Das «Pack» im Dorf
Zum Artikel «Die Landkarte ist wieder bunter» («Volksstimme» vom 25. Oktober, Seite 7
Seit den Nationalratswahlen trägt Oltingen das Prädikat, die grünste Gemeinde der Schweiz zu sein. Das hat einige ...
Das «Pack» im Dorf
Zum Artikel «Die Landkarte ist wieder bunter» («Volksstimme» vom 25. Oktober, Seite 7
Seit den Nationalratswahlen trägt Oltingen das Prädikat, die grünste Gemeinde der Schweiz zu sein. Das hat einige Medien ins Dorf gelockt, mehr oder weniger gute Beiträge generiert und viele, oft gehässige Reaktionen provoziert.
In einem Artikel des «Blick» lässt sich ein anonymer Oltinger über die grünen Wähler als «das Pack im Dorf, welches weiteres solches Pack anzieht» aus. Als Angesprochene sind wir der Meinung, dass es jedermanns gutes Recht ist, uns Linke und Grüne nicht zu mögen. Dieser Mitbürger überschreitet aber eine Grenze von Anstand und Moral, wenn er uns als «Pack» bezeichnet. Der Begriff wurde in der Vergangenheit, und wird immer noch, für Menschen benutzt, denen man die Menschenwürde absprechen will: Judenpack, Zigeunerpack, Ausländerpack. Und jetzt eben wir.
Wir sind auch der Meinung, dass es in Zeiten, wo mächtige Männer keine Gelegenheit auslassen, Andersdenkende zu diffamieren, Äusserungen gibt, die nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Nur so können wir einen Beitrag dazu leisten, dass der gegenseitige Respekt nicht erodiert und in einen mehrheitsfähigen Hass umschlägt, von dem wir wissen, wo er endet. Hiermit verteidigen wir unsere Menschenwürde und nehmen das moralische Recht in Anspruch, von niemandem als «Pack» bezeichnet zu werden.
Karin Oetterli und Peter Portmann, Oltingen