CARTE BLANCHE
13.09.2019 PolitikEinfacher ist besser
Peter Buser, Gemeindepräsident Sissach, Stechpalme
Neophyten, Biodiversität, Brexit, Neophobia – all diese Worte können wir im Moment in bald jeder Ausgabe einer Zeitung lesen. Mittlerweile weiss auch fast ...
Einfacher ist besser
Peter Buser, Gemeindepräsident Sissach, Stechpalme
Neophyten, Biodiversität, Brexit, Neophobia – all diese Worte können wir im Moment in bald jeder Ausgabe einer Zeitung lesen. Mittlerweile weiss auch fast jeder, was mit diesen Worten gemeint ist und kennt deren Bedeutung. Darüber wurde zur Genüge geschrieben und inhaltlich will ich nicht näher darauf eingehen.
In letzter Zeit passiert es mir aber immer häufiger, dass ich beim Lesen von Zeitungsartikeln nicht mehr drauskomme und sie nicht verstehe. Nein, nicht inhaltlich, vielmehr, weil ich über Worte stolpere, die ich noch nie gehört oder gelesen habe und deren Bedeutung ich nicht kenne. Bis vor Jahren wusste kaum jemand was ein Neophyt, oder was Biodiversität ist. Dank unseres ewigen Begleiters, des Smartphones, kann ich aber mit Google meist herausfinden, was mit dem Wort gemeint ist. Dabei stelle ich auch oftmals fest, dass ein Wort, so wie es gebraucht wird, an dieser Stelle wenig Sinn ergibt und ein ganz einfaches Wort gebraucht werden könnte, das zwar banal tönt, aber alle verstehen würden.
Beispiel gefällig? Letzte Woche stolperte ich in einem Bericht vom «Cherus Gälti» über das Wort «Petenten». Was um himmelsgottswillen ist damit gemeint? In einer grösseren Zeitung als dieser, die Sie gerade vor sich haben, war dieses Wort in den Text eingebaut. Nach dem Lesen des ganzen Abschnitts machte ich mir einen Reim darauf und hatte eine Vorstellung, was wohl gemeint sein könnte.
Doch nicht genug. Tags darauf konnte ich in der Lokalzeitung, die Sie gerade vor sich haben, ebendieses Wort wieder lesen. Mal ehrlich, wissen Sie, was mit Petenten gemeint ist? Ich wusste es nicht. Dank Google bin ich schlauer. Man hätte ganz einfach «die Eingeber der Petition» schreiben können. Ich bin sicher, dann hätten die Verfasser der Petition selbst auch gewusst, dass sie damit gemeint sind …
In solchen Situationen frage ich mich manchmal: «Weiss der Journalist selbst auch, was er da schreibt? Oder hat er das Wort irgendwo gelesen, aufgeschnappt und findet, es tönt gut an dieser Stelle?» Ja, mir ist klar, wenn man sich tagtäglich mit Buchstaben und Wörtern abgibt, viel liest und schreibt, eignet man sich einen riesigen Wortschatz an. Diesen will man ja auch gebrauchen können.
Zugegeben, mein Wortschatz ist nicht so gross. Ich bemühe mich aber, ihn täglich zu vergrössern. Teilweise auch gezwungenermassen. Letzthin musste ich wieder einmal vertiefter in den Gesetzbüchern lesen. Einmal googeln hat da nicht gereicht. Und ich bin mir bis zum Schluss nicht ganz sicher, ob ich da wirklich auch alles so verstanden habe, wie es gemeint ist. Sollte ich da wohl einen Juristen fragen, oder besser noch einen zweiten, dritten …?
Wie dem auch sei, oftmals wären direkte Wörter, die ein jeder versteht, nützlicher als jedes Fachchinesisch, das zwar gut tönt, aber doch keiner versteht.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.