27-Jährige stirbt nach Badi-Unfall
19.07.2019 Gemeinden, Polizei, ItingenFrau wurde mit gebrochenem Genick ins Spital eingeliefert
Ende Juni musste eine 27-Jährige reanimiert werden, die regungslos im Schwimmbecken der Itinger Badi trieb. Zwei Wochen später verstarb die junge Frau im Spital. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Auch ihre Familie will ...
Frau wurde mit gebrochenem Genick ins Spital eingeliefert
Ende Juni musste eine 27-Jährige reanimiert werden, die regungslos im Schwimmbecken der Itinger Badi trieb. Zwei Wochen später verstarb die junge Frau im Spital. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Auch ihre Familie will herausfinden, was in der Badi geschah.
Michèle Degen
Am Samstag, dem 29. Juni, ist Miray* mit ihrem Freund in der Itinger Badi und geniesst mit vielen anderen Badegästen den Sommertag. Um die Mittagsstunden wird die junge Frau regungslos im Wasser gefunden und muss wiederbelebt und ins Spital gebracht werden. Zwei Wochen später, am 13. Juli, um 13.20 Uhr wird offiziell der Tod der 27-Jährigen festgestellt.
Die Geschehnisse zwischen Mirays Badibesuch und ihrem Tod werfen Fragen auf. Wie die «Basler Zeitung» berichtete, hat die Baselbieter Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnet und klärt derzeit den Unfallhergang ab. Auch für Mirays Angehörige sind die vergangenen beiden Wochen voller Fragezeichen. Sie suchen Zeugen, die den Vorfall miterlebt haben und ihnen dabei helfen können, den Unfallhergang zu rekonstruieren. Sie möchten verstehen, wie es dazu kam, dass die junge Frau mit den schokoladebraunen Augen und dem scheuen Lächeln nicht mehr aus dem Spital nach Hause gekehrt ist.
Miray sei alleine zum Nichtschwimmerbecken der gut besuchten Badi gegangen, sagt die Mutter der jungen Frau gegenüber der «Volksstimme», was sie bisher über den Unfalltag herausfinden konnte. Zuerst sei Miray eine Zeit lang auf dem Rücken geschwommen, wie andere Badegäste beobachtet haben. Danach drehte sie sich auf den Bauch. Kurz darauf setzte sich ihr Freund an den Beckenrand, in der Annahme, seine Freundin tauche. Als er bemerkte, dass etwas nicht stimmte, zog er sie aus dem Wasser. Ein anderer Badegast konnte sie reanimieren. Miray, die wieder atmete, wurde ins Spital gebracht, wo die Ärzte einen Genickbruch feststellten und die junge Frau mit türkischen Wurzeln operierten.
Mit Flugblättern auf Zeugensuche
Drei Tage später wurde in einer zweiten OP ein Luftröhrenschnitt vorgenommen. «Nach der Operation hat sie sich jedoch nicht mehr erholt, konnte nicht mehr selbstständig atmen und bekam hohes Fieber», sagt die Mutter. Die gelernte Hauswirtschafts-Fachfrau wäre in Zukunft vom Hals an abwärts gelähmt gewesen, so die Ärzte. Ihr Gehirn hatte von den Ereignissen grosse Schäden davongetragen. Zwei Wochen nach dem Unfall in der Badi verstarb Miray am Samstag.
Mittels Flugblätter, die in Itingen verteilt wurden, bitten die Angehörigen nun Zeugen, sich unter der E-Mail-Adresse radsty@gmx.ch zu melden und vom Unfall zu erzählen. «Es geht uns nicht darum, einen Schuldigen zu suchen», sagt eine Freundin von Miray und ihrer Mutter. «Wir möchten klären, was in der Badi passiert ist, und wie es zum Genickbruch gekommen ist.» Die Familie schliesst nicht aus, dass die Verletzung von einem Zusammenstoss mit einem anderen Badegast rührt, oder davon, dass Miray ausgerutscht ist. Sie sind zudem daran, einige weitere Fragen über den Behandlungsvorgang im Spital zu klären.
Betreten auf eigene Verantwortung
Miray, die in Liestal wohnhaft war, besuchte an diesem Tag zusammen mit ihrem Freund die Itinger Badi wohl, weil dort der Eintritt gratis ist, vermutet die Mutter, die ihre Tochter als temperamentvolle, hilfsbereite und offene Person beschreibt.
Die kleine Badi ganz am südlichen Ende des Dorfs wird von der Gemeinde für die Einwohner gratis betrieben. Auswärtige Gäste werden um einen «angemessenen Beitrag» gebeten, wie auf einem Schild am Engang der Badi zu lesen ist. Die Gemeinde weist ausserdem darauf hin, dass das Schwimmbad ohne Aufsicht betrieben wird, dass also kein Bademeister und keine Bademeisterin anwesend ist, und dass das Gelände auf eigeneVerantwortung betreten wird.Wie Gemeindepräsident Martin Mundwiler gegenüber der BaZ äusserte, habe vor einigen Jahren ein Badegast reanimiert werden müssen, der jedoch überlebte. Ein Todesfall habe es jedoch in der 50-jährigen Geschichte der Badi Itingen noch nie gegeben. Mirays Mutter, so sagt sie, weise der Gemeinde keine Schuld zu, sie wünsche sich aber, dass diese Massnahmen ergreift. «Damit niemand mehr seine Tochter so verlieren muss, wie ich.»
* Name geändert/der Redaktion bekannt