strikte Einhaltung der Tierschutzvorschriften.
Christian Horisberger
Die Tierrechtsorganisation Peta fuhr im Vorfeld der Reptilienbörse in Lausen schweres Geschütz auf: In einem Mediencommuniqué forderte der Schweizer Ableger der vor allem in den USA und Deutschland stark verankerten Gruppe das Verbot der Veranstaltung.
Die an der Börse zum Verkauf angebotenen Reptilien und Spinnen seien in winzigen Plastikboxen erheblichem Stress ausgesetzt. Die Tiere würden zu Billigpreisen angeboten und bei Abnehmern landen, die den hohen Ansprüchen an Temperatur, Lebensraum und Ernährung in keiner Weise gerecht werden könnten. Überdies sei eine artgerechte Haltung in Gefangenschaft nicht möglich. Daher verlangt die Peta auch ein Haltungsverbot für exotische Wildtiere für Privatpersonen.
Die Aussteller und vor allem die Besucher der Reptilienbörse in Lausen liessen sich von der Kritik der Tierrechtler nicht abschrecken. In der Mehrzweckhalle Stutz herrschte am Sonntag ein Gewusel wie auf einem Ameisenhaufen. Da fachsimpelten Pärchen in den Dreissigern mit Verkäufern von daumennagelgrossen, tropischen Fröschchen, dort trug eine Halbwüchsige voller Stolz eine Box mit einer Babyschlange vor sich her.
Die Neugierigen drängten sich vor den Tischen, auf denen Echsen, Schlangen, Schildkröten, Geckos,Vogelspinnen, aber auch Futtertiere wie Heuschrecken, Grillen und Mehlwürmer (lebendig) oder Mäuse, Küken und Ratten (tiefgekühlt) sowie Terrarien und anderes Zubehör präsentiert wurden. Die zum Verkauf stehenden Tiere befanden sich, wie von der Peta bemängelt, einzeln in kleinen Kunststoffboxen mit transparenten Abdeckungen.
Vogelspinne ganz stessfrei
Die meisten Tiere verharrten regungslos in ihrem Behälter, einige aber – vor allem Schlangen – waren im Vergleich mit Zoo-Tieren sehr aktiv. «Stress?», fragten wir einen Verkäufer. «Ein gestresstes Tier zieht sich zurück», erklärte Benjamin Däschler, ein auf Kornnattern spezialisierter Hobbyzüchter aus dem Kanton Zürich. Um dies zu ermöglichen, sei der Behälter mit einem Holzgranulat ausgelegt. Ausserdem seien die Tiere lediglich für einige Stunden in derart engen Verhältnissen, relativierte ein anderer Aussteller, in dessen Terrarium eine ausgewachsene Boa züngelte.
Auch Alice Huwiler, die Neugierigen ihre Vogelspinnen auf die Hand setzte, konnte bei ihren Tieren keinen Stress erkennen. Wäre dem so, würden sie nicht auf der Hand sitzen bleiben, sondern eilig wegkrabbeln, sagte die Züchterin. In freier Wildbahn würden die Vogelspinnen Zeit ihres Lebens in einer engen Erdröhre hocken und diese nur für die Jagd verlassen. Also könne von zu wenig Platz auch nicht die Rede sein.
Die Vorwürfe der Tierrechtler sind den Ausstellern der bedeutendsten Reptilienbörse der Schweiz nicht fremd. Ein Gecko-Züchter, der aus Norddeutschland angereist ist, ging mit Peta scharf ins Gericht. Diese verurteile Tierhalter und wende Spendengelder dafür auf, ausgesetzte Tiere einzuschläfern, anstatt sich um deren Unterbringung zu kümmern, sagte er. Eine sachliche Auseinandersetzung sei mit Peta nicht möglich. Ein Verkäufer von Futtertieren merkte zudem an, dass Tierrechtler nur kritisieren, aber keine Lösungen präsentieren würden. Man müsse mit der Kritik eben leben. Zwei Verkäufer konterten den Vorwurf der nicht artgerechten Reptilienhaltung mit der Frage, wie artgerecht es sei, wenn man einen Hund oder eine Katze den ganzen Tag oder ein ganzes Leben lang in einer Wohnung einsperrt.
15 Kontrolleure
Für den Veranstalter ist es weniger von Bedeutung, was die Tierschützer sagen, sondern was das Gesetz verlangt. Er mache den Ausstellern strenge Auflagen und lasse deren Einhaltung von Helfern mehrmals überprüfen, sagte Markus Borer, der die Reptilienbörse dieses Jahr zum 19. Mal durchführte. Weitere Kontrollen nähmen vor Ort Vertreter des Bundesamts für Veterinärwesen, des Kantonstierarztes und des Schweizer Zolls vor. Ausserdem schicke der Schweizer Tierschutz (STS) jeweils von sich aus eine Abordnung nach Lausen. Insgesamt würden rund 15 Personen den Ausstellern und dem Veranstalter auf die Finger schauen, schätzt Borer.
Es sei im Interesse der Aussteller und auch in seinem eigenen, dass die Tierschutzbestimmungen eingehalten werden. Andernfalls würde er von den Behörden für die Veranstaltung keine Bewilligung mehr erhalten.