Landschaften, Böden und Demokratie
03.09.2019 Gemeinden, Lauwil, Politik, GesellschaftEin Ausflug in die Gemeindedemokratie für die deutschen Gäste
Die vielfältigen Landschaften und Böden im Oberbaselbiet waren den Deutschen und Schweizer Bodenkundlichen Gesellschaften (DBG und BGS) eine Exkursion wert. Lauwil bot den Gästen zusätzlich einen Ausflug in die politische ...
Ein Ausflug in die Gemeindedemokratie für die deutschen Gäste
Die vielfältigen Landschaften und Böden im Oberbaselbiet waren den Deutschen und Schweizer Bodenkundlichen Gesellschaften (DBG und BGS) eine Exkursion wert. Lauwil bot den Gästen zusätzlich einen Ausflug in die politische Kultur eines kleinen Dorfs.
Beat Ermel
Vorige Woche fand an der Universität Bern die Jahrestagung der Deutschen und Schweizer Bodenkundlichen Gesellschaften statt. Zum Arbeitsprogramm gehörten auch mehrere Exkursionen in verschiedene Regionen der Schweiz.
Eine davon führte ins Oberbaselbiet und widmete sich den Landschaften und Böden im Nordwestschweizer Jura. Die Gesteinsserien der Erdgeschichte, die Jurafaltung und Bruchtektonik im Tafeljura haben in der Nordwestschweiz auf engem Raum eine riesige Vielfalt an Böden entstehen lassen. Besondere Beachtung galt der Funktion der Böden als Waldstandorte, insbesondere unter dem Aspekt der potenziell limitierten Wasserversorgung.
Im kulturell-politischen Schlussteil stand ein Ausflug in die schweizerische Gemeindedemokratie auf dem Programm. Die Idee zu diesem kombinierten Anlass hatte Thomas Mosimann, Gemeindepräsident von Lauwil und Professor im Ruhestand.
«Erstaunlich» und «kurios»
Er erklärte den Gästen, wie die Gemeinde organisiert ist und wie der politische Alltag abläuft. Der Fokus galt der Entscheidungsfindung im Zusammenspiel von Gemeinderat und Gemeindeversammlung und dem Milizsystem. Die 29 Bodenkundler aus Deutschland und ihre vier Schweizer Kollegen zeigten grosses Interesse an den Ausführungen von Mosimann und Gemeinderat Peter Erni.
Thomas Scholten, alt Präsident DBG, fand die Kombination von naturwissenschaftlicher Thematik und Politik reizvoll und im positiven Sinn ungewöhnlich. Denn das politische System spiele bei der Umsetzung beispielsweise von Bodenschutzmassnahmen eine wichtige Rolle.
Dass diese Organisationsform für eine Gemeinde, wie zum Beispiel Muttenz mit rund 18 000 Einwohnern und Lauwil mit 325 Einwohnern, weitgehend gleich sind, fanden die deutschen Besucher erstaunlich bis kurios. Auch, dass die Bevölkerung bis ins kleinste Detail an einer Gemeindeversammlung das Sagen hat, kennt man in Deutschland so nicht. Mitsprache erleben, die etwas bewirkt, das beeindruckte schon. «Wer kann und will, der kommt an die Gemeindeversammlung. In Lauwil sind dies 8 bis 15 Prozent der Stimmberechtigten», sagte Mosimann. Passe dann der Entscheid gar nicht, bestehe noch die Möglichkeit des Referendums.
Einer der Gäste wollte wissen, ob es einen Run auf das Gemeinderatsamt gebe. Eher das Gegenteil sei der Fall, sagte Mosimann. Denn die Tätigkeit geschieht in der Freizeit. Das Amt sei unattraktiv für Leute, die vor allem aufs Geld aus sind.
Nicht wegen des Geldes
Doch auch in unserem System sei nicht alles Gold, was glänzt. So hätten die Gemeinden mit zunehmenden Vorgaben von Bund und Kantonen zu kämpfen. Auch bestehe eine abnehmende Bereitschaft, sich fürs Allgemeinwohl zu engagieren. Für die Besucher aus Deutschland war die detaillierte Entscheidungsfindung für die Trinkwasserversorgung von besonderem Interesse. Die Behördenmitglieder beschrieben den Prozess: Nachdem abgeklärt war, dass die Wasservorkommen auch in Zukunft ausreichen werden, wurde von der Gemeindeversammlung bestätigt, dass Lauwil auch in der Trinkwasserversorgung eigenständig bleiben wolle. Zudem habe sich der Souverän für die vom Kanton wegen der Fäkalbelastung vorgeschriebenen zwei Reinigungsstufen entschieden. Und dazu auch noch die teurere Variante mit einer Ultrafiltration beschlossen.