Bewusster zur Überraschung
13.08.2019 BaselbietNeu im Landrat: Anna-Tina Groelly, Grüne Gelterkinden
Die 30-jährige Gelterkinderin Anna-Tina Groelly hat es im zweiten Anlauf in den Baselbieter Landrat geschafft. Sie sieht grossen Handlungsbedarf in Umwelt-, Klima- und Bildungsthemen und will sich lösungsorientiert im ...
Neu im Landrat: Anna-Tina Groelly, Grüne Gelterkinden
Die 30-jährige Gelterkinderin Anna-Tina Groelly hat es im zweiten Anlauf in den Baselbieter Landrat geschafft. Sie sieht grossen Handlungsbedarf in Umwelt-, Klima- und Bildungsthemen und will sich lösungsorientiert im Kantonsparlament einbringen.
Daniel Schaub
«Ich stehe noch ganz am Anfang einer politischen Laufbahn», gibt Anna-Tina Groelly unumwunden zu. Im vergangenen Frühjahr war sie – «völlig überraschend», wie sie selbst sagt – auf der Liste der Grünen Gelterkinden an zweiter Position mit einem Direktmandat in den Baselbieter Landrat gewählt worden. Vor ihr stand nur noch jene Frau, der sie ihr konkretisiertes politisches Engagement primär zu verdanken hat: Florence Brenzikofer. Die Vizepräsidentin der Grünen Schweiz hatte Anna-Tina Groelly schon vor vier Jahren angefragt, ob sie nicht Interesse hätte, für den Wahlkreis in Gelterkinden zu kandidieren.
«Damals war ich wohl nicht viel mehr als eine Listenfüllerin», so Groelly im Rückblick. Bei den Parlamentswahlen in diesem Frühjahr erfolgte die neuerliche Kandidatur nun bewusster und durchaus mit der Option einer Wahl. «Ich machte mir zumindest Gedanken darüber, was es für mich bedeuten würde, wenn ich als erste Nachrückende abgeschnitten hätte.» Dann kam es noch besser: Groelly holte in ihrem Wahlkreis 974 Stimmen, was für den direkten Einzug ins Kantonsparlament reichte.
Groelly profitierte einerseits vom starken Resultat der grünen Kantonalpartei, die ihre Vertretung von 8 auf 14 Sitze erweitern konnte und damit die grosse Gewinnerin war. «Die Klimadebatte und weitere aktuelle grüne Themen haben uns sicherlich in die Hand gespielt, den Menschen wird mehr und mehr bewusst, dass Handlungsbedarf besteht.» Der allgemein positive Trend der Grünen war aber nur ein Teil des persönlichen Wahlerfolges von Anna-Tina Groelly. Sie ist in Gelterkinden gut vernetzt, engagiert sich seit vielen Jahren im Turnverein, auch als Leiterin von verschiedenen Riegen oder als Lagerleiterin.
Interessen im Bildungsbereich
Bewusste Werte waren schon in ihrem Elternhaus vermittelt worden, die Familie sei politisch interessiert, aber nicht aktiv gewesen. Das ändert sich nun mit ihr. Dass die Grünen im Wahlkreis Gelterkinden konsequent als Team aufgetreten seien, hätte ebenfalls zum Wahlerfolg beigetragen, betont sie. Am 1. Juli erlebte sie im Landratssaal in Liestal ihre erste Sitzung – und sie wurde in die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission gewählt, ein Themenfeld, das ihr aufgrund ihres beruflichen Hintergrundes nahe liegt.
Groelly arbeitet seit sieben Jahren als Kindergärtnerin im aargauischen Oeschgen, zu diesem Job ist sie durch einen Zufall gekommen. Weil sie jeweils im Winter als Skilehrerin saisonal unterwegs war, beschränkte sie sich zunächst auf Stellvertretungen als Kindergärtnerin. Ein Jahr war sie in Lampenberg, einmal auch in Wegenstetten; dort erfuhr sie, dass in Oeschgen dringend jemand gesucht würde. Sie meldete sich, wollte eigentlich auch nur für kurze Zeit bleiben, hat nun aber einen festen Bezug aufgebaut. Bildungsthemen sind ihr sehr wichtig, «Die Anforderungen sowohl an die Schülerinnen und Schüler wie auch an die Lehrpersonen haben sich in den letzten Jahren markant verändert. Hier müssen wir Unterstützung leisten, vor allem auch im integrativen Bereich.»
Groelly hat selbst eine Familie gegründet, ist Mutter einer Tochter und lebt mit ihrem Lebenspartner in Gelterkinden, wo sie auch aufgewachsen ist. Im Landrat freut sie sich auf den «offenen und fairen Austausch und Diskussionen auch mit Menschen, die anders denken». Sie wolle lösungsorientiert arbeiten und denkt, dass dies durch das nun etwas ausgeglichener besetzte Kantonsparlament auch besser möglich wird.
Obwohl sie erst seit einigen Wochen Landrätin ist, hat sich Anna-Tina Groelly auch für die Nationalratsliste der Grünen nominieren lassen. «Für mich ist wichtig, dass die Wählerinnen und Wähler eine möglichst breite Auswahl haben. Und für mich persönlich ist es auch eine grosse Ehre, dass man mir ein solches Mandat auf nationaler Ebene zutraut und ich angefragt wurde.»