CARTE BLANCHE
08.10.2019 PolitikNachdenklich
Anna-Tina Groelly, Landrätin Grüne, Gelterkinden
Haargummi, Schokoladenpapier, Taschentuch, Feuerzeug, Lippenbalsam, Draht, Schraube, Sonnenbrille, Seil, Flaschendeckel, Sonnencreme, Zigarette, viele Zigaretten … Dies ...
Nachdenklich
Anna-Tina Groelly, Landrätin Grüne, Gelterkinden
Haargummi, Schokoladenpapier, Taschentuch, Feuerzeug, Lippenbalsam, Draht, Schraube, Sonnenbrille, Seil, Flaschendeckel, Sonnencreme, Zigarette, viele Zigaretten … Dies sind nur einige Gegenstände, die mir noch in Erinnerung sind von der Ausstellung «Nachlese», die ich im Sommer in Flims besuchte. Nach der Wintersaison haben viele freiwillige Helferinnen und Helfer im Skigebiet an den Clean-up-Days Abfall gesammelt. Mit den gefundenen Gegenständen wurde die oben erwähnte Ausstellung organisiert.
Es stimmte mich sehr nachdenklich, wie viel Abfall in der Natur zurückgelassen wird. Diese ausgestellten Stücke waren nur ein kleiner Teil des gesammelten Abfalls. Die Natur, die unsere Lebensgrundlage, unser Erholungsraum, der Ort unserer Freizeitaktivitäten, unser Kraftort ist, wird von uns durch Littering bewusst und unbewusst zerstört.
PET-Flasche, Taschentuch, Chipstüte, Big-Mac-Verpackung, Bierflasche, Schokoladenpapier, Aludose, Zigarette, viele Zigaretten … Als wir mit den Grünen Allschwil und einigen Helfenden Mitte September im Allschwiler Wald Abfall gesammelt haben, stimmte es mich erneut sehr nachdenklich. Wir haben in kurzer Zeit mehrere Abfallsäcke gefüllt und dies nur auf einer sehr kleinen Fläche unserer Wälder. Weshalb wird so viel Abfall nach einem Ausflug im Wald einfach liegen gelassen oder wieso werfen einige Autofahrer ihren Abfall einfach aus dem Fenster an den Strassenrand?
Ein Plastiksack braucht 120 Jahre, um zu verrotten. Ein Aluminiumpapier benötigt 200 bis 400 Jahre, eine Plastikflasche kann bis zu 5000 Jahre dafür brauchen. Eine Glasflasche kann die nächsten 50 000 Jahre im Wald liegen, wenn sie nicht eingesammelt wird.
Mit unseren Abfällen zerstören wir die Natur, unsere Lebensgrundlage. Tiere können daran sterben. Wir verunreinigen unsere Luft und unser Trinkwasser. Wir können krank werden von unserem Abfall.
Letzte Woche kam im Fernseher eine Sendung über einen Selbstversuch mit Plastik. Auch diese Bilder und Informationen stimmten mich sehr, sehr nachdenklich und erschüttern mich.
Wir zerstören unsere Natur und unsere Gesundheit mit den riesigen Mengen an Plastikabfall. Über die Nahrung, die Luft und über unsere Haut nehmen wir unbewusst viele Plastikstoffe in unserem Körper auf. Bereits bei kleinen Kindern konnte in der Dokumentation eine grosse Menge an Mikroplastik festgestellt werden. 70 Prozent des aus aller Welt importierten Abfalls landet auf (illegalen) Deponien und später in der Natur. Das sind über 600 000 Tonnen Plastik im Jahr. Wenn es so weitergeht, vermutet die Wissenschaft, dass im Jahr 2050 mehr Kunststoffe im Ozean zu finden sind als lebende Organismen. Eine erschreckende Vorstellung für mich.
Wir sind umgeben von Plastik, dies ist für uns normal und wir sind nicht mehr kritisch genug. Wir müssen aber sehr kritisch sein und vor allem müssen wir handeln. Jetzt. Jeder Einzelne. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, dass wir uns selbst, unsere Kinder, unsere Natur, unsere Tiere, unser Trinkwasser, unsere Lebensgrundlagen schützen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.